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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hättest. Aber da mein Bruder natürlich nicht weiß, wie man Krieg führt, ist er ganz zufrieden.
    Bibulus trödelte schrecklich auf dem Weg nach Syrien, und wir mußten warten, bis er bei sich Ordnung geschaffen hatte, bevor wir unseren gemeinsamen Feldzug von beiden Seiten des AmanusGebirges aus starten konnten. Jetzt sind wir beim Aufbrechen. S S oviel ich weiß, traf Bibulus im Sextilis in Antiochia ein und schickte den jungen Gaius Cassius ziemlich unfreundlich nach Rom zurück. Natürlich hat er seine beiden jungen Söhne mitgebracht. Marcus Bibulus ist Anfang zwanzig, Gnaeus Bibulus ungefähr neunzehn. Die drei waren reichlich verstimmt, als sie erfuhren, wie gut Cassius mit den Parthern fertig geworden war — er hatte sie unter anderem am Orontes aus dem Hinterhalt überfallen, was Pacorus mit seinem Heer zu überstürzter Flucht zwang.
    Ich glaube, ein derartiger kriegerischer Eifer ist nicht nach dem Geschmack von Bibulus. Seine Methode, mit den Parthern umzugehen, unterscheidet sich von der Cassius’ deutlich. Statt an Krieg zu denken, hat er einen Parther namens Ornadapates angeheuert und bezahlt ihn dafür, daß er König Orodes ins Ohr flüstert, Pacorus, sein Lieblingssohn, wolle ihn vom Thron drängen. Schlau, aber nicht gerade heldenhaft, wie?
    Ich sehne mich sehr nach Gallia Comata zurück, Caesar Ich vermisse die Art von Krieg, die wir geführt haben, so zielstrebig und zweckmäßig und ohne Intrigen innerhalb des Oberkommandos. Hier verbringe ich die Hälfte meiner Zeit damit, Pomptinus zu beschwichtigen. Bitte schreibe mir. Ich brauche dringend etwas Aufmunterung.
    Armer Quintus Cicero! Es dauerte einige Zeit, bevor Caesar sich an seinen Schreibtisch setzen konnte, um den traurigen Brief zu beantworten. Wie typisch für den älteren Cicero, daß er eine Null wie Gaius Pomptinus seinem eigenen Bruder vorzog! Denn Quintus Cicero hatte recht. Er hätte einen weitaus fähigeren Feldherrn als Pomptinus abgegeben.

VI. Rom
    Januar bis Dezember 50 v. Chr.
    A ls der dreißigjährige Gaius Cassius Longinus nach seiner erstaunlichen Karriere als Statthalter einer wichtigen römischen Provinz nach Hause zurückkehrte, schlug ihm von allen Seiten Bewunderung entgegen. Er verzichtete allerdings weise darauf, den Senat um einen Triumphzug zu bitten, obwohl seine Soldaten ihn nach dem Sieg über die galiläische Armee am See Genezareth noch auf dem Schlachtfeld zum Imperator ausgerufen hatten.
    »Ich glaube, so was gefällt den Leuten genauso wie deine Erfolge in Syrien«, sagte Brutus.
    »Warum sollte ich auch die Aufmerksamkeit in einer Weise auf mich lenken, die den Narren im Senat auf stoßen würde?« fragte Cassius achselzuckend. »Sie würden mir ja sowieso keinen Triumph gewähren. Da ist es schon besser, so zu tun, als wollte ich gar keinen. Jetzt müssen dieselben Leute, die mir meine Dreistigkeit vorgeworfen hätten, wohl oder übel meine Bescheidenheit loben.«
    »Du warst gern dort, nicht wahr?«
    »In Syrien? Ja. Nicht, solange Marcus Crassus noch lebte, aber nach Carrhae war es einfach phantastisch.«
    »Wo ist eigentlich das von Crassus beschlagnahmte Gold aus den syrischen Tempeln geblieben? Hat er es auf den Marsch nach Mesopotamien mitgenommen?«
    Cassius sah Brutus einen Augenblick lang verständnislos an, dann begriff er, daß Brutus, obwohl nur vier Monate jünger als er, abgesehen von der finanziellen Seite nur wenig von der Logistik einer Provinzverwaltung verstand. »Nein, es blieb damals in Antiochia. Ich habe es jetzt mitgebracht.« Er lächelte dünn. »Was glaubst du wohl, weshalb ich bei Bibulus so schlecht angeschrieben bin? Er war nämlich der Meinung, er sei für das Gold zuständig, es müsse deshalb bis zu seiner Rückkehr nach Rom in Syrien bleiben. Hätte ich nachgegeben, wäre allerdings nicht mehr viel davon nach Rom gelangt. Man sah regelrecht, wie seine Finger bei der Aussicht, in den Geldtruhen zu wühlen, gierig zuckten.«
    »Aber Cassius!« Brutus sah ihn schockiert an. »Marcus Bibulus ist über jeden Tadel erhaben! Catos Schwiegersohn sollte stehlen, was Rom gehört? Niemals!«
    »So ein Unsinn!« entgegnete Cassius verächtlich. »Wie naiv bist du eigentlich, Brutus? Das würde doch jeder tun, der die Gelegenheit hätte. Daß ich es nicht tat, lag nur an meinem Alter und meiner steilen Karriere. Wenn ich erst Konsul gewesen bin, soll Syrien meine Provinz werden, und ich werde Syrien auch bekommen, denn ich will mir einen Namen als Fachmann für dieses Gebiet

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