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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ansehen Roms überall auf der Welt gesteigert und Roms Schatzkammern mit Reichtümern gefüllt habe. Ich gehöre nicht zu ihnen, ich war nie einer von ihnen. Ich war Senator, Magistrat und Konsul, ja, aber ich gehörte nie zu jener kleinen Gruppe nachtragender Kleingeister, die sich selbst die >Guten< nennen, die boni. Die boni wollen das Mitbestimmungsrecht des Volkes abschaffen, sie wollen, daß die alleinige Regierungsgewalt beim Senat liegt. Doch das ist ihr Senat, Männer, nicht der meine! Mein Senat ist euer Diener, ihr Senat will euer Herr sein. Sie wollen bestimmen, wieviel Geld ihr bekommt, wenn euer Dienst unter einem Feldherrn wie mir beendet ist, ob ihr ein kleines Stück Land bekommt oder nichts. Sie wollen über euren Anteil an der Beute bestimmen, über euren Platz im Triumphzug, sie wollen sogar darüber bestimmen, ob ihr das Bürgerrecht bekommt, ob euer Rücken, der sich für den Dienst am Vaterland krumm gemacht hat, mit der Peitsche geschlagen werden darf oder nicht. Römische Legionäre, sie wollen von euch als eure Herren anerkannt werden — ihr sollt euch ducken und katzbuckeln wie Bettler in einer Gasse in Syrien!«
    Hirtius schnaufte zufrieden. »Er ist richtig in Fahrt!« sagte er zu Curio. »Das wird eine seiner besten Reden.«
    »So kann er gar nicht verlieren«, sagte Curio.
    »Diese kleine Gruppe von Männern«, fuhr Caesar fort, »und der Senat, der von ihnen manipuliert wird, haben meine dignitas verletzt, mein Recht und meinen Anspruch auf ehrenvolle Behandlung aufgrund meiner persönlichen Leistungen. Was ich getan habe, wollen sie zerstören, nennen sie Hochverrat. Damit aber und indem sie meine dignitas angreifen, machen sie auch euch zu Verrätern und greifen sie auch eure dignitas an! Denkt an all die beschwerlichen Märsche, Männer, an die vielen Wochen, die ihr gehungert habt! Denkt an die Wunden, die Schwerter, Pfeile und Speere euch zugefügt haben! Denkt an jene, die tapfer und ehrenvoll im Kampf gefallen sind! Denkt daran, was wir erreicht haben! Denkt an all das Blut, den Schweiß und die Mühen, die es gekostet hat! Denkt an den gewaltigen Ruhm, den unsere Taten Rom eingebracht haben! Und was haben wir davon? Daß unsere Tribunen einen Tritt in den Hintern kriegen, daß unsere Erfolge verlacht und verhöhnt werden, daß eine eingebildete Clique von Möchtegern-Patriziern uns in den Dreck zieht! Zu Soldaten taugen sie nicht, zu Feldherrn noch weniger! Wer hätte je vom Feldherrn Cato gehört oder von Ahenobarbus, dem Eroberer?«
    Caesar hielt inne, grinste und zuckte die Schultern. »Ihr kennt Cato wahrscheinlich nicht einmal mit Namen. Ahenobarbus kennt ihr vielleicht — sein Urgroßvater war ein guter Soldat. Aber jetzt nenne ich euch einen Namen, den ihr kennt: Gnaeus Pompeius, der sich selbst den Beinamen Magnus gegeben hat. Gnaeus Pompeius, der eigentlich für mich und für euch kämpfen sollte, der aber alt und träge geworden ist und lieber seinen Freunden, den boni , in den Arsch kriecht! Pompeius, der kein Soldat mehr ist! Er war von Anfang an für diesen Feldzug gegen mich! Und warum? Weil er sich hat übertölpeln lassen! Weil er nicht einsehen kann, daß jemand anders bessere Soldaten hat, als er je gehabt hat! Denn wer könnte es mit euch aufnehmen? Keiner! Ihr seid die besten Soldaten, die jemals für Rom gekämpft haben! Hier stehen wir nun auf der falschen Seite des Flusses, unterwegs, unsere mit Füßen getretene dignitas zu rächen!
    Aus einem geringeren Grund würde ich nicht in den Krieg ziehen, würde ich mich nicht gegen diese Einfaltspinsel von Senatoren stellen. Meine dignitas ist mir aber wichtiger als alles andere, sie steht für alles, was ich erreicht habe. Ich werde nicht zulassen, daß man sie mir nimmt! Und ich werde auch nicht zulassen, daß man sie euch nimmt. Was ich bin, seid ihr auch! Wir sind zusammen durch Schnee und Eis, durch Hagel und Regen marschiert und haben dem Cerberus alle drei Köpfe abgeschlagen! Wir haben den Ozean überquert, Gebirge bezwungen und Ströme durchschwömmen! Wir haben die tapfersten Völker der Welt in die Knie gezwungen und sie Rom unterworfen! Und was tut Gnaeus Pompeius? Alles bis zum Letzten will er uns nehmen, unsere Ehre, unseren Ruhm, unsere großartigen Erfolge — alles, was unsere dignitas ausmacht!«
    Caesar hielt inne und breitete die Arme aus, als wollte er sie alle umarmen. »Ich bin euer Diener, Männer, ich lebe nur durch euch. Und so müßt ihr diese letzte Entscheidung treffen:

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