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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Der Senat wird mir im Zusammenhang mit dem Ausnahmezustand sicher sofort jede Amtsgewalt entziehen.«
    »Du nimmst die Dreizehnte also nicht mit nach Ariminum?« fragte Hirtius gespannt. Caesar sah entspannt und ruhig aus wie immer — ein Mann, der sich stets in der Gewalt hatte und nie von Zweifeln geplagt wurde, der sich selbst und die Lage immer unter Kontrolle hatte. Mochten ihn seine Legaten deshalb so? Er weckte überall Zuneigung, aber nicht weil er sie gebraucht hätte, sondern weil. . . weil... warum eigentlich? Weil alle Männer so sein wollten wie er?
    »Doch, natürlich nehme ich sie mit«, sagte Caesar und stand auf. »Die Männer sollen in zwei Stunden marschbereit sein, auch der gesamte Troß und die Artillerie.«
    »Wirst du den Legionären sagen, wohin es geht?« Caesars blonde Brauen hoben sich. »Vorerst nicht. Sie kommen von der anderen Seite des Padus — was bedeutet ihnen da der Rubikon?«

    Junge Legaten, darunter Gaius Asinius Pollio, rannten durch das Lager und schrien den Militärtribunen und Zenturionen Befehle zu. Innerhalb von zwei Stunden hatte die Dreizehnte ihr Lager abgeschlagen und stand in Kolonnen zum Abmarsch bereit. Die Legionäre waren ausgeruht und in guter Form, trotz des von Caesar angeordneten Übungsmarsches unter Pollios Kommando nach Tergeste, wo sie verschiedene Manöver durchgeführt hatten.
    Dann waren sie zu einem letzten Urlaub nach Ravenna zurückgekehrt, der lang genug gewesen war, um ihre Kampflust aufs äußerste zu schärfen.
    Caesar gab ein gemächliches Tempo vor. Die Dreizehnte marschierte zu einem gut befestigten Lager nördlich des Rubikon, der offiziellen Grenze zwischen Gallien und Italia. Auch wenn keiner ein Wort darüber verlor, wußte doch jeder Legionär und jeder Zenturio über den Rubikon Bescheid. Sie waren Caesar völlig ergeben und froh, daß er nicht klein beigab, daß er sich anschickte, seine so schmählich verletzte dignitas zu verteidigen und damit die dignitas eines jeden, der unter ihm diente, vom Legaten bis zum einfachen Mitglied des Trosses.
    »Wir werden Geschichte machen«, sagte Pollio zu seinem Kollegen Quintus Valerius Orca. Pollio beschäftigte sich gern mit Geschichte.
    »Jedenfalls kann niemand behaupten, Caesar hätte nicht versucht, das alles zu verhindern«, sagte Orca lachend. »Das ist doch wieder typisch Caesar — mit nur einer Legion loszumarschieren. Was ist, wenn uns in Picenum zehn Legionen erwarten?«
    »Keine Sorge, Caesar weiß, was er tut«, entgegnete Pollio. »Vielleicht stehen dort drei oder vier Legionen, aber mehr nicht. Und die werden wir schlagen.«
    »Wenn darunter die Sechste und die Fünfzehnte sind, auf jeden Fall!«
    »Eben.«
    Am späten Nachmittag des zehnten Januar stand die Dreizehnte am Ufer des Rubikon. Den Männern wurde befohlen, den Fluß unverzüglich zu überqueren und am anderen Ufer ein Lager zu errichten.
    Caesar und seine Legaten blieben am Nordufer und nahmen dort eine Mahlzeit ein. Die Flüsse führten zu dieser herbstlichen Jahreszeit auf dem kurzen Weg vom Apennin zur Adria hinunter nur noch wenig Wasser; der Schnee war schon lange geschmolzen, Regen fiel nur selten. Der zu anderen Jahreszeiten breite Strom des Rubikon war auch an den tiefsten Stellen nur knietief und bildete weder für die Männer noch für die Pferde ein Hindernis.
    Nur wenig wurde gesprochen, und was Caesar sagte, war ernüchternd alltäglich. Er aß wie immer schlicht und nicht viel — ein wenig Brot, ein paar Oliven, ein Stück Käse —, wusch die Hände in einer Schale, die ihm sein Diener reichte, und stand dann von seinem elfenbeinernen Amtsstuhl auf, den er immer noch mitführte.
    »Zu den Pferden!« befahl er.
    Der Stallbursche brachte Caesars Pferd, nicht eines seiner edlen Reitpferde, sondern ein robusteres Pferd, bereits das dritte seiner Art, das er im Kampf ritt, seit Sulla ihm das Zuchttier geschenkt hatte. Der geschmeidige Braune mit langer Mähne und langem Schweif hatte ihm all die Jahre in Gallien gute Dienste geleistet, und Caesar zog ihn allemal dem rassigen Feldherrnschimmel eines Pompeius vor. Die Füße des Pferdes waren in drei Zehen gespalten, die in kleinen Hufen endeten.
    Die Legaten sahen gespannt vom Sattel aus zu. Vergeblich hatten sie bisher auf eine Kriegserklärung Caesars gewartet, doch da war sie nun: Wenn Caesar dieses Pferd bestieg, ritt er in die Schlacht.
    Caesar gab dem Pferd die Sporen und ritt an die Spitze. Dann trabte er langsam über das gelbe Gras zwischen den

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