Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
die ihm geblieben waren, wollte er auf jeden Fall retten. Er bog von der Straße ab und marschierte den Rest des Weges zu Carbo nach Arretium durch unwegsames Gelände. Die Soldaten der anderen fünf Legionen zerstreuten sich in alle Winde.
    Drei Tage später stießen Pompeius und Crassus in der Nähe der großen und gutbefestigten Stadt Spoletium auf Carrinas. Diesmal kam es zur Schlacht, aber Carrinas geriet so sehr in Bedrängnis, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich mit drei seiner acht Legionen in Spoletium zu verschanzen. Drei andere Legionen flohen nach Tuder und verschanzten sich dort, die restlichen beiden Legionen verschwanden einfach und tauchten nie wieder auf.
    »Wunderbar, Varro!« rief Pompeius erfreut aus. »Ich sehe eine Möglichkeit, wie ich mir den alten Dickkopf Crassus vom Hals schaffen kann.«
    Pompeius schlug Crassus vor, daß er mit seinen drei Legionen Tuder belagern sollte, was es ihm, Pompeius, erlaubte, mit seinen Männern auf Spoletium vorzurücken. Überglücklich bei dem Gedanken, einen eigenen Feldzug unternehmen zu dürfen, eilte Crassus nach Tuder. Pompeius ließ sich in Hochstimmung vor Spoletium nieder. Er wußte ganz genau, daß derjenige, der Spoletium einnahm, am meisten Ruhm ernten würde, denn schließlich saß Carrinas in Spoletium und nicht in Tuder. Leider ging Pompeius’ Rechnung nicht auf. Mit viel Wagemut und Geschick gelang es Carrinas, sich während eines mitternächtlichen Sturms aus Spoletium hinauszustehlen und mit drei vollständigen Legionen zu Carbo zu stoßen.
    Pompeius, der sich selbst die alleinige Schuld an Carrinas’ Flucht gab, führte Varro einen seiner typischen Wutausbrüche vor. Er heulte, biß sich die Fingerknöchel wund, riß sich ganze Haarbüschel aus, trommelte wie wild mit Füßen und Fäusten auf den Boden, zerbrach Krüge und Teller, zerschlug Möbel... Aber dann, so plötzlich, wie das mitternächtliche, für Carrinas so segensreiche Unwetter wieder vergangen war, verflog Pompeius’ Wut auch wieder.
    »Auf nach Clusium, auf zu Sulla«, verkündete er. »Los, Varro. Steh auf. Was trödelst du so herum?«

    Anfang Juni erreichten Pompeius und seine Veteranen Sullas Lager am Fluß Chiana. Sulla war ziemlich gereizt und sein Kampfgeist schwer angeschlagen. Carbo war aus Arretium ausgerückt und nach Clusium gezogen, wo die beiden Armeen überraschend aufeinandergetroffen waren. Da keine Zeit blieb, eine Strategie auszuarbeiten, waren Sullas Legionen in schwerste Bedrängnis geraten und hätten die Schlacht sicherlich verloren, hätte Sulla nicht die Geistesgegenwart besessen, die Feindseligkeiten abzubrechen, und den Rückzug auf ein stark befestigtes Lager befohlen.
    »Aber das ist jetzt egal«, sagte Sulla, sichtlich erfreut über Pompeius’ Ankunft. »Du bist jetzt hier, und Crassus steht mit seinen Legionen ebenfalls ganz in der Nähe. Mit euch beiden an meiner Seite ist Carbo so gut wie erledigt.«
    »Wie steht es um Metellus Pius?« wollte Pompeius wissen, dem es überhaupt nicht behagte, daß Sulla ihn und Crassus in einem Atemzug nannte.
    »Das italische Gallien ist in unserer Hand. Metellus hat Norbanus vor Faventia gestellt, während Varro Lucullus, der bis nach Placentia ziehen mußte, um Aufnahme zu finden, Lucius Quincticus und Publius Albinovanus bei Fidentia abgefangen hat. Alles ging gut, und unsere Feinde sind tot oder in alle Winde verstreut.«
    »Und Norbanus selbst?«
    »Nach Ariminum geflohen, nehme ich an«, antwortete Sulla achselzuckend und ging dazu über, Pompeius Anweisungen zur Unterbringung seiner Legionen zu erteilen. Sulla war es ziemlich gleichgültig, wie es seinen militärischen Gegnern erging, wenn er sie erst einmal besiegt hatte und, wie es bei Norbanus der Fall war, keine persönliche Feindschaft gegen sie hegte.
    Am nächsten Tag kehrte Crassus an der Spitze von drei ziemlich mißmutigen und aufgebrachten Legionen aus Tuder zurück. Unter den Soldaten ging das Gerücht um, Crassus sei bei der Eroberung der Stadt ein Goldschatz in die Hände gefallen, er habe ihn aber für sich selbst behalten.
    »Entspricht das der Wahrheit?« verlangte Sulla zu wissen. Er starrte Crassus ingrimmig an.
    »Nein.« Crassus hatte eine Unschuldsmiene aufgesetzt und erwiderte Sullas Blick verwirrt, aber ohne Schuldbewußtsein.
    »Bist du dir ganz sicher?«
    »In Tuder gab es nichts zu holen außer ein paar alten Weibern. Und von denen lockte mich keines.«
    Sulla sah ihn mißtrauisch an. War Crassus absichtlich

Weitere Kostenlose Bücher