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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Auch wenn es nicht so leicht sein wird wie in Avaricum, erwarte ich von der Artillerie, daß sie ihr Bestes tut und zur Verwirrung der Gallier beiträgt. Fabius, falls Vercingetorix weiter kommt, als ich annehme, forderst du sofort Verstärkung an. Antistius und Rebilus, ihr bleibt mit euren beiden Legionen im Lager und beobachtet genau, ob es irgendwelche Anzeichen dafür gibt, daß die Gallier unsere Schwachstelle entdeckt haben.«
    Der Angriff von außen erfolgte um Mitternacht und wurde von einem gewaltigen Geschrei aus Tausenden von Kehlen eingeleitet, für Vercingetorix in der Zitadelle das Signal, daß ein Sturmangriff begonnen hatte. Klangfetzen von Trompetenstößen, die der Wind aus Alesia herabwehte, kündigten an, daß Vercingetorix ebenfalls zum Angriff ausrückte.
    Mit knapp sechzigtausend Soldaten war es unmöglich, eine Doppelreihe von Wällen, die zusammen etwa fünfundzwanzig Meilen lang waren, auf der gesamten Länge zu bemannen. Caesars Strategie beruhte auf der Annahme, daß die Gallier sich auf bestimmte Stellen konzentrieren würden und Ausfälle in der Dunkelheit ohnehin nur auf dem flachen Gelände der Ebene erfolgen konnten. Da Caesar seinen Gegner nie unterschätzte, ließ er jedoch auch den Rest der Mauer nicht völlig ungeschützt und hatte es den Posten auf den Wachtürmen zur obersten Pflicht gemacht, im Anmarsch befindliche feindliche Truppen unverzüglich zu melden. Zwei Eigenschaften prägten seinen Feldzug in jenen letzten hektischen Tagen: die Schnelligkeit seiner Truppenbewegungen und die Anpassungsfähigkeit seiner Strategie.
    Die Gallier des Entsatzheeres hatten eine stattliche Menge von Geschützen herangeschafft, die zum Teil noch von Sabinus und Cotta stammten, größtenteils aber Nachbauten römischer Originale waren. Inzwischen hatten sie auch gelernt, sie zu bedienen. Während einige Krieger damit beschäftigt waren, den äußeren Graben mit allem möglichen Gerät zu überbrücken, schossen andere mit Steinen auf den römischen Wall, der im Schein der Fackeln, die Caesar hatte anzünden lassen, gut zu sehen war. Die Geschosse richteten zwar einigen Schaden an, doch blieb er vergleichsweise harmlos gegenüber der zerstörerischen Wirkung der unablässig feuernden römischen Geschütze, die in genau der richtigen Entfernung aufgestellt worden waren — eine Bedingung, die die Gallier mangels Erfahrung oder Gelegenheit nicht genügend berücksichtigt hatten.
    Nachdem die Gallier den Graben teilweise zugeschüttet oder überbrückt hatten, stürmten sie zu Tausenden über den zweitausend Fuß breiten, mit Laub bedeckten Streifen auf die römischen Befestigungen zu. Einige wurden von Stachelstöcken aufgeschlitzt, andere von Lilien aufgespießt, und noch andere liefen in die Grabsteine. Mit jedem Schritt, den die Gallier sich dem Wall näherten, wurden weitere Krieger von Skorpionbolzen niedergestreckt, denn angesichts der vielen Gallier konnten die römischen Artilleristen ihr Ziel gar nicht verfehlen. In der Dunkelheit war nicht zu erkennen, welche Art von Fallen die Römer im Boden versteckt hatten, und so stiegen die nachrückenden Gallier einfach über die Körper der Gefallenen hinweg und erreichten schließlich die beiden Gräben. Doch hier war durch die Fackeln alles hell erleuchtet, und außerdem hatten die Römer zwischen Erdwall und Brustwehr zahlreiche weitere feuergehärtete Äste mit tückisch angespitzten Ästen gesteckt, so daß es den Galliern trotz der mitgebrachten Rampen und Balken nicht gelang, ihre Leitern anzulegen und hochzuklettern. Zu Hunderten wurden sie von römischen Bogenschützen, Speerwerfern und Artilleristen niedergemäht.
    Trebonius und Antonius sorgten dafür, daß überall dort, wo sich die Gallier den Wällen gefährlich näherten, genügend Verstärkungstruppen anrückten. Dabei wurden zwar viele Soldaten verwundet, doch da die meisten Verletzungen geringfügig waren, hielten die Verteidiger sich wacker.
    Als die Gallier bei Tagesanbruch abzogen, lagen Tausende von Toten zwischen den Stachelstöcken, Lilien und Grabsteinen. Vercingetorix, der an der Innenseite noch immer verzweifelt versuchte, den Wassergraben zu überwinden, hörte den Rückzugslärm. Da er wußte, daß die Römer ihre Truppen jetzt an seinen Frontabschnitt verlegen würden, sammelte er Männer und Ausrüstung ein und kehrte, wieder ohne den ausgestoßenen Mandubiern zu begegnen, über den Westhang zur Zitadelle zurück.
    Von Gefangenen erfuhr Caesar, wer das gallische

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