MoR 04 - Caesars Frauen
hilfreiche Verbesserungsvorschläge, ich will wissen, wo die Schwächen liegen.« Er warf einen strengen Blick in die Runde. »Bei einem Witz mag die Würze in der Kürze liegen; kurze Gesetze aber, deren Inhalt ausführlicher Erklärungen bedarf, sind schlechte Gesetze. Jede Eventualität muß überprüft und kommentiert werden. Unanfechtbare Gesetzgebung ist immer umfangreich. Knapp gefaßte Gesetzesvorlagen werdet ihr von mir nur selten zu Gesicht bekommen, versammelte Väter. Doch jeder einzelne Gesetzentwurf, den ich euch vorzulegen beabsichtige, wird von mir höchstpersönlich so entworfen werden, daß er alle vorhersehbaren Möglichkeiten in Betracht zieht.«
Er machte eine Pause, um Kommentare abzuwarten, doch niemand meldete sich zu Wort. »Italien ist Rom, damit wir uns nicht falsch verstehen. Das Gemeinland von Italiens Städten und Freistädten gehört zu Rom, und unseren Kriegen und der Abwanderung zahlreicher Bewohner haben wir es zu verdanken, daß es quer über unsere Halbinsel Landstriche gibt, die ebenso ungenutzt und unterbevölkert sind wie das gesamte moderne Griechenland. Die Stadt Rom hingegen leidet bereits unter Überbevölkerung. Die Getreidezuteilung stellt eine zu große Belastung für das Schatzamt dar, womit ich keinesfalls das Gesetz Marcus Porcius Catos kritisiert haben möchte. Denn meiner Meinung nach hat er damit eine ausgezeichnete Maßnahme getroffen. Ohne dieses Gesetz hätte es Aufruhr und allgemeine Unruhe gegeben. Und dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß wir, statt Gelder in GetreideAlmosen zu investieren, die stetig wachsende Population Roms abbauen müssen; beispielsweise sollten wir es den Armen möglich machen, dem Heer beizutreten.
Zusätzlich sind da etwa fünfzigtausend Veteranen, die durch das Land und auch durch diese Stadt ziehen. Sie stehen in der Mitte ihres Lebens und haben nicht genügend Mittel, um sich niederzulassen und ein friedvolles Leben zu führen. Es handelt sich dabei um durchaus arbeitswillige Bürger, die in der Lage wären, in geordneten familiären Verhältnissen Nachwuchs zu erzeugen; sie könnten Rom mit den Soldaten der Zukunft versorgen anstatt mit vaterlosen Bälgern, die am Rockschoß ihrer mittellosen Mütter hängen. Wenn wir aus unseren Eroberungen auch sonst keine Lehre gezogen haben mögen, so doch die eine: daß es die Römer sind, die am besten kämpfen, die Römer, die dem Feldherrn seine Siege bescheren, die Römer, die mit Gleichmut hinnehmen, daß eine zehnjährige Belagerung vor der Tür steht, die Römer, die es schaffen, nach Verlusten wieder auf die Beine zu kommen und erneut zu kämpfen.
Ich schlage ein Gesetz vor, das jedes iugerum Gemeinland in Italien aufteilt, mit Ausnahme der zweihundert Quadratmeilen des Ager Campanus und der fünfzig Quadratmeilen, die zu der Stadt Capua, dem Hauptübungsplatz für unsere Legionen, gehören. Der Staatsgrund, der zu Orten wie Volaterrae und Arretium gehört, ist daher ebenfalls betroffen. Wenn ich in Kürze meine Grenzsteine entlang der Viehpfade Italiens errichten werde, möchte ich sichergehen, daß sie den Großteil der Staatsländereien einschließen, die auf der Halbinsel außerhalb Campanias zur Verfügung stehen. Warum nicht auch die campanischen Gebiete, höre ich euch fragen. Ganz einfach, weil sie schon seit langer Zeit verpachtet sind und es für ihre Pächter unzumutbar wäre, ohne sie auszukommen. Darunter fällt natürlich auch der zu Schaden gekommene Ritter Publius Servilius, der, wie ich hoffe, seine Weinreben längst wieder angebaut und mit so viel Jauche gedüngt hat, wie diese zarten Pflänzchen es vertragen können.«
Nicht einmal das rief eine Reaktion hervor! Da Bibulus’ kurulischer Stuhl ein wenig hinter Caesars stand, konnte er sein Gesicht nicht sehen, fand es jedoch interessant, daß er schweigsam blieb. Auch Cato hatte offensichtlich nichts zu sagen.
»Auch ohne daß wir jemanden enteignen müßten, der gegenwärtig unseren ager publicus unter Bedingungen einer früheren lex agraria innehat, wird man meiner Schätzung nach von dem öffentlich verfügbaren Land circa dreißigtausend Berechtigten je zehn iugera zuteilen können. Dann bleibt aber noch die Aufgabe, genügend Land für weitere fünfzigtausend Bürger aufzutreiben, Land, das sich momentan in Privatbesitz befindet. Ich gehe davon aus, daß wir fünfzigtausend Veteranen sowie dreißigtausend Arme der Stadt Rom unterzubringen haben. Wenn man die nur geschätzte Zahl von Veteranen, die sich
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