MoR 05 - Rubikon
Purpurstreifen auf der rechten Schulter aus.
Er war nackt. Servilia trat ein paar Schritte zurück, um ihn in voller Größe zu betrachten und Augen und Sinne an seinem Anblick zu weiden. Das spärliche dunkelrote Haar auf der Brust verengte sich abwärts zu einem schmalen Streifen und mündete in ein Büschel hellroter Schamhaare, aus deren Mitte über dem prall gefüllten Hodensack dunkel der bereits anschwellende Penis ragte. Rundum vollkommen, die Schenkel schlank, die Waden kräftig und wohlgeformt, der Bauch flach und die Brust muskulös, dazu breite Schultern und lange, sehnige Arme.
Langsam umkreiste sie ihn, ließ den Blick wollüstig über seine runden, festen Hinterbacken, die schmalen Hüften, den breiten Rücken, den athletischen Nacken und den stolz erhobenen Kopf wandern. Herrlich! Was für ein Mann! Wie ertrug sie es nur, solche Vollkommenheit zu berühren? Er war das Werk von Phidias und Praxiteles — in Marmor gemeißelte Unsterblickeit.
»Du bist dran«, sagte er, als sie sich sattgesehen hatte.
Das volle, bis auf zwei weiße Strähnen an den Schläfen noch immer schwarze Haar fiel herab, ebenso die scharlachroten und gelben Gewänder. Trotz ihrer fünfundvierzig Jahre fühlte sich die nackte Servilia ihrem Geliebten keineswegs unterlegen. Ihre elfenbeinfarbene Haut war weich und glatt, und ihre Brüste reckten sich noch immer stolz nach oben. Nur ihr Gesäß war schlaffer und ihre Taille fülliger geworden. Doch das war unwichtig. In ihrem Verhältnis zu Pontius Aquila zählte einzig und allein das Vergnügen, das gegenseitige Gefallen, nicht das Alter.
Sie legte sich aufs Bett, legte die Hände auf ihre schwarzen Schamhaare und zog die Lippen ihrer Vulva auseinander, so daß Pontius Aquila die glatten, pflaumenähnlichen Konturen glänzen sah. Hatte Caesar nicht gesagt, es sei die schönste Blume, die er je gesehen habe? Und eben darauf, auf dem Triumph, Caesar zu ihrem Sklaven machen zu können, beruhte ihr Selbstvertrauen.
Wie sie erbebte bei der Berührung des jungen, sanften, kraftstrotzenden Mannes! So drängend und doch so sanft genommen zu werden, und schamlos und zugleich beherrscht alles hingeben zu können. Sie saugte an seiner Zunge, seinen Brustwarzen, seinem Penis, kämpfte voll gieriger Kraft, schrie in Ekstase auf, als sie zum Höhepunkt kam. Da, mein Sohn! Ich hoffe, du hast das gehört. Und ich hoffe, auch deine Frau hat es gehört. Ich habe gerade ein Erdbeben erlebt, wie ihr es euch nicht annähernd vorstellen könnt, mit einem Mann, der mir in anderer Hinsicht völlig gleichgültig ist.
Danach saßen sie, immer noch nackt, nebeneinander, tranken Wein und unterhielten sich mit jener ungezwungenen Vertrautheit, die nur durch körperliche Intimität ausgelöst wird.
»Wie ich höre, hat Curio beantragt, eine Kommission zur Überwachung der Straßen Italias zu bilden und den Leiter der Kommission mit einem prokonsularischen Imperium auszustatten«, sagte Servilia, während ihre Zehen im Schoß Pontius Aquilas mit dessen leuchtend rotem Schamhaar spielten.
»Stimmt, aber Gaius Marcellus der Ältere wird das ablehnen«, erwiderte Pontius Aquila.
»Ein merkwürdiger Antrag.«
»Das finden alle.«
»Glaubst du, Curio ist Caesars Mann?«
»Ich bezweifle es.«
»Aber nur Caesar würde von dem Antrag profitieren«, sagte Servilia nachdenklich. »Wenn er seine Provinzen und sein Imperium Anfang März verliert, hätte er aufgrund von Curios Antrag ein neues Prokonsulat und sein Imperium bliebe in Kraft, oder nicht?«
»Doch.«
»Dann ist Curio Caesars Mann.«
»Ich kann es mir wirklich nicht vorstellen.«
»Er hat plötzlich keine Schulden mehr.«
Pontius Aquila warf den Kopf zurück und lachte laut. »Er hat ja auch Fulvia geheiratet, und das keinen Moment zu früh, wenn man dem Klatsch trauen darf. Für eine frisch verheiratete Frau soll sie nämlich einen ganz schönen Bauch haben.«
»Die arme Sempronia! Eine Tochter, die von einem Demagogen zum nächsten geht.«
»Es gibt keine Beweise, daß Curio ein Demagoge ist.«
»Du wirst schon sehen«, sagte Servilia dunkel.
Seit über zwei Jahren war der Senat nun schon seines alten Sitzungsortes beraubt, der Curia Hostilia, doch hatte niemand angeboten, sie wieder aufzubauen, und das Schatzamt war so sparsam, daß es die Kosten nicht übernehmen würde. Nach der Tradition hätte ein bedeutender Römer diese Aufgabe übernehmen müssen, aber bisher hatte sich noch keiner dazu bereit erklärt, auch nicht Pompeius der
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