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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Verbündeten Roms hatten. Der Senat hat ihm auch nicht erlaubt, weitere Legionen zu rekrutieren, nach dem Sieg über König Ariovistus weiter ins Reich der langhaarigen Gallier vorzudringen und Krieg gegen nicht mit Rom verbündete Stämme zu führen. Er hat ihm nicht erlaubt, im italischen Gallien Kolonien sogenannter römischer Bürger zu gründen, aus Nichtbürgern dieser Provinz Legionen zu rekrutieren und sie zu numerieren, als seien es richtige römische Legionen, und im Land der langhaarigen Gallier Kriege zu führen, Frieden oder Verträge zu schließen oder sonstige Vereinbarungen zu treffen. Er hat ihm nicht erlaubt, angesehene Botschafter bestimmter germanischer Stämme zu mißhandeln.«
    »Hört, hört!« rief Cato.
    Die Senatoren murmelten und rutschten unbehaglich auf ihren Sitzen hin und her, Curio auf der Tribunenbank sah in die Ferne, Pompeius starrte immer noch auf seine Statue, und der kahlköpfige Lucius Ahenobarbus verzog sein rohes Gesicht zu einem grimmigen Grinsen.
    »Weder das Schatzamt noch der Senat haben Einspruch gegen eine dieser unbefugten Handlungen erhoben. Denn was Gaius Caesar tat, brachte Rom, seinen Legionären und ihm selbst großen Gewinn. Es machte ihn zum Helden der unteren Klassen und ermöglichte ihm, zu kaufen, was er freiwillig nie bekommen hätte — Anhänger im Senat, gefügige Volkstribunen, zahlreiche Anhänger in den Tributkomitien und Tausende ihm treue Soldaten unter den Wählern der Zenturien auf dem Marsfeld. Sein Reichtum ermöglichte ihm auch, sich über Roms heiligen mos maiorum hinwegzusetzen, nach dem einem römischen Statthalter nicht erlaubt ist, mit dem ausschließlichen Ziel der Vermehrung seines persönlichen Ruhms in nichtrömisches Gebiet vorzudringen und es zu erobern. Denn was hatte Rom bei der Eroberung von Gallia Comata zu gewinnen, verglichen mit dem, was es zu verlieren hatte? Römische Bürger mußten sterben, Völker hassen uns, die bisher wenig von Rom wußten und nichts mit ihm zu tun haben wollten und die, bis Caesar sie dazu zwang, keinerlei — ich wiederhole, keinerlei! — Versuch unternommen hatten, in römisches Territorium einzudringen und sich römischen Eigentums zu bemächtigen. Mit Caesar und seiner gewaltigen, illegal rekrutierten Armee marschierte Rom in die Länder friedlicher Völker ein und verwüstete sie. Und was war der wahre Grund hierfür? Caesar wollte sich am Verkauf von Millionen gallischer Sklaven bereichern — so vieler Sklaven, daß er es sich sogar leisten konnte, hin und wieder einige seinen Legionären zu schenken. Auch Rom wurde reicher, ja, aber Rom ist bereits reich, und zwar dank streng gesetzlicher Abwehrkriege unter der Führung von Männern, von denen viele bereits tot sind und einige heute hier sitzen, wie der verehrte Konsulat Gnaeus Pompeius Magnus. Und was kam dann? Der ungebildete Mob erzwang, daß Caesars Tochter auf unserem geheiligten Forum Romanum verbrannt und auf dem Marsfeld inmitten der Helden Roms bestattet wurde. Ich will damit nicht Gnaeus Pompeius Magnus, dessen geliebte Frau sie war, in irgendeiner Weise beleidigen, aber Tatsache ist, daß Gaius Caesar diese Reaktion des Volkes provoziert hat.«
    Pompeius hatte sich aufgerichtet, neigte königlich das Haupt zu Gaius Marcellus und sah aus, als empfinde er schmerzlichen Kummer, gepaart mit größter Verlegenheit.
    Curio saß mit unbewegter Miene da und hörte zu, doch sein Mut sank. Die Rede war gut, vernünftig und darauf berechnet, den Mitgliedern dieses ehrwürdigen, sich seiner Überlegenheit bewußten Gremiums zu gefallen. Sie klang überzeugend, richtig, verfassungsgemäß. Sie fand großen Anklang bei den Hinterbänklern und in den mittleren Reihen, deren Loyalität wie ein Rohr im Wind hin und her schwankte. Für einige von ihnen stand bereits unwiderlegbar fest — Caesar maßte sich Dinge an, die er nicht tun durfte. Wie konnte man nach dieser Rede noch damit kontern, daß Caesar keineswegs der erste oder einzige römische Statthalter und Feldherr war, der neue Gebiete erobert hatte? Wie diese Kleingeister davon überzeugen, daß Caesar wußte, was er tat, und daß sein Tun nur dazu diente, Rom, Italia und die römischen Provinzen vor einem Einfall der Germanen zu schützen? Curio seufzte innerlich, zog den Kopf zwischen die Schultern, streckte die Beine aus und lehnte sich mit dem Rücken an den kalten, blauweißen Marmor des kurulischen Podiums.
    »Ich meine, es ist höchste Zeit, daß der Senat einen Schlußstrich unter die

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