MoR 04 - Caesars Frauen
kultivierter werden wird, doch im Grunde ist sie so mit ihm zufrieden, wie er ist.«
»Ich bin enttäuscht von Julia«, murmelte Servilia.
»Dann freue dich für deinen Brutus, daß er jetzt frei ist.«
Die Hochzeit zwischen Pompeius dem Großen und Caesars Tochter fand am nächsten Tag im Tempelatrium des Domus Publica statt. Da die Zeit für Hochzeiten nicht günstig war, brachte Caesar an all den Orten für seine Tochter Opfer dar, an denen er sich Hilfe erhoffte; seine Mutter machte die Runde bei den weiblichen Gottheiten, um ihnen ebenfalls zu opfern. Obgleich es, selbst unter Patriziern, seit langer Zeit schon nicht mehr Tradition war, eine confarreatio, die älteste und strengste Form der Ehe, einzugehen, stimmte Pompeius eifrig zu, als Caesar ihm den Vorschlag unterbreitete.
»Ich möchte nicht darauf bestehen, Magnus, doch es würde mich sehr freuen.«
»Oh, mich auch! Es ist das letztemal für mich, Caesar.«
»Das hoffe ich. Scheidung einer confarreatio ist so gut wie unmöglich.«
»Es wird mit Sicherheit keine Scheidung geben«, sagte Pompeius zuversichtlich.
Julia trug das Hochzeitsgewand ihrer Großmutter, das diese sechsundvierzig Jahre zuvor für ihre eigene Hochzeit gewebt hatte; sie fand seinen Stoff duftiger und weicher als alle Wirkwaren, die in der Straße der Weber zu kaufen waren. Ihr Haar, dicht, aber fein, glatt und so lang, daß es ihr bis zu den Lenden reichte, war in sechs Strähnen unterteilt, die hochgesteckt und unter einem Diadem festgesteckt waren. Ihr Gewand war safrangelb, die Schuhe und der zarte Schleier waren feuerrot.
Braut und Bräutigam hatten die Auflage, je zehn Trauzeugen vorzuweisen, was, angesichts der Heimlichkeit der Zeremonie, nicht ganz einfach war. Pompeius löste das Problem, indem er zehn picentische Klienten, die zufällig in der Stadt weilten, auf seine Liste setzte, und Caesar zog Cardixa, Burgundus, Eutychus (alle seit vielen Jahren römische Bürger) und die sechs vestalischen Jungfrauen hinzu. Das confarreatio-Zeremoniell erforderte die Anfertigung eines speziellen Sitzes, wobei zwei Einzelstühle miteinander verbunden und mit einem Schaffell bedeckt wurden; sowohl der Hamen Dialis als auch der Pontifex Maximus mußten der Zeremonie beiwohnen, was keine Schwierigkeit darstellte, da Caesar ja ohnehin das Amt des Pontifex Maximus bekleidete und davor flamen Dialis gewesen war (den nächsten würde es erst nach Caesars Tode geben). Aurelia, Caesars zehnte Zeugin, fungierte als pronuba, als verheiratete Brautführerin.
Als Pompeius — angetan mit seiner goldbestickten, purpurfarbenen Triumphtoga, darunter die palmenbestickte Triumphtunika — eintraf, ging ein gerührter Seufzer durch die kleine Gruppe; er wurde zu dem Schaffellsitz geleitet, wo Julia ihn, verhüllt durch ihren Schleier, schon erwartete. Als er sich neben ihr niedergelassen hatte, breitete Caesar und Aurelia einen riesigen feuerroten Schleier über beider Köpfe aus. Aurelia nahm Julias und Pompeius’ rechte Hand und band die beiden zum Zeichen der Vereinigung mit einem feuerroten Lederband zusammen. Von diesem Augenblick an waren sie verheiratet. Anschließend mußte einer der heiligen Spelzkuchen geteilt und je eine Hälfte von Braut und Bräutigam gegessen werden, während die Anwesenden feierlich bezeugten, daß alles seine Richtigkeit hatte und sie nun Mann und Frau waren.
Dann opferte Caesar ein Schwein auf dem Altar und weihte seine nahrhaften Teile Jupiter Farreus, jener Seite des Gottes Jupiter, die für das reiche Wachstum des Emmers, der ältesten Weizenart, Verantwortung trug; und da der Spelzkuchen aus Emmer gebacken worden war, galt dieses Opfer auch der anderen Seite Jupiters, die für die Fruchtbarkeit der Ehe sorgte. Die Opferung des Tieres würde den Gott besänftigen und das Unglück bannen, das auf einer Heirat, die im Mai geschlossen wurde, lastete. Niemals zuvor hatte ein Priester sich so bemüht wie Caesar, um die bösen Omen einer Mai-Hochzeit zu vertreiben.
Das Fest war heiter und die kleine Gästegruppe glücklich, weil auch das Glück von Braut und Bräutigam so offensichtlich war; Pompeius strahlte und ließ die Hand seiner Julia nicht mehr los. Dann gingen sie vom Domus Publica zu Pompeius’ großem wunderschönen Haus auf dem Carinae. Pompeius eilte voraus, um letzte Vorbereitungen zu treffen, während drei kleine Knaben Julia und die Hochzeitsgäste begleiteten. Dann stand Pompeius wartend auf der Schwelle, um seine neue Frau hinüberzutragen. Er
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