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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wäre hier! Oder Hirtius käme zurück.«
    »Ich finde, wir sollten Caesar benachrichtigen«, sagte Quintus Cicero. Er lächelte. »Und zwar heimlich. Die Botschaft braucht nicht unter dem Gewebe eines Speers versteckt sein, aber andere dürfen sie auf keinen Fall lesen.«
    »Und sie darf nicht über das Gebiet der Haeduer befördert werden«, sagte Trebonius mit überraschendem Nachdruck. »Irgend etwas an Litaviccus’ Benehmen macht mich nervös.«
    »Wir dürfen die Haeduer allerdings nicht vor den Kopf stoßen«, wandte Sextius ein.
    »Das werden wir auch nicht. Solange sie nicht wissen, daß wir Caesar benachrichtigen, können sie sich auch nicht gekränkt fühlen.«
    »Wie sollen wir Caesar die Nachricht also schicken?« fragte Fabius.
    »Wir schicken die Boten zunächst nach Norden«, sagte Trebonius entschieden, »durch das Gebiet der Sequaner nach Vesontio, von dort nach Genava und weiter nach Vienna. Leider ist der Paß der Via Domitia geschlossen, deshalb kommt nur der längere Weg an der Küste in Frage.«
    »Siebenhundert Meilen«, meinte Quintus Cicero düster.
    »Wir stellen den Boten alle erforderlichen offiziellen Papiere aus und ermächtigen sie, die besten Pferde zu beschlagnahmen, so daß wir damit rechnen können, daß sie gut hundert Meilen am Tag zurücklegen. Zwei Männer, mehr nicht, und auf keinen Fall Gallier. Außerhalb dieser vier Wände erfahren nur die Boten selbst von dem Unternehmen. Zwei kräftige junge Legionäre, die so gut wie Caesar reiten.« Trebonius sah die anderen fragend an. »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Warum nicht zwei Zenturionen?« fragte Quintus Cicero.
    Die anderen sahen ihn entsetzt an. »Caesar würde uns umbringen, Quintus! Seinen Männern die Zenturionen wegnehmen? Inzwischen müßtest du eigentlich wissen, daß er lieber uns als einen seiner Zenturionen verlieren würde.«
    »Ja doch, natürlich!« sagte Quintus Cicero schnell. Sein Zusammenstoß mit den Sugambrern war ihm wieder eingefallen.
    »Überlaßt das mir«, sagte Fabius entschlossen. »Schreibe deine Nachricht, Trebonius. Ich finde in meiner Legion schon zwei Männer, die sie zu Caesar bringen. Und ich muß ja ohnehin zurück.«
    »Inzwischen sollten wir versuchen, noch mehr herauszubekommen«, meinte Sextius. »Trebonius, schreibe Caesar, daß ihn in Nicaea an der Küstenstraße weitere Informationen erwarten.«

    Da sich Caesar gerade in Placentia aufhielt, erreichte ihn die Nachricht bereits sechs Tage später. Seit der Ankunft von Lucius Caesar und Decimus Brutus in Ravenna war Caesar angesichts seiner Untätigkeit immer mißgelaunter geworden. In Rom schien sich die Lage unter dem Konsul sine collega zu stabilisieren, und es war Caesar sinnlos erschienen, nur deshalb noch länger in Ravenna zu bleiben, um zu erfahren, was mit Milo passieren würde, der mit einem Prozeß und einer Strafe rechnen mußte. Wenn ihn etwas daran wurmte, dann das Verhalten seines neuen Quästors Marcus Antonius, der ihm in einem brüsken Schreiben mitgeteilt hatte, daß er als einer der Anklagevertreter bis zum Ende des Prozesses in Rom bleiben würde. Unerhört!
    »Tja, Gaius, du hast dich erweichen lassen und ihn angefordert«, meinte Lucius Caesar, der Onkel des Antonius. »Zu mir wollte er ja nicht.«
    »Ich habe mich nur deshalb rumkriegen lassen, weil ich einen Brief von Aulus Gabinius bekam, unter dem Antonius, wie dir ja bekannt sein dürfte, am Feldzug in Syrien teilnahm. Gabinius schrieb, daß er Antonius jederzeit wieder mitnehmen würde. Er trinkt zwar zuviel und hurt herum, ist nachlässig und verschwendet einen Großteil seiner Energie darauf, Flöhe zu knacken, während er beim Kriegsrat einschläft, aber trotzdem ist er laut Gabinius ein fähiger Mann. Sobald er auf dem Schlachtfeld ist, wird er zum Löwen — zu einem Löwen, der auch denken kann. Na, wir werden sehen. Wenn er mir zur Last fällt, schicke ich ihn zu Labienus. Das wäre bestimmt lustig! Ein Löwe und ein Schwein.«
    Lucius Caesar zuckte zusammen und schwieg. Sein Vater und Caesars Vater waren Vettern gewesen, die erste Generation des alten Geschlechts, die nach langer Zeit wieder das Konsulat bekleidet hatte — dank der Ehe zwischen Julia, der Tante Caesars, und dem ungeheuer reichen Emporkömmling aus Arpinum, Gaius Marius, der sich als größter Feldherr der römischen Geschichte entpuppt hatte. Durch die Hochzeit war wieder Geld in die Schatulle der Julier geflossen. Geld — das einzige, woran es der Familie so lange gemangelt

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