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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Segel und Masten herunter, bis das gegnerische Schiff hilflos im Wasser trieb. Daraufhin umringten drei römische Schiffe es wie Terrier ein Reh, und römische Soldaten enterten es, töteten die Besatzung und setzten es in Brand. Als zuletzt auch noch der Wind sich legte, war Decimus’ Sieg vollständig. Nur zwanzig venetische Schiffe entkamen.
    Jetzt, in Britannien, waren die niedrigen Bordwände der Schiffe von großem Vorteil. Ängstliche Tiere wie Pferde konnte man erst einladen, nachdem man die Schiffe ins Wasser geschoben hatte; sobald die Schiffe aber im Wasser trieben, konnte man breite Planken vom Strand auf die seitlichen Bordwände legen und die Pferde schnell darüber führen, so daß sie gar keine Zeit hatten, Angst zu bekommen.
    »Nicht schlecht dafür, daß wir keinen Hafen haben«, sagte Caesar zufrieden. »Morgen sind sie zurück, dann kann der Rest übersetzen.«
    Doch als der nächste Tag dämmerte, blies ein heftiger Wind aus Nordwest, der zwar das Meer vor der Küste nicht aufwühlte, aber die Rückkehr der dreihundertfünfzig intakten Schiffe verhinderte.
    »Ach Trebonius, dieses Land bringt mir kein Glück«, rief Caesar am fünften Tag des Sturmes und kratzte sich heftig am Stoppelbart.
    »Wir sitzen fest wie die Griechen am Strand von Ilium«, sagte Trebonius.
    Caesar musterte seinen Legaten mit hellen, kalten Augen und schien zu einem Entschluß zu kommen. »Ich bin nicht Agamemnon«, sagte er unwirsch, »und ich bleibe hier nicht zehn Jahre!« Er drehte sich um. »Atrius!«
    Der Lagerpräfekt eilte erschrocken herbei. »Jawohl, Feldherr?«
    »Halten die Nägel in den Schiffen, die noch hier liegen?«
    »Wahrscheinlich, mit Ausnahme von vierzig Schiffen.«
    »Dann nützen wir diesen Nordwest aus. Laß die Hörner blasen, Atrius. Ich will, daß alle Soldaten einschließlich der Gerätschaften in den noch hier liegenden intakten Schiffen untergebracht werden.«
    »Sie werden nicht reinpassen!« sagte Atrius entsetzt.
    »Wir packen sie rein wie Salzheringe in ein Faß. Wenn sie dann übereinander kotzen, kann man eben nichts machen. In Portus Itius können sie mitsamt ihrer Rüstung im Meer baden. Wir fahren, sobald der letzte Mann und die letzte Wurfmaschine an Bord sind.«
    Atrius schluckte. »Vielleicht müssen wir einige von den schwereren Sachen hierlassen«, wandte er schüchtern ein.
    Caesar hob die Augenbrauen. »Ich lasse keine Kriegsmaschine und keinen Rammbock zurück und auch keine Werkzeuge, keinen einzigen Soldaten oder sonstigen Mann und keinen Sklaven. Wenn du sie nicht alle unterbringst, Atrius, dann schaffe ich es.«
    Das waren keine leeren Worte, wie Atrius wußte. Er wußte auch, daß seine weitere Karriere davon abhing, daß auch er schaffte, was der Feldherr mit solcher Effizienz und erstaunlicher Geschwindigkeit fertigbrachte. Quintus Atrius protestierte nicht mehr, sondern ging, um die Hörner blasen zu lassen.
    Trebonius lachte.
    »Was ist so lustig?« fragte Caesar kalt.
    Nein, jetzt war nicht der richtige Augenblick, ihm das zu sagen! Trebonius war sofort wieder ernst. »Nichts, Caesar! Überhaupt nichts.«
    Die Entscheidung war eine Stunde nach Sonnenaufgang gefallen. Legionäre und andere arbeiteten den ganzen Tag daran, die stabilsten Schiffe mit Caesars wertvollen Geschützen, Werkzeugen, Wagen und Maultieren zu beladen. Dann schoben sie die Schiffe in die kabbelige See und kletterten mit Hilfe von Strickleitern an Bord. Die Ladung eines Schiffes bestand normalerweise aus einem Geschütz oder einer anderen Kriegsmaschine, vier Maultieren, einem Wagen, vierzig Soldaten und zwanzig Ruderern. Diesmal war sie allerdings viel größer und schwerer, da unter anderem achtzehntausend Soldaten und Nichtkämpfer und dazu noch viertausend Sklaven und Matrosen untergebracht werden mußten.
    »Ist das nicht erstaunlich?« fragte Trebonius Atrius, als die Sonne unterging.
    »Was?« fragte der Lagerpräfekt, dem die Knie zitterten.
    »Er ist glücklich. Natürlich, er trauert noch immer, aber er ist glücklich. Er hat sich eine Aufgabe gestellt, deren Erfüllung unmöglich schien.«
    »Ich wünschte, er hätte die Schiffe nacheinander auslaufen lassen, sobald sie beladen waren!«
    »Er nicht! Er kam mit einer Flotte, und er geht mit einer Flotte. Wenn die vornehmen Gallier in Portus Itius ihn einlaufen sehen, werden sie merken, daß er die Lage absolut im Griff hat. Du meinst, seine Armee soll Schiff für Schiff hereintröpfeln? Nicht mit ihm! Und er hat recht, Atrius. Wir

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