MoR 05 - Rubikon
Auch wenn er, wie er den eingeschriebenen Vätern des Senats bei anderer Gelegenheit gedroht hatte, ihnen dazu mit dem Stiefel zwischen die Lenden treten mußte.
Seine persönliche Post war ebenfalls umfangreich. Einige Briefe betrafen vor allem geschäftliche Dinge, wie die seines treuen Anhängers Balbus, des spanischen Bankiers aus Gades, und seines römischen Bankiers Gaius Oppius. Mit seinem Reichtum hatte Caesar auch einen noch gewiefteren Geldmakler an sich binden können, Gaius Rabirius Postumus, der als Finanzminister von König Ptolemaios Auletes in Alexandria Ordnung in das chaotische ägyptische Finanzwesen gebracht hatte und zum Dank dafür vom König und seinen Lakaien nackt und ohne einen Sesterz auf ein Schiff nach Rom gesetzt worden war. Caesar hatte ihm Geld für einen neuen Anfang geliehen und gelobt, daß er das Geld, das Ägypten Rabirius Postumus schuldete, eines Tages einfordern würde — und zwar persönlich.
Auch Cicero hatte geschrieben, wie eine Gluckhenne besorgt um das Wohl seines jüngeren Bruders Quintus. Er zeigte sich auch tief betroffen über Caesars Verlust, denn er war bei aller Eitelkeit und Angeberei im Grunde seines Herzens ein mitfühlender und liebevoller Mensch.
Ah! Eine Rolle von Brutus! Er wurde im nächsten Jahr dreißig und würde als Quästor in den Senat eintreten. Caesar hatte ihm kurz vor seiner Abreise nach Britannien geschrieben und ihn gefragt, ob er nicht als sein persönlicher Quästor zu ihm stoßen wolle. Crassus’ älterer Sohn Publius hatte einige Jahre als Quästor für ihn gedient, und dieses Jahr war dessen jüngerer Bruder Marcus Crassus ihm nachgefolgt. Beides prächtige Burschen, aber die Hauptaufgabe eines Quästors war die Verwaltung der Finanzen; Caesar hatte geglaubt, Söhne eines Crassus müßten buchhalterisches Talent haben, doch hatte er sich geirrt. Als Führer einer Legion waren sie erstklassig, doch konnten sie nicht zwei und zwei zusammenzählen. Wohingegen Brutus ein Plutokrat im Senatorengewand war, ein Genie im Verdienen und Verwalten von Geld. Gegenwärtig erledigte der dicke Trebatius das Rechnen, aber es war strenggenommen nicht seine Aufgabe.
Brutus... Sogar jetzt noch, nach so langer Zeit, verspürte Caesar jedesmal, wenn er an ihn dachte, Gewissensbisse. Brutus hatte Julia innig geliebt, hatte geduldig über zehn Jahre als ihr Verlobter darauf gewartet, daß sie das heiratsfähige Alter erreichen würde. Doch dann war Caesar ein Geschenk der Götter in den Schoß gefallen: Julia hatte sich über beide Ohren in Pompeius verliebt und Pompeius in sie, was bedeutete, daß Caesar Pompeius mit der zartesten aller Fesseln, seiner Tochter, an sich binden konnte. Also hatte er die Verlobung mit Brutus (damals mit seinem Adoptivnamen Servilius Caepio genannt) abgebrochen und Julia mit Pompeius verheiratet. Keine leichte Situation, von dem völlig gebrochenen Brutus ganz zu schweigen. Brutus’ Mutter Servilia war seit Jahren Caesars Geliebte. Sie mit der Kränkung zu versöhnen, hatte Caesar eine Perle im Wert von sechs Millionen Sesterzen gekostet.
Ich danke Dir für Dein Angebot, Caesar. Es ist sehr freundlich von Dir, an mich zu denken und Dich zu erinnern, daß ich dieses Jahr zur Wahl als Quästor anstehe. Leider habe ich meine Quästur noch nicht ganz sicher, da die Wahlen noch nicht durchgeführt wurden. Wir hoffen, noch im Dezember mehr zu wissen, denn es heißt, daß die Tributkomitien in diesem Monat ganz bestimmt Quästoren und Soldatentribunen wählen werden. Daß die Wahlen für die höheren Magistraten stattfinden werden, bezweifle ich dagegen. Memmius weigert sich, als Kandidat für das Konsulat zurückzutreten, und Onkel Cato hat geschworen, daß er die kurulischen Wahlen blockiert, bis Memmius zurücktritt. Übrigens, schenke den unflätigen Gerüchten über Onkel Catos Scheidung von Marcia bitte keine Beachtung. Onkel Cato läßt sich nicht kaufen!
Ich gehe nächstes Jahr als persönlicher Quästor des neuen Statthalters von Kilikien Appius Claudius Pulcher nach Kilikien. Er ist jetzt mein Schwiegervater Vor einem Monat habe ich seine älteste Tochter Claudia geheiratet, ein sehr nettes Mädchen.
Noch einmal vielen Dank für Dein freundliches Angebot. Meiner Mutter geht es gut. Soviel ich weiß, schreibt sie Dir selbst.
Donnerwetter! Caesar ließ die Rolle sinken und zwinkerte heftig, nicht weil er weinen mußte, sondern vor Überraschung.
Sechs lange Jahre hat Brutus nicht geheiratet. Dann stirbt meine Tochter,
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