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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Trebonius.
    Erstaunt riß Antonius den Mund auf. »Einen Wall?«
    »Richtig, Antonius«, sagte Caesar, »einen Wall. Das heißt, wir errichten eine Befestigungsanlage, die um ganz Alesia herumläuft. Vercingetorix glaubt, ich könnte ihn dort oben auf dem Berg nicht einschließen. Aber ich kann das sehr wohl. Er wird sich wundern.«
    »Aber das sind doch Meilen!« rief Antonius. Er konnte es noch immer nicht fassen. »Und fast nirgends ist das Gelände richtig eben!«
    »Dann läuft der Wall eben hinunter und hinauf, Antonius. Wenn uns ein Berg im Weg ist, um den wir nicht herum kommen, führen wir den Wall über den Berg. Er wird Alesia jedenfalls vollkommen einschließen und ist unsere wichtigste Befestigung. Wir graben zwei Gräben, der äußere fünfzehn Fuß breit und acht Fuß tief, mit steilen Seiten und flachem Boden und mit Wasser gefüllt, der zweite unmittelbar dahinter ebenfalls fünfzehn Fuß breit und acht Fuß tief, aber nach unten wie ein V zulaufend, so daß kein Platz zum Stehen ist. Direkt hinter diesem Graben kommt der Wall, den wir aus der Erde bauen, die beim Ausheben der Gräben anfällt. Wie hoch ist der Wall also, Antonius?«
    »Auf der Innenseite — auf unserer Seite — zwölf Fuß, außen — also auf ihrer Seite — zwanzig Fuß, weil er dort direkt an den acht Fuß tiefen Graben anschließt.«
    »Den Göttern sei Dank, er hat jemanden gefunden, an dem er sich abreagieren kann!« flüsterte Decimus Brutus.
    »Kein Wunder. Antonius gehört ja zur Familie«, sagte Quintus Cicero, der Fachmann in Sachen Familie.
    »Gut, Antonius!« lobte Caesar. »Der Weg auf dem Wall für die Legionäre wird zehn Fuß breit sein. Zu ihrem Schutz bekommt der Wall oben eine Brustwehr. Alles verstanden, Antonius? Gut. Alle achtzig Fuß kommt ein Turm, der den Wall um drei Stockwerke überragt. Noch Fragen, Antonius?«
    »Ja. Du hast von unserer wichtigsten Befestigung gesprochen. Was planst du außerdem noch?«
    »Überall dort, wo der Boden eben ist und für größere Angriffe in Frage kommt, graben wir einen zwanzig Fuß breiten und fünfzehn Fuß tiefen Graben mit senkrechten Seiten, vierhundert Schritt vom Wassergraben entfernt — also zweitausend Fuß, Antonius. Ist das soweit klar?«
    »Ja, Feldherr. Aber welche Absicht verfolgst du mit dem vierhundert Schritt breiten Stück zwischen diesem Graben und dem Wassergraben?«
    »Ich wollte dort einen Garten anlegen. Trebonius, Hirtius, Decimus, laßt uns losreiten. Ich will abmessen, wie lang der Wall sein muß.«
    »Was schätzt du?« fragte Antonius grinsend.
    »Zwischen zehn und zwölf Meilen.«
    »Er ist verrückt«, sagte Antonius im Brustton der Überzeugung zu Fabius.
    »Und genial!« gab Fabius lächelnd zurück.

    Die Gallier beobachteten von ihrer Zitadelle aus, wie Landvermesser den Fuß des Berges von Alesia Meile für Meile abschritten und Wall und Gräben Form anzunehmen begannen, und langsam dämmerte ihnen, was Caesar vorhatte. Vercingetorix’ erste Reaktion war, die gesamte Reiterei zum Angriff hinauszuschicken. Doch die Gallier konnten ihre Angst vor den Germanen nicht bezwingen und erlitten eine schwere Niederlage. Das schlimmste Gemetzel fand am östlichen Rand der Anhöhe statt, als sich die Gallier bereits auf dem Rückzug befanden. Die Tore von Vercingetorix’ Wällen erwiesen sich als zu eng, um die in Panik geratenen Reiter schnell genug hindurchzulassen, so daß die Germanen die Gallier auf ihrer hitzigen Verfolgungsjagd scharenweise töten und ihre Pferde mitnehmen konnten, denn das Ziel jedes Germanen war, zwei gute Pferde sein eigen zu nennen.
    In den folgenden Nächten machten sich die überlebenden gallischen Reiter in östlicher Richtung über den Höhenrücken aus dem Staub, und Caesar folgerte daraus, daß sich Vercingetorix nun seines Schicksals bewußt war. Er und achtzigtausend Fußsoldaten waren in Alesia eingeschlossen.
    Mit einer selbst für Antonius, der sich in militärischen Angelegenheiten für sehr erfahren gehalten hatte, schier unvorstellbaren Geschwindigkeit entstanden der Wassergraben, der Graben dahinter, Erdwall, Brustwehr, Befestigungen und Türme. Innerhalb von dreizehn Tagen hatten Caesars Legionäre den gesamten Komplex in der gesamten Länge von elf Meilen fertiggestellt und überall dort, wo das Gelände einigermaßen eben war, den Graben mit den senkrechten Wänden ausgehoben.
    Außerdem hatten sie in dem vierhundert Schritt breiten Streifen zwischen diesem Graben und dem Wassergraben Caesars

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