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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Halunken!« brummte Curio, der die Versammlung ebenfalls verlassen hatte.
    »Scheinheiliges Pack!« pflichtete ihm Marcus Caelius Rufus bei. »Wo gehen wir jetzt hin?«
    »Zum Versammlungsort der Komitien«, sagte Antonius. Er streckte die Hand aus, um Cassius daran zu hindern, seine Toga zu ordnen. »Nein, Quintus! Wir bleiben so, bis wir bei Caesar in Ravenna sind! Er soll selbst sehen, was Lentulus angerichtet hat.«
    Am Komitium angelangt, hatte sich schnell eine Menschenmenge um sie versammelt—kaum verwunderlich in diesen schwierigen Zeiten, in denen so viele verunsicherte Menschen das Forum bevölkerten. Antonius und Cassius zeigten den Menschen ihre Verletzungen.
    »Hier seht!« rief Antonius. »Man hat die Volkstribunen aus der Sitzung geworfen und sie an der Ausübung ihrer Pflicht gehindert! Und warum? Um die Interessen einiger weniger Leute zu schützen, die Rom selbstherrlich regieren wollen. Das ist unannehmbar! Der Senat will anstelle des Volkes herrschen! Paßt auf, Plebejer und ihr Patrizier, die ihr nicht zu den boni gehört, paßt auf! Die Tage der Komitien sind gezählt! Wenn Cato und seine Handlanger im Senat die Macht an sich reißen — und das tun sie in diesem Moment —, werden sie euch mit Waffengewalt und mit Pompeius als Oberbefehlshaber jede Mitsprache nehmen! Und sie werden Männer wie Caesar ausschalten, die immer gegen die absolute Macht des Senats waren und auf der Seite des Volkes standen!«
    Über die Köpfe der Menge hinweg sah er, wie ein großer Trupp Liktoren vom Tempel des Jupiter Stator zum Forum heruntermarschierte. »Meine Rede kann nicht lange ausfallen, Quiriten. Da kommen schon die Häscher des Senats, um mich ins Gefängnis zu werfen. Aber ich gehe nicht ins Gefängnis! Ich gehe zusammen mit meinem mutigen Kollegen Quintus Cassius und diesen beiden Volkshelden, Gaius Curio und Marcus Caelius, zu Gaius Julius Caesar nach Ravenna! Ich werde Caesar zeigen, was der Senat uns angetan hat! Und vergeßt nicht, Plebejer und Patrizier, Caesar ist das Opfer einer kleinen Minderheit rachsüchtiger Senatoren, die keine Opposition dulden! Sie verfolgen Caesar und schmälern seine dignitas — sie schmälern auch eure dignitas , Quiriten —, und sie treten Roms Verfassung mit den Füßen! Wahrt eure Rechte, Römer! Caesar wird kommen und das Volk rächen!«
    Breit grinsend und von den Hochrufen der Menge umtost, stieg Antonius von der Rednerbühne und verschwand mit seinen drei Genossen. Als die Liktoren sich den Weg durch die Menschenmassen gebahnt hatten, waren die vier schon längst über alle Berge.
    Im Tempel des Jupiter Stator sah es für die boni sehr viel besser aus. Das senatus consultum ultimum wurde fast einstimmig angenommen, und nur wenigen fiel auf, daß der Erste Konsul Gaius Marcellus Minor im Gegensatz zu den bisherigen Konsuln, seinem Bruder und seinem Vetter, wie ein Häufchen Elend auf seinem Amtsstuhl zusammengesunken war und nichts sagte. Bei der Abstimmung schleppte er sich auf die rechte Seite des Gangs, dann kehrte er müde zu seinem Stuhl zurück.
    Als die Liktoren mit leeren Händen vom Komitium zurückkehrten, war der Senatsbeschluß angenommen und das Kriegsrecht über die Republik verhängt.
    »Ich vertage die Sitzung auf morgen«, erklärte Lentulus Crus zufrieden. »Morgen tagen wir in der Curia Pompeia auf dem Marsfeld. Unser geschätzter Konsular und Prokonsul Gnaeus Pompeius Magnus darf von den weiteren Beratungen nicht ausgeschlossen werden.«
    »Das bedeutet jetzt wohl, daß wir Caesar, der selbst noch nichts unternommen hat, den Krieg erklärt haben«, sagte Servius Sulpicius Rufus. Er war zusammen mit Marcus Claudius Marcellus Konsul gewesen.
    »Wir haben ihm bereits den Krieg erklärt, als wir Pompeius das Schwert übergaben«, erwiderte Marcellus Maior.
    »Caesar hat uns den Krieg erklärt!« brüllte Cato. »Er selbst hat sich gegen das Gesetz gestellt, als er sich weigerte, den Weisungen dieser Körperschaft Folge zu leisten!«
    »In eurem Beschluß ist davon aber nicht die Rede«, sagte Servius Sulpicius freundlich. »Caesar ist noch nicht offiziell zum Staatsfeind erklärt. Solltet ihr das nicht tun?«
    »Natürlich sollten wir das!« sagte Lentulus Crus. Sein Gesicht war hochrot, und sein Atem ging schwer, obwohl er noch besser aussah als Marcellus Minor.
    »Aber das könnt ihr nicht!« meldete sich Caesars Onkel, Lucius Cotta, zu Wort. Er gehörte zu den wenigen, die gegen das senatus consultum ultimum gestimmt hatten. »Ihr habt

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