MoR 03 - Günstlinge der Götter
Telesinus.
»Fortuna ist wankelmütig«, warf Tiberius Gutta ein, der gerade einen mit Kastanien gefüllten, knusprig gebackenen Kapaun zerlegte und sich mit fetttriefenden Fingern das Gesicht abwischte. »Für den Moment kämpfen wir auf Carbos Seite. Wenn Sulla besiegt ist, können wir uns immer noch Carbo und die anderen Römer vornehmen.«
»Genau!« stimmte Mutilus lächelnd zu.
»Wir sollten keine Zeit verlieren und so schnell wie möglich nach Praeneste ziehen«, drängte Lamponius.
»Ja, am besten morgen schon«, warf Telesinus ein.
»Nein!« Mutilus schüttelte heftig den Kopf. »Wir müssen unseren Männern einige Tage Rast gönnen. Sie haben einen harten Marsch hinter sich und müssen noch die Via Latina in ihrer ganzen Länge hinter sich bringen. Ich will, daß sie ausgeruht sind, wenn wir Ofella angreifen.«
Kein Widerspruch erhob sich, und die vier Männer beschlossen, mit der Aussicht auf einige Tage voller Muße, die Unterredung früher als erwartet zu beenden. Da Mutilus’ Verwalter gerade in der Küche war, sah und hörte er nichts von dem Aufbruch der Gäste und war auch nicht zugegen, als der Hausherr seinem germanischen Riesen befahl, ihn in das Zimmer seiner Frau zu tragen.
Bastia lag nackt und mit weit gespreizten Beinen auf den Kissen ihrer Liege. Zwischen ihren feuchtglänzenden Schenkeln hatte sich ein blauschimmernder Haarschopf vergraben. Der kompakte, muskulöse Leib, zu dem der Kopf gehörte, lag so entspannt auf der Liege, daß es beinahe schien, als gehöre er einer schlafenden Katze. Nur da, wo der Kopf zwischen Bastias Schenkeln verschwand, berührten sich die beiden Körper. Bastia hatte ihre Arme ausgestreckt und knetete die hinter ihr liegenden Kissen, die des Griechen lagen leblos neben seinem Leib.
Die Tür war lautlos aufgestoßen worden. Der germanische Sklave hielt seinen Herrn wie ein Bräutigam, der seine Braut in der Hochzeitsnacht über die Türschwelle in ihr neues Heim trägt. Er blieb stehen und wartete mit der dumpfen Trägheit eines seinem Zuhause entrissenen Sklaven auf weitere Befehle.
Mutilus’ und Bastias Augen trafen sich, in den ihren stand Triumph und Jubel geschrieben, in seinen das pure, von keinem mildernden Schock besänftigte Entsetzen. Wie von selbst wander- te sein Blick über ihre vollen Brüste und ihren schlanken Leib, bis ihm die Tränen in die Augen schossen und er nichts mehr sah.
Der junge Grieche, der bisher ganz in seiner Beschäftigung aufgegangen war, spürte eine Veränderung, eine Spannung im Körper Bastias, die nichts mit ihm zu tun hatte. Er hob seinen Kopf. Da schnellten Bastias Hände wie zwei Schlangen vor, ergriffen das blauschwarze Haar und preßten den Kopf zurück zwischen ihre Beine.
»Nicht aufhören!« schrie sie.
Unfähig, seinen Blick abzuwenden, sah Mutilus, wie ihre Brustwarzen sich immer steiler aufrichteten, wie sie ihre Hüften bewegte, auf denen der Kopf des Griechen ritt. Und dann erfaßte ein Zittern Bastias Körper, und unter lautem Stöhnen und Schreien überkam sie ein Orgasmus, der eine Ewigkeit zu dauern schien.
Erschöpft blieb sie liegen, dann ließ sie den Kopf des Griechen los und versetzte ihm einen leichten Hieb. Der Sklave drehte sich auf den Rücken und erblickte Mutilus. Starr vor Entsetzen wagte er kaum mehr zu atmen.
»Mit diesem Instrument weißt du zwar nichts anzufangen«, sagte Bastia und deutete auf das abschlaffende Glied des Sklaven. »Aber mit deiner Zunge, Mutilus, ist doch alles in Ordnung.«
»Du hast recht, mit meiner Zunge ist alles in Ordnung«, erwiderte er. Die Tränen in seinen Augen waren getrocknet. »Sie kann immer noch tasten und schmecken. Aber an Aas findet sie nun mal keinen Gefallen.«
Der Germane machte kehrt und trug ihn aus dem Zimmer zurück in seine Schlafkammer, wo er ihn sorgfältig auf das Bett niederlegte. Er verrichtete die ihm obliegenden Pflichten und entfernte sich dann von Gaius Papius Mutilus ohne jedes Zeichen des Mitgefühls. Er hätte ihm keinen größeren Gefallen erweisen können, dachte Mutilus und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Immer noch brannte das Bild seiner Frau lichterloh in ihm, ihre Brüste mit den hervorstehenden Warzen und dann dieser Kopf mit den blauschwarzen Haaren! Dieser Kopf... Doch unterhalb seiner Hüfte regte sich nichts, würde sich nie mehr etwas regen. Aber der Rest von ihm kannte Qualen und Träume, sehnte sich nach allem, was Liebe war. Nach allem!
»Ich bin nicht tot«, schrie er in das Kissen und fühlte,
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