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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Große, dem die Notlage des Senats offenbar gleichgültig war.
    »Ihr könnt jederzeit die Curia Pompeia benützen«, sagte er.
    »Das ist mal wieder typisch für ihn!« ärgerte sich Gaius Marcellus der Ältere, als er an den Kalenden des März zum steinernen Theater des Pompeius auf dem Marsfeld stapfte. »Er will den Senat dazu zwingen, alle gut besuchten Sitzungen in einem Haus abzuhalten, das er gebaut hat, als wir es nicht brauchten. Typisch!«
    Cato neben ihm ging so schnell, daß Gaius Marcellus der Ältere nur mit Mühe folgen konnte.
    »Warum diese Eile, Cato? Im März hat Paullus die fasces , und er wird sich Zeit lassen.«
    »Weil er ein Schlappschwanz ist.«
    Die Anlage, die Pompeius vor fünf Jahren auf dem Gelände des Marsfeldes unweit des Circus Flaminius gebaut hatte, war außerordentlich beeindruckend. Die vereinzelten, hier schon seit ewigen Zeiten stehenden Gebäude wurden von einem gewaltigen, aus Stein erbauten Theater überragt, das fünftausend Menschen Platz bot. Pompeius hatte klugerweise auch einen Tempel für Venus Victrix in die oberste Reihe der cavae integriert und dadurch ein ansonsten gottloses Bauwerk in Einklang mit dem mos maiorum gebracht. Nach der herrschenden römischen Auffassung übte Theater nämlich einen verderblichen Einfluß auf die Moral des Volkes aus, weshalb die bei Spielen und öffentlichen Festen üblichen Theatervorführungen bis vor fünf Jahren in provisorisch errichteten Holzgebäuden hatten stattfinden müssen. Was den Besuch von Pompeius’ Theater statthaft machte, war allein der Tempel der Venus Victrix.
    Hinter dem Auditorium hatte Pompeius einen großen Garten angelegt, der von einer aus genau hundert Säulen bestehenden Kolonnade gesäumt war; die Säulen waren kanneliert, mit den verspielten korinthischen Kapitellen verziert, die Sulla aus Griechenland mitgebracht hatte, und in Blautönen bemalt und verschwenderisch vergoldet. Die roten Wände hinter den Säulen waren verschwenderisch mit Wandgemälden geschmückt, die leider seltsam blutrünstige Themen hatten. Daß Pompeius viel mehr Geld als Geschmack hatte, zeigte sich nirgends deutlicher als bei dieser Kolonnade und in dem mit Brunnen, Fischbecken und vielerlei Verzierungen überladenen Garten.
    Am anderen Ende des Säulengartens hatte Pompeius eine Curia errichten lassen und durch deren religiöse Weihung dafür gesorgt, daß dort Versammlungen des Senats stattfinden konnten. Von der Größe her mehr als ausreichend, ähnelte sie im Grundriß der zerstörten Curia Hostilia, einem rechteckigen Sitzungssaal mit jeweils drei Sitzreihen zu beiden Seiten eines breiten Mittelganges, der vor dem Podium endete, auf dem die kurulischen Magistraten saßen. Die ansteigenden Ränge waren breit genug, daß jeder Senator bequem seinen Stuhl aufstellen konnte. In der obersten Reihe saßen die pedarii , die Senatoren, denen aufgrund ihres niedrigen Ranges — sie hatten weder ein öffentliches Amt bekleidet noch einen Kranz aus Gras oder Eichenlaub für Tapferkeit errungen — kein Rederecht bei Debatten zustand. Die beiden mittleren Reihen waren für Senatoren bestimmt, die untergeordnete Beamte wie Volkstribunen, Quästoren oder plebejische Ädilen gewesen waren oder militärische Ehren errungen hatten, und die beiden untersten Reihen waren für ehemalige kurulische Ädilen, Prätoren, Konsuln oder Zensoren reserviert; die in den unteren oder mittleren Rängen Sitzenden hatten deshalb mehr Platz als die pedarii in der obersten Reihe.
    Die alte Curia Hostilia war innen recht kahl gewesen; Ränge und Podium hatten aus rohen Tuffblöcken bestanden, die hellbraunen Wände waren eintönig mit einigen Kringeln und Strichen bemalt gewesen, und die schwarzen und weißen Marmorfliesen im breiten Mittelgang waren so abgewetzt gewesen, daß sie nach nicht mehr viel aussahen. In krassem Gegensatz zu dieser altehrwürdigen Schlichtheit war die Curia des Pompeius ganz und gar in buntem Marmor ausgeführt. Die Wände waren mit purpurroten und rosa Marmortäfelchen verkleidet, die zwischen vergoldeten Pilastern verschlungene Muster bildeten; die obersten Sitzreihen waren in braunem, die mittleren in gelbem und die untersten in cremefarbenem Marmor gehalten. Das kurulische Podium leuchtete in blauweißem Marmor, der eigens aus dem fernen Numidien herbeigeschafft worden war, und der Mittelgang war in Purpur und Weiß gefliest. Das Licht fiel durch meterhohe Fenster, die mit vergoldeten Gittern versehen waren und draußen auf der

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