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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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müssen den Galliern zeigen, daß wir alles besser können.« Trebonius sah zum rosafarbenen Himmel auf. »Wir haben heute einen abnehmenden Dreiviertelsmond. Er wird auslaufen, sobald er fertig ist, egal wie spät es dann ist.«
    Eine zutreffende Voraussage. Um Mitternacht stach Caesars Schiff in die dunkel wogende See. Die an seinem Heck blinkenden Lampen wiesen den anderen Schiffen den Weg, die ihm in einer tropfenförmig sich verbreiternden Formation folgten.
    Caesar lehnte an der Heckreling, zwischen den beiden Matrosen, die die Steuerruder bedienten, und beobachtete, wie über das undurchdringliche Dunkel des Ozeans Tausende kleiner Lichter wie Glühwürmchen ausschwärmten. Vale , Britannien, ich werde dich nicht vermissen. Doch was liegt in der unendlichen Weite dort draußen, die noch kein Mensch betreten hat? Denn dies ist kein kleines Meer, sondern ein mächtiger Ozean. Der große Neptun wohnt hier, nicht in der Tiefe unseres Meeres. Vielleicht werde ich, wenn ich alt bin und getan habe, was Blut und Macht von mir verlangen, auf einem dieser festen, eichenen Schiffe der Veneter die ledernen Segel setzen und der untergehenden Sonne in den Westen folgen. Romulus verschwand in den öden Ziegensümpfen des Marsfeldes, doch als er nicht heimkehrte, glaubte man, er sei ins Reich der Götter eingegangen. Ich werde in die Nebel der Ewigkeit segeln, und die Menschen werden wissen, daß ich ins Reich der Götter eingegangen bin. Meine Julia ist schon dort. Das Volk wußte das. Es verbrannte sie auf dem Forum und begrub sie unter den Helden. Aber zuerst muß ich tun, was Blut und Macht von mir verlangen.

    Die Wolken trieben tief am Himmel dahin, aber der Mond schien hell, und die Schiffe blieben zusammen. Der Wind füllte ihre Segel aus Leinwand prall wie den Bauch einer Hochschwangeren, so daß die Ruder kaum gebraucht wurden. Die Überfahrt dauerte sechs Stunden. In der Morgendämmerung lief Caesars Schiff in Portus Itius ein, hinter sich in vollkommener Ordnung die Flotte. Sein Glück war zurückgekehrt. Weder Mensch, Tier noch Geschütz waren Neptun zum Opfer gefallen.

II. Das Land der langhaarigen Gallier (Gallia Comata)
    Dezember 54 v. Chr. bis November 53 v. Chr.
    W enn wir mit allen acht Legionen in Portus Itius bleiben, geht uns noch vor Jahresende das Getreide aus«, sagte Titus Labienus. »Unsere Kommissare haben nicht viel auftreiben können. Wir haben zwar genügend gepökeltes Schweinefleisch, Speck, Öl, süßen Rübensirup und Dörrobst, aber kaum Grundnahrungsmittel wie Weizen oder Kichererbsen.«
    »Und wir können nicht erwarten, daß die Soldaten ohne Brot kämpfen.« Caesar seufzte. »Das Problem einer Dürre ist, daß sie meist überall zugleich herrscht. Ich bekomme auch in den spanischen Provinzen oder im italischen Gallien kein Getreide oder Erbsen oder Bohnen, weil dort auch nichts wächst.« Er zuckte die Schultern. »Hm, bleibt nur ein Ausweg: die Legionen für den Winter zu verteilen und für eine gute Ernte im nächsten Jahr zu beten.«
    »Jammerschade, daß die Flotte teilweise zerstört wurde«, sagte Quintus Titurius Sabinus taktlos. »Ich weiß, wir sind in Britannien vor Hitze fast umgekommen, aber die Ernte war dort gut. Wenn wir alle Schiffe gehabt hätten, hätten wir jede Menge Weizen mitbringen können.«
    Die anderen Legaten hielten den Atem an. Die Flotte vor Schaden zu bewahren war Caesars Aufgabe, und auch wenn in diesem Fall Wind, Meer und Gezeiten den Schaden verursacht hatten, war es doch keineswegs ratsam, Äußerungen zu machen, die Caesar als Vorwurf oder Kritik auffassen konnte. Sabinus hatte allerdings Glück, wahrscheinlich weil Caesar ihn von Anfang an für einen Schwätzer gehalten hatte; jetzt strafte Caesar ihn nur mit einem verächtlichen Blick.
    »Wir stationieren in jedem Gebiet also nur eine Legion«, fuhr der Feldherr fort.
    »Außer bei den Atrebaten«, meldete Commius sich eifrig zu Wort. »Wir sind weniger stark betroffen als die meisten anderen Gegenden. Wir können zwei Legionen ernähren, wenn du uns zu den Soldaten einige zusätzliche Männer schickst, die uns im Frühjahr beim Pflügen und Säen helfen.«
    »Wenn«, fiel Sabinus ein, und seine Stimme triefte vor Spott, »wenn ihr freien Gallier es nicht für unter eurer Würde halten würdet, hinter einem Pflug zu stehen, könntet ihr jederzeit mehr Getreide anbauen. Könnte man nicht einige dieser vielen unnützen Druiden damit beschäftigen?«
    »Ich habe schon lange kein Mitglied der

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