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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Adriatische Meer zu fahren und die römische Regierung mitzunehmen. Wenn es in Italia keine Regierung mehr gab, konnte Caesar sie auch nicht tyrannisieren und zwingen, sein Tun offiziell anzuerkennen, er würde dann als Hochverräter dastehen, der die rechtmäßige Regierung ins Exil getrieben hatte. Die Fahrt übers Meer war ja auch kein wirklicher Rückzug, sie sollte Pompeius nur die nötige Atempause verschaffen, um seine Legionen aus Spanien zu holen, sein Heer in Form zu bringen, bei seinen Vasallenkönigen im Osten zusätzliche Truppen auszuheben und vor allem große berittene Truppen auf die Beine zu stellen.
    »Zähle nicht auf deine Legionen in Spanien, Magnus!« warnte Labienus.
    »Warum nicht?«
    »Caesar wird dir nicht folgen, wenn du Italia verläßt und nach Makedonien oder Griechenland gehst. Er wird nach Spanien marschieren und deine Armee dort vernichten.«
    »Aber er muß doch zuerst gegen mich kämpfen!«
    »Nein, Spanien ist für ihn wichtiger. Deshalb bringt er nicht alle seine Legionen über die Alpen; er braucht sie nämlich noch im Westen. Ich gehe davon aus, daß inzwischen mindestens drei Legionen unter Trebonius in Narbo stehen, wo der alte Lucius Caesar alles im Griff hat und wahrscheinlich selbst Tausende von Soldaten rekrutiert hat. Und sie warten nur darauf, daß Afranius und Petreius versuchen, über Land nach Rom zu marschieren.« Labienus runzelte die Stirn und sah mißtrauisch Pompeius an. »Sie sind nicht etwa schon aufgebrochen, oder?«
    »Nein, ich habe ja immer noch nicht entschieden, wie ich gegen Caesar vorgehe, ob ich nach Picenum ziehen soll oder in den Osten.«
    »Für Picenum ist es schon zu spät, Magnus. Das hättest du vor zehn Tagen machen sollen, jetzt nützt es nichts mehr.«
    »Dann schicke ich noch heute Quintus Fabius zu Ahenobarbus in Corfinium; Ahenobarbus soll mit seinen Truppen zu mir stoßen.«
    »Gute Idee. Wenn er in Corfinium bleibt, wird Caesar ihn vertreiben und seine Männer übernehmen. Die aber brauchen wir. Ahenobarbus hat zwei ganze Legionen und noch ein gutes Dutzend Kohorten.« Labienus wurde nachdenklich. »Wie geht es mit der Sechsten und Fünfzehnten?«
    »Erstaunlich gut. Das ist wohl hauptsächlich dein Verdienst. Seit sie wissen, daß du auf unserer Seite stehst, sind sie eher geneigt zu glauben, daß unsere Seite die richtige ist.«
    »Dann habe ich ja zumindest etwas bewirkt.«
    Labienus stand auf und trat an das offene Fenster, durch das ein kalter, winterlicher Nordwind blies, der nichts Gutes verhieß. Das Lager befand sich am Rand von Larinum, das sich nie wieder von der Behandlung erholt hatte, die Gaius Verres und Publius Cethegus der Stadt hatten angedeihen lassen; dasselbe galt für die ganze Umgebung, wo Verres jeden Baum abgeholzt hatte. So gab es weder Windschutz noch Wurzeln, die den Mutterboden zusammenhielten, und wo einst ein blühendes und fruchtbares Land gewesen war, war jetzt nur noch Ödnis.
    »Wirst du in Brundisium seetüchtige Schiffe anheuern?« fragte Labienus, während er, von der Kälte unbeeindruckt, aus dem Fenster starrte.
    »Natürlich. Allerdings muß ich erst die Konsuln um Geld bitten. Einige Kapitäne segeln nur noch gegen Vorauszahlung, wahrscheinlich weil Bürgerkrieg ist.«
    »Dann ist der Staatsschatz also in Capua.«
    »Das nehme ich doch an«, sagte Pompeius abwesend. Im nächsten Moment fuhr er auf, starr vor Schreck. »Jupiter!«
    Labienus fuhr herum. »Was ist los?«
    »Labienus, womöglich ist der Staatsschatz noch in Rom! Ich kann mich nicht erinnern, auf dem Weg nach Kampanien eine Wagenkolonne gesehen zu haben. Jupiter! Hercules! Minerva! Juno! Mars!« Pompeius preßte die Fingerspitzen an die Schläfen und schloß die Augen. »Bei den Göttern, das darf doch nicht wahr sein! Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß diese Oberschlamper Marcellus und Crus aus Rom abgehauen sind, ohne die Schatzkammer zu leeren! Sie sind doch die Konsuln! Es ist doch ihre Pflicht, sich um das Geld zu kümmern!«
    Labienus schluckte, aschfahl im Gesicht. »Soll das heißen, wir führen Krieg ohne Geld?«
    »Es ist nicht meine Schuld!« wimmerte Pompeius und raufte sich die Haare. »Muß ich denn an alles denken? Was können diese Schlappschwänze in Capua denn überhaupt? Monatelang liegen sie mir mit ihrem Gejammer in den Ohren und hacken auf mir herum, bis ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Diese ewige Diskutiererei! Es ist unvorstellbar, Titus! Der Senat sagt dies, der Senat

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