MoR 03 - Günstlinge der Götter
Carbo?« wollte Marcus Crassus wissen.
»Noch in Ariminum. Ich nehme an, er wartet Sullas nächsten Schritt ab.«
»Und wie es dem jungen Marius ergeht«, fügte Pompeius hinzu.
»Genau«, stimmte Metellus zu und zog seine Augenbrauen in die Höhe. »Aber der soll jetzt nicht unsere Sorge sein. Wir müssen Carbo auf Trab bringen. Pompeius, du kennst dich hier am besten aus. Sollen wir Carrinas über den Fluß locken oder ihn auf dem anderen Ufer festhalten?«
»Das kommt auf dasselbe heraus«, antwortete Pompeius. »Hier wie dort finden wir ausreichend Platz, unsere Truppen in Aufstellung zu bringen. Das Gelände ist zwar teilweise mit Bäumen durchsetzt, aber ansonsten ziemlich eben. Ideale Voraussetzungen, Carrinas’ Armee bis auf den letzten Mann aufzureiben — wenn wir es richtig anstellen.« Pompeius sah Metellus unschuldig an und fuhr mit einschmeichelnder Stimme fort: »Die Entscheidung liegt ganz bei dir, Pius. Ich bin nur ein Legat.«
»Nun, da wir versuchen, nach Ariminum zu gelangen, macht es mehr Sinn, mit unserer Armee an das andere Ufer überzusetzen«, entschied Metellus Pius mit unbewegter Miene. »So müssen wir, wenn es uns gelingt, Carrinas in die Flucht zu schlagen, nicht erst noch den Aesis überqueren. Nach dem vorliegenden Bericht ist unsere Reiterei der Carrinas’ deutlich überlegen. Pompeius, vorausgesetzt, das Terrain und der Wasserstand des Flusses erlauben es, traust du es dir zu, zuerst überzusetzen und die Furt eine Zeitlang zu sichern? Das würde es mir erlauben, mit meinen Fußtruppen den Fluß zu überqueren und, nachdem du deine Reiter wieder abgezogen hast, anzugreifen. Leider bleibt uns keine Zeit, eine Kriegslist zu ersinnen, es wird also auf eine offene Feldschlacht hinauslaufen. Wir könnten höchstens eines tun. Sobald ich angreife, schlägst du mit deinen Schwadronen einen Bogen um die feindlichen Reihen und fällst Carrinas und Censorinus in den Rücken.«
Niemand hatte etwas gegen diese Strategie einzuwenden, die den Legaten im Kampf genügend Handlungsspielraum ließ. Metellus Pius verstand sich auf das Kriegshandwerk. Sogar Pompeius stimmte dem Vorschlag zu, daß Varro Lucullus die drei aus seinen Veteranen bestehenden Legionen kommandieren sollte, damit er selbst sich voll auf die Führung der Reiterei konzentrieren konnte.
»Ich werde das Kommando über den mittleren Abschnitt übernehmen«, schloß Metellus Pius die Besprechung ab. »Crassus führt den rechten und Varro Lucullus den linken Flügel an.«
Da das Wetter an diesem Tag gut und der Boden nicht zu feucht war, entwickelte sich alles so, wie Metellus Pius es geplant hatte. Pompeius hatte keine Schwierigkeit, die Furt zu sichern, und die anschließende Schlacht der Fußsoldaten demonstrierte einmal mehr, wie viel kampferprobte Soldaten in den Händen eines guten Legaten zuwege brachten. Zwar bestanden Scipios Legionen aus recht unerfahrenen Soldaten, aber Varro Lucullus und Crassus zeigten viel Geschick in der Führung der fünf Veteranen-Legionen, deren Selbstvertrauen sich mit der Zeit auf Scipios Männer übertrug. Carrinas und Censorinus hatten keinen einzigen Veteranen in ihren Reihen, sie konnten Metellus Pius zu keinem Zeitpunkt ernstlich Widerstand leisten. Wäre es Pompeius gelungen, den feindlichen Truppen in den Rücken zu fallen, die Schlacht hätte unweigerlich mit der völligen Zerschlagung von Carrinas’ und Censorinus’ Legionen geendet. Aber als Pompeius mit seinen Reitern die feindlichen Linien in einem weiten Bogen umgehen wollte, traf er direkt auf Carbo, der mit sechs weiteren Legionen und einer dreitausend Mann starken Reiterei seinen Verbündeten zu Hilfe geeilt war.
Mit Mühe und Not gelang es Carrinas und Censorinus, sich zurückzuziehen und ihre Verluste auf drei- bis viertausend Mann zu beschränken. Nur eine knappe Meile hinter dem Schlachtfeld schlugen sie neben Carbos Lager ihre Zelte auf. Der Vormarsch von Metellus Pius und seinen Legaten war zum Stillstand gekommen.
»Wir ziehen uns in unser altes Lager südlich vom Fluß zurück«, entschied Metellus Pius ohne zu zögern. »Sollen sie ruhig denken, wir seien zu feige, um weiter vorzurücken. Jetzt, da Carbo zu ihnen gestoßen ist, müssen wir auf einen gewissen Abstand zwischen ihnen und uns achten.«
Trotz dieser enttäuschenden Wendung der Dinge waren die Soldaten guten Mutes, und auch Pompeius, Crassus und Varro Lucullus waren bester Stimmung, als sie bei Einbruch der Dämmerung im Kommandozelt ihres Feldherrn
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