MoR 04 - Caesars Frauen
ruhten, so leuchteten sie warm, und ihre Hand hielt er so behutsam, als könne sie zerbrechen. Caesar brauchte sich nicht darum zu sorgen, ob Julias Tugend Brutus’ Leidenschaftlichkeit standhalten würde! Denn Brutus würde warten, bis sie verheiratet wären. Caesar erkannte plötzlich, daß Brutus in der Tat bis dahin warten würde — daß er bislang noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gesammelt hatte. So würde ihm die Heirat in mehr als einer Hinsicht wohltun, sein Hauptproblem und die charakterliche Bildung Inbegriffen. Armer Brutus. Das Schicksal hatte es nicht gut mit ihm gemeint, als es ihm Servilia, diese Hyäne, zur Mutter gab. Dieser Gedanke führte Caesar automatisch zu der Frage, wie seine Julia mit Servilia als Schwiegermutter auskommen würde. Sollte seine Tochter ein weiteres Opfer der Hyäne werden, das diese zu absolutem Gehorsam zwingen würde?
Am folgenden Abend trafen sich Caesar und Servilia in seinen Gemächern am Vicus Patricii. Sie war jetzt fünfundvierzig, doch man sah es ihr nicht an. Die sinnliche Figur hatte ihr Form behalten, der wundervolle Busen war immer noch straff; sie sah in der Tat prachtvoll aus.
Er hatte an diesem Abend Leidenschaft erwartet, doch Servilia bot ihm statt dessen eine langsame und erotische Trägheit, die er unwiderstehlich fand — ein bestrickendes Sinnennetz, das ihn in hilflose Ekstase versetzte. Als er sie kennengelernt hatte, war er imstande gewesen, stundenlang eine Erektion halten zu können, ohne einem Orgasmus zu erliegen; doch irgendwann war sie als Siegerin aus diesem Kampf hervorgegangen. Je länger er sie kannte, desto weniger gelang es ihm, sich ihren sexuellen Reizen zu entziehen. Sein einziger Schutz ihr gegenüber bestand darin, dieses Geheimnis für sich zu bewahren; wichtige Informationen gab man tunlichst nicht an Servilia weiter — sie pflegte sie auszunutzen.
»Ich höre, daß die boni dir den totalen Krieg erklärt haben, seit du das pomerium überschritten und deine Kandidatur angemeldet hast«, sagte sie, als sie anschließend gemeinsam im Bad lagen.
»Hast du denn etwas anderes erwartet?«
»Nein, sicher nicht. Aber Catulus’ Tod hat eine Hemmschwelle abgebaut. Bibulus und Cato sind ein fatales Paar, weil sie zwei Eigenschaften haben, von denen sie jetzt ohne Furcht vor Kritik oder Mißbilligung Gebrauch machen können: die eine ist die Fähigkeit, jedwede Handlung — und sei sie noch so verabscheuenswert — hinzustellen, als sei sie ehrenhaft; die andere ist die Unfähigkeit, vorauszublicken. Catulus war gefährlich, weil er im Gegensatz zu seinem Vater von gemeinem Charakter war — den hatte er seiner Mutter, einer Domitia, zu verdanken. Die Mutter seines Vaters allerdings war eine Popilia, von wesentlich besserer Herkunft. Doch Catulus hatte wenigstens eine Vorstellung davon, was es bedeutet, ein römischer Aristokrat zu sein; gelegentlich gelang es ihm sogar, die Folgen mancher boni-Taktiken vorauszusehen. Und deshalb warne ich dich, Caesar, sein Tod ist für dich eine Katastrophe.«
»Magnus sprach ganz ähnlich über Catulus. Ich brauche keine Belehrungen, Servilia, aber deine Meinung interessiert mich. Was würdest du an meiner Stelle tun, um die boni zu bekämpfen?«
»Ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen, wo du dir eingestehen mußt, daß du nicht ohne einige sehr starke Verbündete gewinnen kannst, Caesar. Bis jetzt ist es ein einsamer Kampf gewesen, nun muß es ein Kampf mit vereinten Kräften werden. Dein Lager ist zu klein. Du solltest es jetzt ausbauen.«
»Mit wem?«
»Marcus Crassus ist auf dich angewiesen, um seinen Einfluß bei den publicani zu retten, und Atticus ist nicht so töricht, sich blind an Ciceros Fersen zu heften. Zwar hat er eine Schwäche für Cicero, doch seine Schwäche für Handelsaktivitäten ist bei weitem größer. Geld spielt für ihn keine Rolle, er sehnt sich nach Macht. Du kannst von Glück sagen, daß ihn die politische Macht nie gereizt hat, sonst hättest du in ihm einen Konkurrenten. Balbus, den wichtigsten Bankier überhaupt, hast du bereits in deinem Lager. Du müßtest Gaius Oppius, den größten aller römischen Bankiers, ebenfalls an deine Seite locken. Brutus gehört dir ja, dank Julia, ohnehin.«
Sie lag da, mit ihren wundervollen Brüsten, die sich sanft auf der Oberfläche des Wassers bewegten, ihrem dichten schwarzen Haar, das sie hochgesteckt hatte, um es trocken zu halten, und den großen schwarzen Augen, die jetzt nach innen, in die tieferen Schichten ihres
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