MoR 05 - Rubikon
Kontrolle über das Gespräch wiederzuerlangen. »Das sind also seine Bedingungen, und er hat sie öffentlich ausgesprochen, auch wenn sie noch so absurd sind. Ich glaube auch nicht, daß er sie ernst meint, er will nur Zeit gewinnen.« Er wandte sich zur Tür. »Vibullius! Sestius!«
Die beiden Präfekten betraten das Zimmer. Lucius Vibullius Rufus war praefectus fabrum , Sestius Präfekt der Reiterei.
»Vibullius, du reitest sofort nach Picenum und suchst Lentulus Spinther und Attius Varus. Sie sollen Caesar unverzüglich angreifen. Er hat nur zwei Kohorten, es ist also möglich, ihn zu schlagen. Sage ihnen, das ist ein Befehl!«
Vibullius Rufus grüßte und ging.
»Sestius, du gehst als Gesandter zu Caesar. Sage ihm, daß ich seine Bedingungen erst annehme, wenn er die Städte, die er in Picenum besetzt hält, räumt und über den Rubikon wieder nach Gallia Cisalpina zurückkehrt. Dadurch zeigt er seinen guten Willen, und dann werden wir weitersehen. Solange er auf der italischen Seite des Rubikon steht und der Senat nicht nach Rom zurückkehren kann, verhandle ich nicht mit ihm. Sage ihm das klar und deutlich!«
Auch Publius Sestius grüßte und ging.
»Sehr gut!« sagte Cato zufrieden.
»Was meint Caesar eigentlich mit Schreckensherrschaft?« fragte Metellus Scipio.
»Roscius und ich glauben, er meint die Panik, die in Rom ausgebrochen ist«, sagte Lucius Caesar.
»Ach so, das.«
Pompeius räusperte sich. »Tja, meine Freunde, morgen trennen sich unsere Wege.« Er schien noch zufriedener als Cato und Metellus zusammen. »Labienus und ich gehen nach Larinum. Die Sechste und die Fünfzehnte sind bereits auf dem Marsch dorthin. Die Konsuln gehen nach Capua und beschleunigen dort die Truppenaushebungen! Wenn ihr Cicero trefft, sagt ihm, er soll sich endlich entscheiden, auf welcher Seite er steht, und etwas tun. Was macht er überhaupt in Minturnae? Bestimmt nicht Truppen ausheben! Wahrscheinlich schreibt er den ganzen Tag Briefe an Atticus und was weiß ich wen!«
»Und von Larinum marschiert ihr nach Norden, nach Picenum und zu Caesar«, sagte Cato.
»Das werden wir noch sehen.«
»Daß die Konsuln in Capua gebraucht werden, ist klar.« Cato wurde lauter: »Wir anderen kommen natürlich mit dir.«
»Nein, das werdet ihr nicht!« erwiderte Pompeius. Sein Kinn zitterte. »Nur Labienus begleitet mich nach Larinum, ihr bleibt vorerst in Capua. Caesar hat dort eine Gladiatorenschule mit fünftausend Mann; sie muß aufgelöst werden. In Zeiten wie dieser wünschte ich, wir hätten ein paar Gefängnisse, da wir aber keine haben, müßt ihr eben selbst eine Lösung finden.«
Cicero war tatsächlich unschlüssig und hob keine Truppen aus, weder in Minturnae noch sonstwo an der kampanischen Küste, wo er viele Villen besaß. Von Minturnae war er mit seinem Sohn Marcus, seinem Bruder Quintus und dessen Sohn Quintus Junior sowie seinen zwölf Liktoren nach Misenum gereist.
Die männlichen Mitglieder der Familie bei sich zu haben war schon lästig genug, und genauso lästig waren die Liktoren! Aber er brauchte sie, denn er war immer noch Träger eines Imperiums, eines Imperiums im Ausland. Die Liktoren trugen prachtvolle, karmesinrote Tuniken und schwarze, messingbeschlagene Ledergürtel, und ihre fasces waren mit Lorbeer bekränzt, denn Cicero war ein Triumphator, der immer noch auf seinen Triumph wartete. Es war alles sehr beeindruckend, nur plagten Cicero leider ganz andere Sorgen.
Er hatte Besuch von seinem Schützling, dem vielversprechenden jungen Advokat Gaius Trebatius Testa, erhalten. Der kleine, dicke Testa war seit seinem Dienst unter Caesar so durchdrungen von dessen Denkweise, daß, er kein Wort gegen seinen Meister hören wollte. Er bat Cicero, unverzüglich nach Rom zurückzukehren, das, wie Testa sagte, dringend ein paar Konsulare benötigte, um seine innere Ruhe zurückzugewinnen.
»Ich lasse mir doch nicht von einem Geächteten sagen, wohin ich gehen soll!« erklärte Cicero empört.
»Caesar ist kein Geächteter«, widersprach Testa. »Er will nur seine dignitas wiederherstellen und für die Zukunft sichern. Danach, aber auch schon während seines Marsches, will er Frieden und Wohlstand für Rom. Er meint, deine Anwesenheit würde das Volk beruhigen.«
»Was er meint, interessiert mich nicht!« brauste Cicero auf. »Ich kann doch nicht meine Kollegen hintergehen, die für die Republik kämpfen. Caesar will König werden, wie Pompeius übrigens auch; ich glaube nicht, daß Pompeius es
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