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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ihnen erzählt, statt Kundschafter auszuschicken, um sich selbst ein Bild zu machen. Und Pompeius? Ich habe mit ihm im Osten gedient, damals war er ein tüchtiger Soldat. Ist er alt geworden, oder hat er Angst? Hat etwa Caesar ihm Angst gemacht? Oder diese unfähigen Senatoren hier?
    »Caesars Legionen sind keineswegs unzufrieden, Scipio«, sagte er langsam und deutlich. »Auch wenn euch das ein höchst angesehener Mann gesagt hat, glaubt mir, es stimmt nicht. Ich weiß es.« Er sah Pompeius an. »Du mußt jetzt handeln, Magnus. Nimm die Fünfzehnte und die Sechste und alle Truppen, die du auftreiben kannst, und marschiere gegen Caesar, und zwar jetzt! Sonst rücken die anderen Legionen zu seiner Verstärkung an. Noch stehen keine Legionen in Gallia Cisalpina, aber das kann sich schnell ändern. Caesars Legaten in Gallia Transalpina halten ihm die Treue bis in den Tod.«
    »Warum tust du das nicht, Labienus?« fragte Gaius Marcellus Minor.
    Labienus’ dunkle, fettige Haut wurde noch dunkler vor Ärger, doch dann sagte er ruhig: »Ich halte Rom die Treue, Marcellus. Caesar begeht Hochverrat. Das will ich nicht.«
    Wie das Gespräch weitergegangen wäre, blieb offen, denn in diesem Augenblick trafen Lucius Caesar Junior und Lucius Roscius ein.
    »Wann habt ihr Caesar verlassen?« fragte Pompeius ungeduldig.
    »Vor vier Tagen«, erwiderte Lucius Caesar.
    »Ein Bote Caesars hätte in vier Tagen vierhundert Meilen zurückgelegt«, sagte Labienus. »Und wie weit seid ihr in vier Tagen gekommen? Nicht einmal hundertfünfzig Meilen!«
    »Und wer bist du, daß du dir mir gegenüber diesen Ton anmaßt?« fragte Lucius Caesar kühl.
    »Ich bin Titus Labienus, Junge.« Er musterte Lucius Caesar verächtlich. »Wer du bist, sieht man an deinem Gesicht — man sieht aber auch, daß du nicht auf der Seite deines Vaters stehst.«
    »Schluß jetzt!« sagte Pompeius mühsam beherrscht. »Was habt ihr zu berichten?«
    »Caesar war in Auximum. Er wurde mit offenen Armen empfangen. Attius Varus und seine fünf Kohorten flohen, bevor wir ankamen, Caesar schickte ihnen aber seine erste Zenturie hinterher. Attius Varus wurde nach kurzem Kampf geschlagen. Die meisten Männer ergaben sich und liefen zu Caesar über. Einige flohen.«
    Daraufhin herrschte Stille. Nach einer Weile sagte Cato gedrückt: »Caesars erste Zenturie — achtzig Mann — hat zweitausend Männer besiegt.«
    »Varus’ Männer kämpften nicht mit Überzeugung«, sagte Lucius Roscius. »Ihnen schlotterten schon beim Gedanken an Caesar die Knie. Sobald sie aber zu Caesar übergelaufen waren, faßten sie Mut und benahmen sich wieder wie Soldaten. Bemerkenswert.«
    »Nein, normal.« Labienus lächelte kalt.
    Pompeius schluckte. »Hat Caesar Bedingungen genannt?«
    »Ja.« Lucius Caesar holte tief Luft und zitierte Caesars Worte, die er sich genau eingeprägt hatte. »Er hat mich ermächtigt, dir, Gnaeus Pompeius, folgendes mitzuteilen: Erstens sollt ihr beide, du und Caesar, eure Armeen auflösen. Zweitens sollst du dich sofort nach Spanien zurückziehen. Drittens sollen die Truppenverbände in ganz Italia aufgelöst werden. Viertens soll die Schreckensherrschaft beendet werden. Fünftens soll es freie Wahlen geben, und der Senat und das Volk sollen wieder regieren, wie die Verfassung es vorsieht. Sechstem sollst du dich mit Caesar persönlich treffen, damit ihr euren Streit beilegen und zu einer Einigung gelangen könnt, die durch einen Schwur besiegelt werden soll. Siebtens wird Caesar, sobald diese Einigung erzielt wurde, seine Provinzen an seine Nachfolger übergeben. Und achtens will Caesar nicht in Abwesenheit für das Konsulat kandidieren, sondern persönlich dazu nach Rom kommen.«
    »Das ist doch alles Schwachsinn!« ereiferte sich Cato. »Er meint kein Wort von dem, was er sagt. So absurde Bedingungen habe ich wirklich noch nie gehört!«
    »Das hat Cicero auch gesagt«, bestätigte Lucius Caesar. »Absurd.«
    Labienus starrte ihn an. »Wo hast du denn Cicero getroffen?«
    »Auf seinem Gut bei Minturnae.«
    »Minturnae... Das liegt nicht gerade auf dem Weg von Picenum hierher!«
    »Ich mußte vorher noch nach Rom. Wir waren länger bei Caesar als vorgesehen. Ich habe unerträglich gestunken!«
    »Ach so, natürlich«, sagte Labienus angewidert, »du konntest dich nicht waschen. Hat Caesar auch gestunken? Oder seine Männer?«
    »Caesar nicht. Aber er badet in eiskaltem Wasser.«
    »So hält man sich während eines Feldzuges sauber.«
    Pompeius versuchte, die

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