MoR 05 - Rubikon
stellen.
»Volusenus haßt Commius auch«, sagte Hirtius, sichtlich erschöpft von den Strapazen seiner Reise. »Die beiden schmieden ein Komplott.«
»Warum haßt er ihn?« fragte Caesar stirnrunzelnd.
»Soviel ich gehört habe, geht das auf eine Geschichte während des zweiten Feldzuges gegen Britannien zurück. Das Übliche. Beide fanden Gefallen an derselben Frau.«
»Die dann Commius bevorzugte.«
»Richtig. Warum auch nicht? Als Britin stand sie ohnehin unter Commius’ Schntz. Ich kann mich noch an sie erinnern, ein hübsches Mädchen.«
»Manchmal wünschte ich wirklich, wir könnten uns ohne Frauen fortpflanzen«, sagte Caesar verdrossen. »Frauen machen uns das Leben nur unnötig schwer.«
»Wahrscheinlich denken Frauen dasselbe über Männer.« Hirtius lächelte.
»Was uns der Wahrheit über Volusenus und Labienus keinen Schritt näher bringt. Was für ein Komplott haben sie ausgeheckt?«
»Labienus hat mir geschrieben, Commius rufe zum Aufstand auf.«
»Nur das? Nannte er Einzelheiten?«
»Nur soviel, daß Commius versuche, Menapier, Nervier und Eburonen zu einem neuen Aufstand aufzuwiegeln.«
»Drei Stämme, die es kaum noch gibt?«
»Und daß er mit Ambiorix unter einer Decke stecken würde.«
»Da hätte er sich den Richtigen ausgesucht. Ich dachte immer, Commius halte Ambiorix für einen Rivalen, nicht für einen Verbündeten.«
»Ich stimme dir zu. Deshalb hatte ich auch den Eindruck, daß an der ganzen Sache etwas faul ist. Ich kenne Commius seit langem; er weiß genau, wer ihm zu seinem Thron verhelfen kann — nur du.«
»Sonst noch etwas?«
»Ich hätte mich nicht aus Samarobriva gerührt, wenn das alles gewesen wäre, was Labienus berichtet hätte«, sagte Hirtius. »Aber der letzte Teil seines wie üblich knapp gehaltenen Briefes bewog mich dazu, ihn persönlich nach weiteren Einzelheiten über die angebliche Verschwörung zu fragen.«
»Was schrieb er?«
»Daß ich mir keine Sorgen machen solle, er würde schon allein mit Commius fertig werden.«
»Aha!« Caesar beugte sich vor und steckte die Hände zwischen die Knie. »Du hast dich also mit Labienus getroffen?«
»Ja, aber zu spät, Caesar. Da war es bereits geschehen. Labienus hatte Commius zu einer Unterredung kommen lassen. Statt sich aber selbst mit ihm zu treffen, schickte er Volusenus als Vertreter, zusammen mit einer Wache handverlesener Zenturionen, die ihm blind gehorchten, Commius, der das abgekartete Spiel unmöglich wittern konnte, erschien ohne Soldaten, nur mit ein paar Freunden. Ich kann mir vorstellen, daß er nicht gerade erfreut war, Volusenus anzutreffen, obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, was wirklich geschah. Ich weiß nur, was Labienus mir mit einer Mischung aus Stolz über die eigene Schlauheit und Verdruß über das schiefgegangene Komplott erzählt hat.«
»Willst du damit sagen, Labienus wollte Commius ermorden?« fragte Caesar ungläubig.
»Allerdings. Er hat ja kein Geheimnis daraus gemacht. Für ihn bist du ein Narr, weil du Commius vertraust, während er weiß , daß Commius ein Unruhestifter ist.«
»Ohne einen einzigen Beweis?«
»Jedenfalls konnte er mir keinen nennen, als ich nachhakte. Er beharrte einfach darauf, er hätte recht und du hättest unrecht. Du kennst ihn doch, Caesar. Er ist eine Naturgewalt!«
»Und was geschah?«
»Volusenus hatte einen der Zenturionen mit dem Mord beauftragt, während die anderen aufpassen sollten, daß keiner der Atrebaten entkam. Der Zenturio sollte in dem Moment zuschlagen, in dem Volusenus Commius die Hand zur Begrüßung entgegenstreckte.«
»Beim Jupiter! Wer sind wir denn, vielleicht Anhänger des Mithridates? Eine solche Tücke kennt man doch sonst nur von den Königen des Ostens! Nein... Sprich weiter.«
»Volusenus streckte also die Hand aus und Commius ebenso. In diesem Augenblick zog der Zenturio blitzschnell das Schwert hinter seinem Rücken hervor und schlug zu. Aber entweder war er blind oder die Aufgabe mißfiel ihm — auf alle Fälle streifte er Commius nur an der Augenbraue. Der Hieb war so schwach, daß Commius nicht einmal einen Knochenbruch erlitt oder das Bewußtsein verlor. Volusenus zog zwar auch noch sein Schwert, aber da war Commius — blutüberströmt — bereits verschwunden. Die Atrebaten hatten sich um ihren König geschart und entkamen unverletzt.«
»Hätte ich es nicht aus deinem Mund gehört, Hirtius, ich würde es nicht glauben«, sagte Caesar langsam.
»Es ist leider wahr, Caesar.«
»Folglich hat
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