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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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führte sie zu der Feuer- und der Wasserpfanne und sah zu, wie sie die rechte Hand erst durch die Flamme, dann durch das Wasser gleiten ließ, ohne sich zu verbrennen. Sie war nun Herrin dieses Hauses, Herrin des Feuers und des Wassers. Aurelia und Cardixa, die beide nur einmal verheiratet gewesen waren, brachten sie in das Schlafgemach und halfen ihr beim Entkleiden.
    Nachdem die beiden alten Frauen sie verlassen hatten, herrschte völlige Ruhe im Raum; Julia saß mit umschlungenen Knien aufrecht im Bett, das Gesicht halb verdeckt von ihren Haaren. Das war gar kein Schlafraum! Das war ein Saal, größer als das Speisezimmer im Domus Publica. Und so imposant! Kaum eine Oberfläche ohne Vergoldungen, dazu eine Reihe von getäfelten Wandmalereien, die zahlreiche Götter und Heroen beim Liebesspiel darstellten. Da war Herkules (der stark sein mußte, um das Gewicht seines erigierten Penis überhaupt tragen zu können) mit Königin Omphale; Theseus mit der Amazonenkönigin Hippolyta; Peleus mit der Meeresgöttin Thetis (er drang gerade in ein weibliches Hinterteil ein, das zur Hälfte von einem Tintenfisch verdeckt war); Zeus, der eine Kuh vergewaltigte; Venus und Mars, die wie zwei Kriegsschiffe zusammenstießen; Apollo, der einen Baum mit einem Knoten penetrierte, der an weibliche Geschlechtsteile erinnerte.
    Aurelia war zu streng, um derlei Darstellungen in ihrem Hause zu gestatten; doch Julia, einer jungen, römischen Frau, war ein solch erotisches Dekor nicht fremd, und er stieß sie auch nicht ab. In manchen Häusern, in denen sie verkehrte, waren Erotika mitnichten auf die Schlafräume beschränkt. Als Kind hatte sie immer darüber kichern müssen, dann, später, schien es ihr unmöglich, eine Verbindung zu Brutus und sich selbst herzustellen; als unberührte junge Frau war sie interessiert, ja fasziniert von solcher Kunst, doch fehlte es ihr an dem realen Bezug.
    Pompeius betrat den Raum mit bloßen Füßen, in einer tunica palmata.
    »Wie geht es dir?« fragte er besorgt und näherte sich dem Bett so behutsam wie ein Hund der Katze.
    »Sehr gut«, sagte Julia ernst.
    »Hm — ist alles in Ordnung?«
    »Oh ja. Ich habe gerade diese Bilder hier bewundert.«
    Er wurde rot und fuchtelte hilflos mit den Händen. »Ich hatte keine Zeit mehr, mich darum zu kümmern. Tut mir leid«, murmelte er.
    »Sie stören mich ganz und gar nicht.«
    »Mucia haben sie gefallen.« Er setzte sich auf seine Bettseite.
    »Mußt du jedesmal dein Schlafzimmer neu dekorieren, wenn du deine Frauen wechselst?« fragte sie lächelnd.
    Das schien ihn zu beruhigen, denn er lächelte zurück. »Man tut gut daran. Frauen geben den Dingen gern ihre eigene Note.«
    »Auch ich werde das tun.« Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Sei doch nicht so nervös, Gnaeus — soll ich dich Gnaeus nennen?«
    Er umklammete fest ihre Hand. »Mir ist Magnus lieber.«
    Sie schob ihre Finger zwischen seine. »Mir auch.« Sie beugte sich ein wenig vor. »Warum bist du nervös?«
    »Weil alle anderen nur Frauen waren«, sagte er und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. »Du bist eine Göttin.«
    Sie sagte nichts darauf, so überwältigt war sie von dem ihr bis dahin unbekannten Gefühl, Macht über jemanden zu besitzen. Da hatte sie soeben einen bedeutenden und berühmten Römer geheiratet — und er hatte Angst vor ihr. Das war beruhigend, ja sogar schön! Ein köstliches Vorgefühl beschlich sie; sie legte sich zurück in ihre Kissen und sah ihn einfach an.
    Ein Zeichen, daß er irgend etwas tun mußte. Der nächste Schritt war so entscheidend! Caesars Tochter, eine direkte Nachkommin der Venus! Wie hatte sich König Anchises nur verhalten, als die personifizierte Liebe ihm erschien und ihm sagte, er gefalle ihr?
    Hatte auch er wie Espenlaub gezittert und sich gefragt, ob er dem, was man von ihm erwartete, auch gewachsen sei? Doch dann erinnerte er sich daran, wie seine Diana in den Raum getreten war, und er vergaß Venus. Noch immer zitternd beugte er sich vor und zog erst die Gobelindecke zurück, dann das Leinentuch darunter. Er sah sie an: weiß wie Marmor war sie, ihre Haut von feinen blauen Äderchen durchzogen; die schlanken Glieder und die Hüften, die schmale Taille. Wie schön sie war!
    »Ich liebe dich, Magnus«, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme, der er nicht widerstehen konnte, »doch ich bin viel zu dünn! Ich werde dich bestimmt enttäuschen.«
    »Enttäuschen?« Pompeius sah sie staunend an und seine eigene Angst, sie zu enttäuschen,

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