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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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uralten samnitischen Familie, war aber etwas zu jung gewesen, um während des Bundesgenossenkrieges in der ersten Reihe der samnitischen Großen zu stehen. Jetzt, mit seinen zweiunddreißig Jahren, war er ein gutaussehender junger Mann, der genügend Frechheit besaß, seine Gastgeberin mit heimlichen Blicken voller Lüsternheit zu umschmeicheln. Aber Bastia ging nicht darauf ein. Telesinus war Samniter, und das bedeutete, wie sie wohl wußte, daß er Römer mehr haßte, als er Frauen jemals lieben konnte.
    Der zweite ihr bekannte Mann, Marcus Lamponius, war der oberste Stammesführer der Lucaner. Während des Bundesgenossenkrieges war er einer der unerbittlichsten Feinde der Römer gewesen. Und obwohl er die Fünfzig schon überschritten hatte, stand ihm der Sinn immer noch nach Krieg, dürstete er immer noch nur nach einem: nach römischem Blut. Sie ändern sich nie, diese nichtrömischen Italiker, dachte Bastia. Rom zu zerstören bedeutete ihnen mehr als ihr Leben, ihr Reichtum oder der Friede, mehr sogar als Kinder.
    Der einzige unter den dreien, den Bastia nie zuvor gesehen hatte, stammte wie sie selbst aus der Campania. Tiberius Gutta, der Bürgermeister von Capua, war fettleibig, grobschlächtig, egoistisch und ebenso fanatisch wie die anderen Männer darauf aus, römisches Blut zu schmecken.
    Bastia verließ das Speisezimmer, sobald ihr Ehemann ihr bedeutete, daß sie sich zurückziehen durfte. In ihr tobte eine Wut, die sie vor den Männern sorgsam verborgen hatte. Wie ungerecht! Endlich hatte sich alles wieder eingerenkt, endlich schien es fast so, als habe der Bundesgenossenkrieg nie stattgefunden. Und da sollte alles wieder von vorne anfangen? Sie hatte herausschreien wollen, daß sich nichts geändert habe, daß Rom ihre Gesichter zerstören und ihnen allen Reichtum wegnehmen werde. Aber sie hatte ihre Zunge in Zaum gehalten. Selbst wenn sie Mutilus, Gutta und die anderen von ihrer Ansicht überzeugen könnte, ihr Patriotismus und ihr Stolz würde sie trotzdem in den Krieg treiben.
    Die Wut fraß sie auf, steigerte sich noch. Bastia lief in ihrem Wohnraum hin und her, verzehrt von dem Wunsch, diesen verbohrten, engstirnigen Männern eine saftige Lektion zu erteilen. Vor allem ihrem Gatten, dem Stammesführer seines Volkes, dem Mann, zu dem alle Samniter ratsuchend aufsahen. Aber wozu riet er ihnen? Zum Krieg gegen Rom. Zum Untergang. Scherte es ihn, daß sie alle fallen würden, wenn er fiele? Natürlich nicht! Er war ein Mann, ein Mann mit all seinen kleingeistigen Prinzipien von Patriotismus und Rache. Ganz Mann, und doch nur ein halber Mann. Und die Hälfte, die ihm geblieben war, taugte nichts für sie, taugte weder für die Fortpflanzung noch für das Vergnügen.
    Erschreckt hielt sie inne, fühlte die Hitze in sich, das Verlangen, das ihre verzweifelte Wut wachgerufen hatte. Ihre Lippen waren wundgebissen, sie konnte mit ihrer Zunge das Blut schmecken.
    Da war dieser Sklave... Einer dieser Griechen von der Insel Samothraki, mit Haar so dunkel, daß es blau leuchtete, wenn Licht darauf fiel, mit buschigen Augenbrauen und darunter Augen von der Farbe eines Bergsees... eine Haut so zart, daß sie geradezu danach schrie, geküßt zu werden... Bastia klatschte in die Hände.
    Der Hausverwalter trat ein. »Sind die Gäste im Speisezimmer versorgt?« Sie sah ihn mit hocherhobenem Haupt an. Ihre zerbissenen Lippen waren angeschwollen und knallrot.
    »Ja, domina.«
    »Gut. Bitte sorge dafür, daß es ihnen an nichts mangelt. Und schicke Hippolytus zu mir. Mir ist etwas eingefallen, wobei mir seine Dienste behilflich sein könnten.«
    Das Gesicht des Hausverwalters blieb unbewegt. Da Mutilus es im Gegensatz zu Bastia nicht für nötig erachtete, in Teanum Sidicinum zu leben, gingen sie und ihr Wohlbefinden vor. Er verbeugte sich. »Ich werde Hippolytus unverzüglich herbestellen, domina!« Er verbeugte sich noch einmal, bevor er sich aus dem Zimmer entfernte.
    Die Männer im Speisezimmer hatten Bastia, kaum daß sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, vergessen.
    »Carbo hat mir versichert, er habe Sulla bei Clusium unter Kontrolle«, wandte sich Mutilus an seine Legaten, als sie ungestört waren.
    »Und, glaubst du das?« Lamponius blickte zweifelnd.
    Mutilus runzelte die Stirn. »Ich sehe keinen Grund, warum ich das nicht tun sollte, aber natürlich kann ich nicht ganz sicher sein. Hast du einen Grund für deinen Zweifel?«
    »Nein, außer daß Carbo ein Römer ist.«
    »Hört, hört!« rief Pontius

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