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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Saturninus und auch kein Catilina«, schrieb Atticus Cicero. »Er ist ein fähiger und kluger Mann mit ausreichend gesundem Menschenverstand. Er wird nicht so dumm sein und Schulden erlassen, und ich habe den Eindruck, daß ihm Schutz und Wohl der römischen Geschäftswelt sehr am Herzen liegen. Caesar ist kein radikaler Neuerer, Cicero!«
    Cicero hätte das zu gerne geglaubt, nur leider konnte er es nicht, weil er auf jeden hörte und jedem recht gab — außer denen, die wie Atticus für Caesar Partei ergriffen, auch wenn sie es noch so zurückhaltend und vernünftig taten. Er konnte Caesar einfach nicht gern haben und ihm glauben, nicht seit jenem schrecklichen Jahr seines Konsulats, als er Catilinas Umsturzpläne vereitelt und Caesar ihn beschuldigt hatte, römische Bürger ohne Prozeß hingerichtet zu haben. Das war für ihn unentschuldbar, das konnte er ihm nicht verzeihen. Und Caesars Anhänger Clodius hatte ihn verfolgt und für achtzehn Monate in die Verbannung geschickt.
    Sein Bruder Quintus verlor die Geduld. »Du bist ein Narr!« schimpfte er.
    »Wie bitte?« Cicero schnappte nach Luft.
    »Du hast mich gut verstanden! Du bist ein Narr! Wieso siehst du nicht ein, daß Caesar ein ehrbarer Mann ist? Er ist ein gemäßigter Politiker und der beste Feldherr, den Rom hervorgebracht hat!« Quintus schüttelte verächtlich den Kopf. »Er wird sie alle überrennen, Marcus. Sie haben nicht die geringste Chance gegen ihn, da können sie noch so lange über deine schöne Republik daherschwafeln!«
    »Ich wiederhole noch einmal, was ich schon des öfteren gesagt habe«, erklärte Cicero würdevoll. »Ich will hundert-, ja tausendmal lieber mit Pompeius untergehen als mit Caesar siegen!«
    »Erwarte aber von mir nicht, daß ich diese Einstellung teile. Ich habe unter Caesar gedient. Ich mag ihn, und, bei den Göttern, ich bewundere ihn! Ich werde nicht gegen ihn kämpfen.«
    »Ich bin das Oberhaupt der Familie!« brüllte der große Bruder. »Und du wirst tun, was ich sage!«
    »Ich werde der Familie zuliebe nicht für Caesar kämpfen, aber ich werde das Schwert auch nicht gegen ihn ziehen.«
    Von dieser Meinung ließ Quintus sich nicht abbringen.
    Als Ciceros Frau Terentia und seine Tochter Tullia sowie Pomponia, Quintus’ Frau und Atticus’ Schwester, in Formiae eintrafen, kam es darüber zu einem noch heftigeren Streit. Terentia stand — was selten vorkam — auf Ciceros Seite, Tullia und Pomponia, ein noch größerer Drachen als Terentia, standen auf der von Quintus. Zu allem Übel wollte sich Quintus’ Sohn auch noch für Caesars Armee melden, Ciceros Sohn dagegen für Pompeius’ Heer.
    »Vater«, sagte Tullia und sah ihn mit ihren großen, braunen Augen flehentlich an, »sei doch endlich vernünftig! Mein Dolabella sagt, Caesar sei in jeder Beziehung ein großer Römer!«
    »Das kann ich nur bestätigen«, pflichtete Quintus ihr bei.
    »Ich auch!« rief Quintus Cicero Junior.
    »Auch mein Bruder Atticus hält ihn für einen ausgezeichneten Mann!« sagte Pomponia und streckte kampflustig das Kinn vor.
    »Ihr seid doch alle verrückt!« keifte Terentia.
    »Und wollt ihm in den Arsch kriechen, weil ihr glaubt, daß er siegen wird!« rief Marcus Cicero Junior mit einem Seitenblick auf seinen Vetter.
    »Tacete!« brüllte das Familienoberhaupt. »Haltet endlich den Mund! Und zwar alle! Verschwindet und laßt mich in Frieden! Ist es denn nicht genug, daß ich keine Rekruten finden kann? Daß ich zwölf Liktoren am Hals habe? Daß die Konsuln in Capua nicht mehr erreicht haben, als fünftausend Gladiatoren Caesars bei republiktreuen Familien einzuquartieren, denen sie die Haare vom Kopf fressen? Daß Cato sich nicht entscheiden kann, ob er in Capua bleiben oder nach Sizilien gehen will? Daß Balbus mir zweimal am Tag schreibt und mich anfleht, den Streit zwischen Pompeius und Caesar zu schlichten? Und dann muß ich auch noch erfahren, daß Pompeius bereits Soldaten nach Brundisium verlegt, um sie einzuschiffen! Mir reicht’s! Haltet endlich den Mund! Tacete! «

Von Larinum nach Brundisium
    Ohne die senatorischen Aufpasser war das Leben für Pompeius sehr viel angenehmer. Von Titus Labienus hörte er nichts als gesunden soldatischen Geist, vorgetragen ohne Moralpredigten, rhetorische Spitzfindigkeiten oder politische Einschätzungen. Er begann zu glauben, daß doch noch nicht alles verloren sei. Sein Gefühl sagte ihm, daß es sinnlos sei, Caesar in Italia aufhalten zu wollen, und somit das beste, übers

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