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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erklärte er den drei anderen Häuptlingen. »Wahrscheinlich werden sie um Mittag losschlagen, und wir tun dasselbe. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Umgebung des besagten Legionärslagers. Wenn es uns gelingt, auf unserer Seite eine Bresche in den römischen Ring zu schlagen, müssen die Römer sich gleichzeitig nach zwei Seiten verteidigen.«
    »Wir haben den schwierigeren Teil«, meinte Biturgo. »Wir müssen bergauf kämpfen, während die anderen Gallier bergab kämpfen.«
    »Entmutigt dich das?« fragte Vercingetorix.
    »Nein, es war nur eine Feststellung.«
    »Innerhalb des römischen Ringes tut sich eine Menge«, sagte Daderax. »Caesar scheint zu wissen, daß einiges auf ihn zukommt.«
    »Ich habe ihn noch nie für einen Dummkopf gehalten, Daderax. Aber er ahnt nichts von unseren Männern in der Lücke über seinem Lager.«
    Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hatte, hatten sich die gallischen Fußsoldaten im Süden und die Reiter im Norden der Ebene aufgestellt. Mit ohrenbetäubendem Geschrei begannen die Gallier den Spießrutenlauf durch Stachelstöcke, Lilien und Grabsteine. Vercingetorix bemerkte das freilich nur am Rande. Seine Männer hatten zu dieser Zeit bereits die Hälfte des Abstiegs zurückgelegt und näherten sich der Innenseite des Ringes auf der Höhe des von Antistius und Rebilus verteidigten Lagers. Diesmal waren sie zum Schutz vor Skorpionbolzen und den traubengroßen Kieselsteinen, die von den römischen Türmen abgeschossen wurden, mit Sturmdächern ausgerüstet, die auf klobigen Rädern bergab holperten. Wer nicht mehr unter ein Sturmdach paßte, hielt sich den Schild über den Kopf. Zwischen Stachelstöcken, Lilien und Grabsteinen verliefen mittlerweile ausgetretene Pfade, bedeckt mit Leichen, Erde und Brettern. Vercingetorix erreichte den Wassergraben in dem Moment, in dem die sechzigtausend Männer des Vercassivellaunus anfingen, die Gräben auf der anderen Seite zuzuschütten; sie kamen damit schnell voran, weil sie am Hang von oben nach unten arbeiten konnten.
    Von seiner Stellung am Wassergraben konnte der König der Gallier den römischen Ring bis zur Ebene zwischen den beiden Flüssen überblicken, so daß ihm der erfolgreiche Vormarsch seiner Landsleute an anderen Stellen nicht entging. Von verschiedenen Türmen der Römer am äußeren Mauerring stieg Rauch auf; die gallischen Krieger hatten dort den Wall erreicht und waren dabei, ihn zu zerstören. Doch blieb er skeptisch, ob an diesen Stellen wirklich ein Durchbruch gelingen würde, denn aus den Augenwinkeln sah er, wie Reservekohorten zu den Türmen ausschwärmten, während die Gestalt im scharlachroten Feldherrnmantel überall gleichzeitig zu sein schien.
    Dann brach ohrenbetäubendes Freudengeheul los. Vercassivellaunus hatte mit seinen sechzigtausend Mann den römischen Wall erstiegen. Die Gallier kämpften jetzt auf dem Wall, und die römischen Legionäre versuchten, sie mit ihren pila zurückzustoßen. Zur gleichen Zeit gelang es den in Alesia eingeschlossenen Galliern, die beiden Gräben zu überwinden. Enterhaken wurden hochgeschleudert, überall Leitern aufgestellt. Nun war es soweit! Die Römer konnten nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen. Doch dann, während noch von überall gewaltige Massen römischer Legionäre zusammenströmten, tauchte im Norden, im Rücken der ahnungslosen sechzigtausend Gallier, Labienus auf einem Apfelschimmel auf. Mit ihm stürmten zweitausend Germanen aus dem jenseits gelegenen Reiterlager hangabwärts, um über Vercassivellaunus’ Nachhut herzufallen.
    Vercingetorix stieß einen lauten Warnruf aus, der jedoch von einem anderen Lärm übertönt wurde. Denn im selben Augenblick, als rechts und links von ihm krachend die Türme einstürzten und seine Männer auf den römischen Wall kletterten, kam von weiter weg ohrenbetäubendes Gebrüll. Vercingetorix wischte sich den Schweiß aus den Augen und drehte sich um. Und dort, zwischen den Mauern der Römer, kam in halsbrecherischem Galopp und mit flatterndem scharlachrotem Mantel Caesar mit seinen Legaten und Tribunen angaloppiert, gefolgt von Tausenden von Legionären im Schnellschritt. Überall auf den Mauern brachen die römischen Soldaten in Hochrufe aus. Sie jubelten nicht über einen Sieg, nein, denn noch war die gewaltige Schlacht nicht vorbei. Sie ließen ihn hochleben, Caesar. Welch ein Anblick! Caesar hoch zu Roß, mit seinem Pferd wie verschmolzen.
    Die Legionäre, die den äußeren Wall des Lagers

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