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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gleichen Entschlossenheit werden wir gegen jeden kämpfen, der für ihn Partei ergreift — auch gegen dich! Dann wirst du geächtet, dann wirst du vom Tarpejischen Felsen gestürzt!«
    »Halt! Halt!« stöhnte Pompeius und streckte Cato die Hände flehend entgegen. »Hör doch auf, Cato, ich bitte dich! Du hast recht, du hast ja recht, ich gebe es zu. Cicero hat mich beschwatzt, ich war... ich war schwach. Es war ein Moment der Schwäche. Seit drei Tagen hat mich niemand besucht... «
    Ein wütender Cato ließ sich allerdings nicht so schnell besänftigen wie ein wütender Pompeius. Er brauchte lange, bis er sich soweit beruhigt hatte, daß er die Kapitulation des anderen annehmen konnte. So tobte er noch eine halbe Ewigkeit, dann war er still und stand bebend da.
    »Nimm doch Platz, Cato!« sagte Pompeius und schob ihm dienstfertig einen Stuhl hin. »Bitteschön!« Er schenkte ihm einen Becher Wein ein und gab ihn ihm. »Hier, trink das! Du hast ja recht — ich habe einen Fehler gemacht, ich gebe es zu. Aber daran ist nur Cicero schuld! Er hat mich in einem schwachen Moment erwischt.« Er sah Lentulus Crus bittend an. »Nimm dir doch auch Wein! Laßt uns zusammensitzen und alle Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen. Ich verspreche euch, alles wird sich klären. Nimm dir Wein, Lentulus Crus, bitte!«
    »Ach nein!« rief Cicero verzweifelt.
    Aber Pompeius beachtete ihn nicht, und so drehte Cicero sich um und verließ das Haus. Auf dem Heimweg über das Marsfeld zum Pincius zitterte er fast so stark wie zuvor Cato.
    Das war also das Ende. Von diesem Punkt gab es kein Zurück mehr. Dabei war er dem Erfolg so nahe gewesen! So nahe! Warum mußten die beiden reizbaren boni auch genau im falschen Moment hereinkommen?
    Zu Hause setzte er sich an seinen Schreibtisch, um eine Nachricht an Balbus zu verfassen. »Tja«, murmelte er, »wenn es zum Bürgerkrieg kommen sollte, ist daran nur einer schuld: Cato.«

    In den Morgenstunden des siebten Januar kam der Senat im Tempel des Jupiter Stator zusammen, einem Ort, dessen Wahl Pompeius’ Kommen verhinderte. Auch der Erste Konsul Gaius Marcellus Minor war anwesend, doch nachdem die Gebete gesprochen und die Opfer dargebracht waren, übertrug er, blaß wie er war, den Vorsitz seinem Amtskollegen Lentulus Crus.
    »Ich will nicht lange reden«, sagte Lentulus Crus schroff. Sein rotes Gesicht war mit hektischen Flecken gesprenkelt, sein Atem ging schwer. »Es ist höchste Zeit, eingeschriebene Väter, die gegenwärtige Krise auf dem einzig vernünftigen Weg zu beheben. Ich schlage vor, den Ausnahmezustand zu erklären und die Konsuln und Prätoren, die Volkstribunen, die Konsulare und die Promagistraten in der näheren Umgebung Roms dazu zu ermächtigen, die Interessen der Republik gegen das Veto der Tribunen zu verteidigen.«
    Lautes Stimmengewirr erhob sich. Die Senatoren waren erstaunt über Lentulus’ Formulierung dieses senatus consultum ultimum und nicht weniger erstaunt darüber, daß Pompeius mit keinem Wort erwähnt wurde.
    »So geht das nicht!« schrie Marcus Antonius und sprang auf. »Das bedeutet ja, die Volkstribunen müßten die Republik vor ihrem Vetorecht schützen! Das ist unmöglich! Der Ausnahmezustand darf nicht dazu benutzt werden, die Volkstribunen mundtot zu machen! Die Volkstribunen sind seit je die Diener des Volkes und werden es immer sein! Was du verlangst, verstößt gegen die Verfassung, Lentulus Crus. Der Ausnahmezustand kann nur verhängt werden, um den Staat vor Hochverrat zu schützen, und man kann nicht behaupten, daß einer meiner zehn Aratskollegen ein Verräter sei! Ich werde die Sache vors Volk bringen, das verspreche ich dir, und ich werde dafür sorgen, daß es dich vom Tarpejischen Felsen stürzt, weil du versucht hast, uns an der Ausübung unserer Pflicht zu hindern!«
    »Liktoren, entfernt diesen Mann!« befahl Lentulus Crus.
    »Veto, Lentulus! Ich erhebe Einspruch gegen deinen Antrag.«
    »Liktoren! Entfernt diesen Mann!«
    »Dann müssen sie mich gleich mitnehmen!« brüllte Cassius.
    »Liktoren, entfernt diese beiden Männer!«
    Als aber die zwölf Liktoren des Konsuls Antonius und Cassius abführen wollten, kam es zu einem ungleichen Kampf. Noch einige Dutzend Liktoren, die bei der Sitzung zugegen waren, mußten eingreifen, um mit dem wild um sich schlagenden Antonius und dem wutentbrannten Cassius fertigzuwerden und die beiden Männer schließlich zerkratzt und blutend und mit zerrissenen Togen aus dem Tempel zu zerren.
    »Diese

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