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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sie da gehört hatte.
    Antonius und Atticus hoben sie auf, setzten sie in einen Sessel mit hoher Lehne und rieben ihre schlaffen Hände.
    Ihr Herz klopfte und raste, und sie wollte sterben. Sie fühlte keinen Schmerz, noch nicht; das würde später kommen. Sie hatte keine Worte, keine Luft, um aufzuschreien, keine Kraft, um wegzurennen.
    Über ihren Kopf hinweg sahen Antonius und Atticus sich an.
    »Wie ist es passiert?« fragte Atticus mit unsicherer Stimme.
    »Juba und Varus haben Curio in eine Falle gelockt. Er hatte sich bis dahin gut geschlagen, aber er ist kein Stratege. Sie haben sein Heer vollständig niedergemetzelt, kaum ein Mann überlebte. Curio fiel in der Schlacht.«
    »Ihn hätten wir nicht verlieren dürfen.«
    Antonius wandte sich wieder Fulvia zu, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und nahm ihr Kinn in seine große Hand. »Hast du gehört, was ich gesagt habe, Fulvia?«
    »Ich will es nicht hören!« sagte sie zitternd.
    »Das weiß ich, aber du mußt.«
    »Ich habe ihn geliebt, Marcus, geliebt!«
    Warum war er hier? Aber er hatte kommen müssen, Imperium hin oder her. Die Nachricht hatte ihn und Lepidus mit demselben Kurier erreicht, und Lepidus war sofort zu Pompeius’ Villa auf dem Marsfeld hinausgeritten, wo Antonius, Caesars Beispiel folgend, wohnte, wenn er in der Nähe von Rom war. Curios Tod hatte Antonius schwer getroffen; er war von Jugendalter an Curios bester Freund gewesen und weinte jetzt um die alten Tage und um das, was aus Curio unter Caesar hätte werden können. Wie fröhlich er in den Kampf gezogen war, der Narr!
    Für den ehrgeizigen Lepidus dagegen fiel mit Curios Tod ein Rivale weg. Er war allerdings nicht klug genug gewesen, seine Befriedigung vor Antonius zu verbergen, der sich bei Lepidus’ Eintreffen die Tränen aus den Augen gewischt und geschworen hatte, seinen Freund an Attius Varus und König Juba zu rächen. Lepidus hatte den jähen Stimmungswechsel Antonius’ mangelnder Zuneigung für Curio zugeschrieben und aus seinen eigenen Gefühlen keinen Hehl gemacht.
    »Ich finde es gut«, hatte er zufrieden gesagt.
    »Und warurn, wenn ich fragen darf?« fragte Antonius ruhig.
    Lepidus zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht. »Curio war gekauft, man konnte ihm nicht trauen.«
    »Dein Bruder Paullus war auch gekauft. Konnte man ihm auch nicht trauen?«
    »Das waren andere Umstände«, sagte Lepidus steif.
    »Da hast du allerdings recht. Curio hat Caesar für dessen Geld etwas gegeben, während Paullus das Geld ohne Gegenleistung geschluckt hat!«
    »Ich bin nicht gekommen, um zu streiten, Antonius.«
    »Auch gut. Du kannst mir sowieso nicht das Wasser reichen.«
    »Ich werde den Senat einberufen und ihm die Nachricht mitteilen.«
    »Aber bitte außerhalb des pomerium — und ich will die Nachricht überbringen!«
    »Wie du wünschst. Das heißt dann wohl, mir bleibt die Aufgabe, es dieser gräßlichen Fulvia zu sagen.« Lepidus lächelte. »Aber es macht mir nichts aus, nicht das geringste. Ich werde es sogar genießen, die Nachricht jemandem mitzuteilen, den ich so wenig leiden kann.«
    Antonius stand auf. »Ich sage es Fulvia.«
    »Das geht nicht!« rief Lepidus. »Du darfst die Stadt nicht betreten.«
    »Ich tue, was ich will!« schrie Antonius. »Glaubst du etwa, ich überlasse das einem Eisklotz wie dir? Lieber sterbe ich! Fulvia ist eine wunderbare Frau!«
    »Ich verbiete es dir, Antonius. Du trägst ein Imperium.«
    Antonius grinste. »Was für ein Imperium denn, Lepidus? Das Imperium, das Caesar mir gegeben hat, ist doch noch gar nicht rechtskräftig. Bis es soweit ist, bis ich also durch eine lex curiata von den Komitien bestätigt werde, komme und gehe ich, wie es mir paßt!«
    Antonius hatte Fulvia immer gemocht. Bereit, noch einmal zu lieben und das Leben noch einmal neu zu beginnen, hatte sie sich nach Clodius’ Tod ohne Vorbehalt Curio hingegeben. Und sie war die einzige Frau in Rom, die keinerlei Neigung zur Untreue verspürte. Wie unverschämt von Lepidus, sie gräßlich zu nennen!
    »Ich habe ihn geliebt, Marcus, geliebt«, wiederholte sie.
    »Ich weiß, Fulvia. Er konnte sich glücklich schätzen.«
    Jetzt flossen Fulvias Tränen. Von Mitleid überwältigt, rückte Atticus seinen Stuhl näher an den ihren und wiegte sie an seiner Brust. Er blickte Antonius an, und als dieser sah, daß Fulvia bei Atticus gut aufgehoben war, ließ er ihre Hand los, stand auf und ging.
    Innerhalb von drei Jahren war sie so zum zweitenmal Witwe geworden. Trotz ihrer

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