MoR 05 - Rubikon
Inbegriff des Volkstribuns. Als glänzender, für seine konservative Haltung bekannter Redner war Curio, dessen Vater sowohl Zensor als auch Konsul gewesen war, einer der wichtigsten Gegner Caesars während dessen Konsulatsjahres gewesen, und das, obwohl er damals noch zu jung gewesen war, um in den Senat einzutreten.
Einige der Gesetze, die er seit seinem Amtsantritt am zehnten Tag des vergangenen Dezember eingebracht hatte, waren schlicht unbegreiflich und erweckten den Eindruck, als sei er ungewöhnlich stark vom Bazillus extremer tribunizischer Gedanken infiziert. Zunächst hatte er erfolglos versucht, eine Gesetzesvorlage einzubringen, nach der ein neu zu ernennender Verwalter der Straßen mit einem fünfjährigen prokonsularischen Imperium ausgestattet werden sollte, was viele mißtrauische boni für einen Trick hielten, um Caesar ein neues, wenn auch nichtmilitärisches Kommando zu übertragen. Danach hatte er als Pontifex versucht, das Priesterkollegium zu überreden, Ende Februar zusätzliche zweiundzwanzig Tage einzuschieben, was die Kalenden des März — und damit die Debatte über Caesars Provinzen — um zweiundzwanzig wertvolle Tage verschoben hätte. Wieder wurde er überstimmt. Die Ablehnung des Straßengesetzes hatte er mit einem Achselzucken abgetan, aber die Einschiebung eines MercedoniusMonats betrachtete er ohne Frage als überaus ernste Angelegenheit, denn als das Priesterkollegium hartnäckig auf seiner Weigerung bestand, wurde Curio wütend und beschimpfte dessen Mitglieder. Diese Reaktion wiederum veranlaßte Ciceros Busenfreund Caelius, Cicero in Kilikien mitzuteilen, er halte Curio für einen Anhänger Caesars.
Glücklicherweise war dieses hellsichtige Urteil an kein anderes einflußreiches Ohr gedrungen, so daß Curio gelassen auf seiner Bank saß und den Eindruck erweckte, als sehe er der Tagesordnung nicht mit übermäßigem Interesse entgegen; schließlich hatte man den Volkstribunen die Hände gefesselt, indem man ihnen widerrechtlich und unter Androhung einer schweren Strafe verboten hatte, bei der Debatte über Caesars Provinzen von ihrem Vetorecht Gebrauch zu machen.
Paullus erklärte die Sitzung des Hauses für eröffnet und erteilte Gaius Claudius Marcellus dem Älteren das Wort, woraufhin dieser aufstand.
»Verehrter erster Konsul, verehrte Zensoren, Konsulare, Prätoren, Ädilen, Volkstribunen, Quästoren und Senatoren«, begann er. »Diese Sitzung wurde einberufen, um in Übereinstimmung mit der von den Konsuln Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus vor fünf Jahren in der Volksversammlung verabschiedeten lex Pompeia Licinia über das Prokonsulat von Gaius Julius Caesar zu verhandeln, der Statthalter der drei gallischen Provinzen und von Illyricum ist. Vor fünf Jahren hätten wir noch darüber debattiert, wer von den gegenwärtig amtierenden Magistraten Gaius Caesar ab März nächsten Jahres — dem spätesten von der lex Pompeia Licinia vorgesehenen Termin — als Statthalter nachfolgen soll. Doch unter dem alleinigen Konsulat von Gnaeus Pompeius Magnus vor zwei Jahren wurde das Gesetz geändert. Unter uns sitzt eine kleine Gruppe von Männern, die zwar das Amt eines Konsuls oder Prätors bekleidet, es aber abgelehnt haben, nach Ablauf ihrer Amtszeit eine Provinz zu verwalten. Der Senat kann nun beschließen, diese Reservekräfte einzusetzen und auf der Stelle einen oder mehrere neue Statthalter für Illyricum und die drei gallischen Provinzen zu ernennen. Die gegenwärtig amtierenden Konsuln und Prätoren dürfen erst in fünf Jahren eine Provinz verwalten, aber wir können es Caesar unmöglich erlauben, weitere fünf Jahre Statthalter zu bleiben.«
Gaius Marcellus hielt inne; sein dunkles, nicht unattraktives Gesicht leuchtete siegessicher. Da niemand sprach, fuhr er fort.
»Wie die hier Anwesenden alle wissen, hat Caesar in seinen Provinzen wahre Wunder vollbracht. Vor acht Jahren hat er mit zwei Legionen angefangen, von denen eine in Gallia Cisalpina und die andere in Gallia Narbonensis stationiert war. Vor acht Jahren zog er aus, um drei seit langer Zeit friedliche Provinzen zu verwalten. Noch im ersten Jahr hat der Senat Maßnahmen gebilligt, mit denen Caesar den wandernden Stamm der Helvetier daran hindern wollte, unsere Provinz zu betreten. Doch der Senat hat Caesar nicht dazu ermächtigt, in das als Gallia Comata bekannte Gebiet einzufallen und gegen König Ariovistus und die Sueben Krieg zu führen, Germanen, die den Status eines Freundes und
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