Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
dieser bei ihm eintrat.
    »Ja, das wissen wir.« Caelius grinste, legte den Arm um Ciceros Schulter und schob ihn in sein Arbeitszimmer. »Was machst du denn hier? Hast du den Wein neuerdings hier draußen?«
    »Nein, der Wein ist wie immer im Arbeitszimmer.« Cicero seufzte erleichtert. Er schenkte Wein ein, verdünnte ihn mit Wasser und setzte sich. »Was führt dich zu mir? Vielleicht Clodius?«
    »In gewisser Weise.« Caelius runzelte die Stirn.
    Auch er war, in Terentias Worten, ein richtiger Mann. Groß, gutaussehend und männlich, hatte er Clodia jahrelang als Geliebte für sich einnehmen können. Dann hatte er sie fallenlassen, was Clodia ihm nie verziehen hatte. Es war zu einem sensationellen Prozeß gekommen, in dem sich Cicero als Caelius’ Verteidiger so virtuos über Clodias skandalöses Benehmen ausgelassen hatte, daß die Geschworenen den des Mordversuchs an Clodia angeklagten Caelius freisprachen. Die Anklage hatte zwar noch weitere Punkte umfaßt, doch Caelius kam davon. Publius Clodius hatte ihm das nie verziehen.
    Gegenwärtig war Caelius Volkstribun. Seine Amtskollegen waren überwiegend Anhänger des Clodius, während Caelius für Milo eintrat.
    »Ich habe Milo gesehen«, sagte er zu Cicero.
    »Dann stimmt es, daß er in die Stadt zurückgekehrt ist?«
    »Ja, er ist hier. Er hält sich versteckt, bis er weiß, in welche Richtung der Wind auf dem Forum weht. Und er ist ziemlich unglücklich darüber, daß Pompeius abgehauen ist.«
    »Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind auf Clodius’ Seite.«
    »Ich nicht, kann ich dir versichern!« sagte Caelius kurz.
    »Dank den Göttern, daß sie wenigstens dich auf den rechten Weg geführt haben!« Cicero schwenkte sein Glas, sah hinein und schürzte die Lippen. »Was plant Milo?«
    »Er will seine Chancen bei der Konsulatswahl sondieren. Wir hatten ein langes Gespräch, in dem wir übereinkamen, es sei das Beste, so zu tun, als sei gar nichts Besonderes passiert. Clodius begegnete Milo auf der Via Appia und griff ihn an, und er lebte noch, als Milo und sein Gefolge sich zurückzogen. Das stimmt ja auch.«
    »In der Tat.«
    »Sobald sich der Brandgeruch auf dem Forum verzogen hat, berufe ich eine Volksversammlung ein.« Caelius hielt Cicero sein Glas hin, damit dieser Wein und Wasser nachschenken konnte. »Milo und ich halten es für das Gescheiteste, zuerst einmal Milos Version des Vorfalls zu verbreiten.«
    »Hervorragend!«
    Es entstand eine Pause, dann sagte Cicero zögernd: »Milo hat doch sicher die Sklaven freigelassen, die er dabeihatte.«
    »Natürlich.« Caelius grinste. »Clodius’ Anhänger hätten natürlich verlangt, daß man Milos Sklaven unter Folter Geständnisse abpreßt! Aber darf man einem unter Folter gemachten Geständnis glauben? Besser also, sie sind keine Sklaven mehr und man darf sie nicht foltern.«
    »Hoffentlich gibt es keinen Prozeß«, sagte Cicero. »Bei Notwehr besteht dazu im Grunde keine Veranlassung.«
    »Es wird keinen Prozeß geben«, erwiderte Caelius zuversichtlich. »Wenn es in Rom wieder Prätoren gibt, die diesen Fall bearbeiten können, wird alles nur noch eine ferne Erinnerung sein. Die momentane Anarchie hat also auch ihre guten Seiten. Und wenn ein Volkstribun, der gegen Milo ist — zum Beispiel Sallustius Crispus —, versucht, in der Volksversammlung einen Prozeß einzuleiten, werde ich Einspruch erheben. Und ich werde Sallustius sagen, was ich von einem Mann halte, der einen unglücklichen Unfall als Vorwand benutzt, sich an dem Mann zu rächen, der ihn verprügelt hat, weil er sich an seiner tugendhaften Frau vergangen hat!«
    Sie lachten beide.
    »Ich wüßte gern, wo genau Pompeius steht«, sagte Cicero. »Er ist auf seine alten Tage so verschlossen geworden, daß man nie weiß, was er denkt.«
    »Pompeius Magnus leidet unheilbar an Selbstüberschätzung«, sagte Caelius. »Ich war nie der Meinung, daß Julia einen guten Einfluß auf ihn hatte, aber seit sie tot ist, habe ich meine Meinung geändert. Sie hat ihn abgelenkt, damit er kein Unheil anrichten konnte.«
    »Ich neige dazu, seine Diktatur zu unterstützen.«
    Caelius zuckte mit den Achseln. »Ich weiß noch nicht. Magnus muß sich jetzt eigentlich voll hinter Milo stellen — wenn er das tut, kann er auch auf mich zählen.« Er verzog das Gesicht. »Leider bin ich mir da nicht sicher. Auch er wird abwarten, in welche Richtung der Wind auf dem Forum weht.«
    »Dann mußt du auf jeden Fall eine mitreißende Rede für Milo halten.«

Das tat

Weitere Kostenlose Bücher