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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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machen. Wäre ich dort nur Quästor gewesen, würde sich niemand auch nur an meine Anwesenheit erinnern. Doch weil der Quästor sich in einen Statthalter verwandelt hat — und zwar in einen sehr erfolgreichen —, wird sich ganz Rom daran erinnern. Deshalb habe ich auf meinem Recht bestanden, den von Crassus zusammengeklauten Schatz als dessen Quästor nach Rom zu bringen, auf völlig legalem Weg, wie Bibulus genau wußte. Außerdem hat Bibulus auf dem Weg nach Syrien so getrödelt, daß ich schon vor seiner Ankunft alles in Kisten verpackt und an Bord einer angemieteten Flotte gebracht hatte. Du hättest sehen sollen, wie er heulte, als er mich wegfahren sah! Ich wünsche ihm alles Gute in Syrien, ihm und seinen beiden verwöhnten Söhnen.«
    Brutus schwieg. Gaius Cassius war zwar der anständigste Kerl, den man sich vorstellen konnte, aber zugleich ein streitbarer Mensch, der überhaupt nichts von gewissen boni hielt, die die Last einer Statthalterschaft mit ihren unvermeidlichen Kriegen und Gefahren bekanntlich stets dankend ablehnten. Auch wenn Cassius von seiner Abstammung her zum Konsul bestimmt war, würde er nie ein Politiker sein, dazu fehlte es ihm an Raffinesse, Takt und der Fähigkeit, andere mit glatten Worten auf seine Seite zu ziehen. Er sah genauso aus, wie er war: untersetzt, energisch und soldatisch, die Haare kurzgeschoren und zur Intrige unfähig.
    »Ich freue mich natürlich, dich zu sehen«, sagte Brutus, »aber gibt es einen bestimmten Grund für deinen Besuch so kurz nach deiner Rückkehr?«
    Cassius’ Mund zuckte, und seine braunen Augen wurden zu Schlitzen. Wie naiv war dieser Brutus eigentlich? Und gab es denn kein Mittel gegen seine scheußliche Akne? »Eigentlich bin ich hier, um mit dem Familienoberhaupt zu sprechen«, sagte er.
    »Meine Mutter? Warum sagst du das nicht gleich?«
    Seufzend schüttelte Cassius den Kopf. »Brutus, das Familienoberhaupt bist du , nicht Servilia. Ich bin gekommen, um dich in dieser Eigenschaft zu sprechen.«
    »Ach so, natürlich. Du hast recht, ich bin das Familienoberhaupt. Aber Mama ist so tüchtig und schon so lange Witwe, daß ich mir gar nicht recht vorstellen kann, sie zu ersetzen.«
    »Solange du das nicht kannst, wirst du es auch nicht.«
    »Mir ist es so recht, wie es ist«, sagte Brutus. »Also, was führt dich her?«
    »Ich will Junia Tertia heiraten — Tertulla. Wir sind seit Jahren verlobt, und auch ich werde nicht jünger, Brutus. Ich dachte, jetzt, wo ich Mitglied des Senats bin und einer großen Zukunft entgegensehe, wird es langsam Zeit, eine Familie zu gründen.«
    »Aber sie ist kaum sechzehn«, wandte Brutus stirnrunzelnd ein.
    »Weiß ich doch!« sagte Cassius gereizt. »Und ich weiß auch, wessen Tochter sie in Wirklichkeit ist. Aber das weiß ja ganz Rom. Und ich habe nicht das geringste dagegen, den Sproß Caesars zu heiraten, schließlich gelten die Julier noch mehr als die Junier. Und wenn ich Caesar auch persönlich nicht mag, zeigen seine Erfolge gegenwärtig doch wieder deutlich, daß die Julier noch nicht zum alten Eisen gehören.«
    »Ich bin Junier«, sagte Brutus steif.
    »Aber vom Zweig des Brutus, nicht des Silanus, was ein Unterschied ist.«
    »Und mütterlicherseits sind sowohl Tertulla als auch ich patrizische Servilier«, fuhr Brutus fort. In seinem Gesicht begann es angestrengt zu arbeiten.
    »Genug davon.« Cassius, der diesen Gesichtsausdruck zur Genüge kannte, wechselte hastig das Thema. »Kann ich Tertulla heiraten?«
    »Ich muß zuerst Mutter fragen.«
    »Ach Brutus, wann begreifst du denn endlich? Das ist nicht Servilias Entscheidung!«
    »Welche Entscheidung denn?« fragte Tertullas Mutter Servilia, die, ohne anzuklopfen, in Brutus’ Arbeitszimmer getreten war. Ihre großen, dunklen Augen ruhten nicht auf ihrem Sohn (von dem sie so enttäuscht war, daß sie es vorzog, ihn zu übersehen), sondern auf Cassius. Strahlend ging sie auf ihn zu und nahm sein starkes, braungebranntes Gesicht in die Hände. »Cassius, wie schön, daß du wieder in Rom bist!« sagte sie und küßte ihn. Seit der Zeit, als Brutus und Cassius Schulkameraden gewesen waren, hatte sie stets eine Schwäche für Cassius gehabt. Ein Krieger, ein Mann der Tat. Ein junger Mann, der wußte, wie man Karriere machte.
    »Welche Entscheidung?« wiederholte sie und setzte sich.
    »Ich will Tertulla heiraten, und zwar sofort«, antwortete Cassius.
    »Dann fragen wir sie doch, was sie davon hält«, sagte Servilia freundlich, womit sie ihrem Sohn die

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