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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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auf ihren elfenbeinernen Stühlen auf dem von der Statue Pompeius’ des Großen überragten blauweißen Marmorpodium.
    Pompeius selbst saß in seiner purpurgesäumten Toga in der untersten linken Reihe und blickte direkt aufs Podium. Seine Augen verweilten auf dem Gesicht der Statue, und um seine Lippen spielte ein leises Lächeln. Was für ein wunderbarer Tag war heute! Der einzige Mensch, der drohte, ihn in den Schatten zu stellen, würde entmachtet werden, und das ohne ein einziges Wort von ihm, Gnaeus Pompeius Magnus. Niemand würde mit dem Finger auf ihn zeigen und sagen können, er habe sich gegen Caesar verschworen. Er brauchte nichts zu tun, als anwesend zu sein. Natürlich würde er dafür stimmen, daß Caesar die Provinzen aberkannt würden, aber das würden die meisten Senatoren tun. Zur Sache selbst würde er sich nicht äußern, auch wenn er gefragt wurde. Die boni würden schon für ihn reden.
    Paullus, der im März die fasces hatte, saß ein Stück vor Gaius Marcellus dem Älteren; hinter den beiden Konsuln saßen die acht Prätoren und die beiden kurulischen Ädilen.
    Vor dem Podium stand eine lange, klobige, glänzend polierte Holzbank, auf der die zehn Volkstribunen saßen, Männer, die von der Plebs gewählt wurden, um deren Interessen zu wahren und die Patrizier in ihre Schranken zu weisen. Zumindest in den Anfangszeiten der Republik war das notwendig gewesen, als die Patrizier den Senat, das Konsulat, die Gerichte, die Zenturiatkomitien und sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens kontrolliert hatten. Aber dieser Zustand hatte, nachdem die römischen Könige erst abgesetzt waren, nicht lange angedauert. Plebejer waren aufgestiegen und immer reicher geworden und hatten mehr Mitspracherecht in der Regierung verlangt. Hundert Jahre hatte das Kräftemessen zwischen Patriziat und Plebs gedauert, und die Patrizier hatten auf verlorenem Posten gekämpft. Am Ende hatten die Plebejer das Recht bekommen, mindestens einen Konsul zu stellen und die Hälfte der Sitze im obersten Priesterkollegium zu besetzen. Plebejische Familien gehörten von nun an zum Adel, sobald ein Mitglied Prätor war, und das Kollegium der Volkstribunen war gegründet worden, dessen Mitglieder schwören mußten, plebejische Interessen selbst um den Preis von Menschenleben zu schützen.
    In den folgenden Jahrhunderten hatte sich die Rolle der Volkstribunen gewandelt. Nach und nach hatten sie sich von dem Ziel, die Macht des Patriziats zu beschneiden, entfernt und in eine Interessenvertretung geschäftstüchtiger Ritter verwandelt, die den Kern der plebejischen Versammlung bildeten und die Politik des Senats diktierten.
    Dann hatte sich ein besonderer Typ von Volkstribun herausgebildet, am reinsten verkörpert durch zwei große plebejische Adlige — die Brüder Tiberius und Gaius Sempronius Gracchus. Sie nutzten ihr Amt und die Versammlung der Plebs, um sowohl der Plebs als auch dem Patriziat einen Teil der Macht zu entreißen und ein wenig davon den armen unteren Klassen zu geben. Die beiden hatten für ihre Mühen mit einem grausamen Tod bezahlen müssen, doch die Erinnerung an sie lebte weiter. Andere große Männer mit verschiedenen Zielen und Idealen waren ihnen im Amt gefolgt, darunter Gaius Marius, Saturnius, Marcus Livius Drusus, Sulpicius, Aulus Gabinius, Titus Labienus, Publius Vatinius, Publius Clodius und Gaius Trebonius. Mit Gabinius, Labienus, Vatinius und Trebonius tauchte ein neues Phänomen auf: Sie dienten einer bestimmten Person; im Fall von Gabinius und Labienus war dies Pompeius, bei Vatinius und Trebonius war es Caesar.
    Die zehn Männer, die an diesem ersten Tag des März in weißen Togen auf der Bank saßen, verkörperten eine Tradition von fast fünfhundert Jahren. Anspruch auf Liktoren hatten sie nicht, und im Unterschied zu allen anderen römischen Amtsinhabern waren sie auch nicht an religiöse Gebote gebunden. Acht von ihnen waren zwei oder drei Jahre im Senat gewesen, bevor sie für das Volkstribunat kandidiert hatten, zwei waren bei ihrer Wahl zum Volkstribun in den Senat gekommen. Neun von ihnen waren völlig unbedeutend, Männer, deren Namen und Gesichter nach Ablauf ihrer Amtszeit sofort vergessen würden.
    Die Ausnahme war Gaius Scribonius Curio, der als Vorsitzender des Kollegiums in der Mitte der Bank saß. Mit seinem von Sommersprossen übersäten Koboldgesicht, dem widerspenstigen, hellroten Haarschopf und der Ausstrahlung von geballter Energie und leidenschaftlichem Einsatz war er der

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