MoR 05 - Rubikon
sagt jenes... Es ist ein Wunder, daß ich in diesem Feldzug überhaupt bis Larinum gekommen bin!«
Labienus war klar, daß er Pompeius jetzt nicht auch noch kritisieren durfte. »Wenn das so ist«, sagte er, »müssen wir auf schnellstem Weg einen Boten zu den Konsuln nach Capua schicken. Sie sollen sich sofort nach Rom begeben und die Schatzkammern leeren. Sonst finanziert Caesar seinen Krieg noch mit öffentlichen Geldern.«
»Genau!« ächzte Pompeius und stand schwer atmend auf. »Ich erledige das sofort. Ich schicke Gaius Cassius. Ein Volkstribun, der sich in Syrien ausgezeichnet hat, wird wohl in der Lage sein, den Konsuln das klarzumachen.«
Er eilte hinaus, und Labienus starrte mit schwerem Herzen weiter in das öde Land hinaus. Pompeius war nicht mehr der alte, dachte er, er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Und er war nicht mehr der Jüngste, er mußte an die siebenundfünfzig sein. Aber er hatte recht! Cato, die Marcelli, Lentulus Crus und Metellus Scipio konnten ihren Arsch nicht von einem Schwert unterscheiden! Man mußte sie von Magnus fernhalten. Wenn man es ihnen überließ, diesen Krieg zu führen, hatte Caesar schon gewonnen. Picenum war gefallen, und die Zwölfte hatte sich der Dreizehnten angeschlossen, Caesar hatte also schon zwei Veteranenlegionen. Labienus mußte selbst mit Quintus Fabius sprechen, ihm noch einmal einschärfen, was er Ahenobarbus in Corfinium mitteilen sollte: Ahenobarbus mußte sofort aufbrechen und herkommen!... Geld... In Apulien mußte auch noch irgendwo Geld sein, selbst nach Verres und Cethegus, die vor dreißig Jahren hiergewesen waren. Eine kleine Reserve in den Tempeln, im Haus des alten Rabirius... Labienus mußte auch mit Gaius Cassius selbst sprechen. Cassius sollte in den Tempeln und Städten Kampaniens Geld leihen. Sie brauchten jeden Sesterz, den sie auftreiben konnten.
Als Lentulus Crus’ Antwort auf Pompeius’ knappen Befehl eintraf (der Erste Konsul Marcellus Minor war, wie meistens, krank), war Pompeius’ Armee schon von Larinum südwärts nach Luceria marschiert. Metellus Scipio hatte sich, seiner Wichtigkeit bewußt, mit sechs Kohorten nach Brundisium aufgemacht, in der Gewißheit, daß Caesar noch weit weg war.
Labienus beobachtete Pompeius, als dieser Lentulus Crus’ Brief entzifferte. »Das darf doch nicht wahr sein!« stieß Pompeius endlich hervor. Er war kreideweiß im Gesicht, und vor Wut war ihm das Wasser in die Augen geschossen. »Unser werter Konsul will seinen zarten Hintern erst dann nach Rom bewegen, wenn ich nach Picenum gehe und Caesar den Weg nach Rom versperre! Ansonsten werde er bleiben, wo er sei, schreibt er, nämlich im sicheren Capua! Aber das ist noch nicht alles. Er wirft Gaius Cassius unverschämtes Auftreten vor und hat ihn — einen meiner Legaten — zur Strafe nach Neapolis geschickt, um dort ein paar Schiffe zu mieten für den Fall, daß die Konsuln und der Rest der Regierung Kampanien überstürzt verlassen müssen. Zum Schluß teilt er mir mit, daß er meine Weigerung, aus Caesars Gladiatoren eine Legion zu machen, immer noch für falsch hält. Er ist überzeugt, daß sie wunderbare Soldaten für uns abgegeben hätten, und er ärgert sich immer noch mächtig darüber, daß ich die Gladiatorenschule habe auflösen lassen.«
Labienus kicherte fassungslos. »Was für eine gigantische Farce das doch ist! Warum führen wir das Ganze nicht als Theaterstück auf? Die Bauern hier würden sich sicher köstlich amüsieren, vor allem, wenn wir Lentulus Crus als aufgetakelte alte Hure ausstaffieren, mit Melonen als Titten!«
Wenigstens würde der junge Gaius Cassius jeden Tempel von Antium bis Surrentum plündern, dachte Labienus bei sich. Denn er bezweifelte, daß ein Befehl von Lentulus Crus einen Mann wie Cassius sonderlich beeindruckte.
Quintus Fabius kehrte mit der Nachricht aus Corfinium zurück, daß Ahenobarbus vier Tage vor den Iden des Februar aufbrechen würde, um in Luceria zu Pompeius zu stoßen. Außerdem hatte Ahenobarbus aus picenischen Flüchtigen weitere Kohorten zusammengestellt. Am erfreulichsten aber war die Nachricht, daß Ahenobarbus sechs Millionen Sesterzen bei sich hatte, mit denen er ursprünglich seine Männer hatte bezahlen wollen. Nachdem Pompeius das Geld dringender brauchte, wollte er es ihm überlassen.
Am elften Tag des Februar jedoch, zwei Tage vor den Iden, schickte Vibullius einen Eilboten zu Pompeius mit der Nachricht, daß Ahenobarbus nun beschlossen habe, in Corfinium zu
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