MoR 05 - Rubikon
römischen Oberschicht mehr hinter einem Pflug gesehen, Sabinus«, sagte Caesar ruhig, dann lächelte er Commius an. »Gut! Das heißt, Samarobriva wird diesen Winter unser Hauptquartier. Aber du bekommst nicht Sabinus als Gesellschaft. Sabinus geht... er geht zu den Eburonen — zusammen mit Cotta als gleichberechtigtem Befehlshaber. Er kann sich mit der Dreizehnten in Atuatuca einrichten. Dort muß zwar einiges repariert werden, aber ich bin sicher, Sabinus kann das machen.«
Die Legaten senkten die Köpfe und hielten sich die Hand vor den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. Caesar hatte Sabinus soeben in das schlechteste Quartier von ganz Gallien verbannt, und das in Gesellschaft eines Mannes, den Sabinus verabscheute und mit dem er »gleichberechtigt« eine Legion unausgebildeter Rekruten befehligen sollte, die auch noch eine notorische Unglückszahl trug. Zwar war das ein hartes Los für den armen Cotta, aber irgend jemand mußte es mit Sabinus aushalten, und die anderen waren erleichtert, daß Caesars Wahl nicht auf sie gefallen war.
Die Anwesenheit König Commius’ mußte einen Legaten wie Sabinus natürlich kränken. Er konnte nicht begreifen, wie Caesar einen Gallier, mochte er noch so unterwürfig oder vertrauenswürdig sein, zu irgendwelchen Beratungen hinzuziehen konnte, auch wenn diese sich nur um Versorgung und Quartier drehten. Vielleicht wäre Commius bei den Legaten auf mehr Gegenliebe gestoßen, wenn er ein gefälligeres Wesen oder Äußeres gehabt hätte; leider hatte er keins von beiden. Er war für einen belgischen Gallier klein, hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht und ein seltsam verstohlenes Benehmen. Seine rotblonden Haare, die steif waren wie die Borsten eines Besens, weil er sie wie alle gallischen Krieger mit in Wasser gelöstem Kalk wusch, hatte er zu einer Art Pferdeschwanz gebunden, der senkrecht in die Luft stand; ihre Farbe biß sich mit dem leuchtenden Scharlachrot seines grellbunt karierten Umhangs. Für Caesars Legaten gehörte er zu jenen Kriechern, wie sie immer im Dunstkreis der Mächtigen anzutreffen sind. Sie vergaßen darüber allerdings, daß er der König eines sehr mächtigen und kriegerischen belgischen Stammes war. Die Belgen des Nordwestens hatten ihre Könige noch nicht zugunsten jährlich gewählter Vergobreten abgeschafft, doch konnten belgische Könige von jedem Adligen ihres Volkes herausgefordert werden. Sie verdankten ihr Königtum ihrer Stärke, nicht der Geburt. Und Commius war schon sehr lange König der Atrebaten.
»Trebonius«, sagte Caesar, »du überwinterst mit der Zehnten und Zwölften in Samarobriva und nimmst auch den Troß in deine Obhut. Marcus Crassus, du gehst in der Nähe von Samarobriva ins Lager — ungefähr fünfundzwanzig Meilen von der Grenze zwischen Bellovacern und Ambianern entfernt; nimm die Achte mit. Fabius, du bleibst mit der Siebten hier in Portus Itius, und Quintus Cicero, du gehst mit der Neunten zu den Nerviern. Du, Roscius, kannst dir etwas Ruhe gönnen — ich schicke dich mit der Fünften zu den Esubiern, nur damit die Kelten wissen, daß ich sie nicht vergessen habe.«
»Du rechnest also mit Unruhen unter den Belgen«, überlegte Labienus stirnrunzelnd. »Ich stimme dir zu, sie waren verdächtig ruhig. Soll ich wie immer zu den Treverern?«
»Nicht ganz bis Treves. Zu den Treverern, aber mehr in die Nähe der Remer. Nimm die Reiterei und die Elfte.«
»Dann ziehe ich zur Mosa, in die Nähe von Virodunum. Solange der Schnee dort nicht zehn Fuß tief liegt, gibt es genügend Weideland.«
Caesar stand auf, die Besprechung war beendet. Er hatte seine Legaten gleich nach der Landung zusammengerufen, was bedeutete, daß die acht Legionen, die augenblicklich in Portus Itius lagerten, unverzüglich in ihre endgültigen Winterquartiere abrücken sollten. Inzwischen wußten alle Legaten, daß Julia gestorben war. Die Nachricht hatte in vielen Briefen an auf dem Festland zurückgebliebene Soldaten gestanden. Doch niemand verlor ein Wort darüber.
»Du kannst eine ruhige Kugel schieben«, sagte Labienus im Gehen zu Trebonius. Die großen Pferdezähne erschienen. »Sabinus’ Blödheit erstaunt mich! Wenn er den Mund gehalten hätte, hätte er es ruhig haben können. Stell dir den Winter dort vor, unweit der Mündung der Mosa, wo der Wind heult und die Gezeiten sich schon bemerkbar machen, inmitten von steinigen Hügeln, salzigen Marschen und Torfmooren. Und ständig schnüffeln irgendwelche Germanen hinter dir her oder Eburonen
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