Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
der vierzigjährige Kampf um das Vollbürgerrecht dank Caesar nun seinem Ende entgegenging. Für den Krieg gegen Pompeius im Osten brauchte Caesar zwölf Legionen. Mamurra, Ventidius und ihre Männer hatten ihr Bestes getan, um genügend Rekruten aufzutreiben, und Caesar bei seiner Ankunft in Placentia zugesagt, daß es eine Fünfzehnte, eine Sechzehnte, eine Siebzehnte und eine Achtzehnte geben würde, wenn er bereit sei, sie nach Brundisium einzuschiffen.
    Beruhigt ging Caesar seinen Aufgaben als Statthalter nach. Er besuchte seine Kolonie Novum Comum, wo Marcus Marcellus zwei Jahre zuvor einen Mann hatte auspeitschen lassen, und zahlte dem Mann bei einer öffentlichen Versammlung auf dem Marktplatz eine Entschädigung. Von dort zog er weiter zu Marius’ Kolonie Eporedia und in das große, blühende Cremona und überlegte, ob er am Fuß der Alpen entlang weiter nach Osten ziehen und die Nachricht der bevorstehenden Verleihung des Bürgerrechts persönlich überbringen sollte. Die Verleihung war ein Ereignis von überragender Wichtigkeit, bedeutete sie doch, daß der Großteil der Bevölkerung von Gallia Cisalpina, der noch nicht im Besitz des Bürgerrechts war, danach zu seiner Klientel zählen würde.
    Doch dann traf ein Bote von Gaius Trebonius ein. Caesar sollte umgehend nach Placentia zurückkehren.
    »Es gibt Probleme«, sagte Trebonius knapp, als Caesar eintraf.
    »Was für Probleme?«
    »Meuterei in der Neunten.«
    Zum ersten Mal in der langen Zeit, die Trebonius Caesar kannte, erlebte er den Feldherrn sprachlos, wie versteinert.
    »Das kann nicht sein!« sagte Caesar langsam. »Nicht meine Männer!«
    »Es ist aber so.«
    »Warum?«
    »Das sollen sie dir selber sagen. Heute nachmittag schicken sie eine Abordnung.«
    Die Abordnung bestand aus den zehn ranghöchsten Zenturionen der Neunten, und ihr Sprecher war der erste Zenturio der siebten Kohorte, ein gewisser Quintus Carfulenus, der nicht aus Gallia Cisalpina, sondern aus Picenum stammte. Vielleicht ist er ein Klient von Pompeius, dachte Caesar. Wenn es so war, ließ Carfulenus sich jedenfalls nichts anmerken.
    Der Feldherr empfing die Männer in voller Rüstung auf seinem kurulischen Stuhl. Auf dem Haupt trug er den Kranz aus Eichenlaub, um die Männer daran zu erinnern, daß auch er kein gemeiner Frontsoldat war — auch wenn die Neunte das wohl nie vergessen hätte.
    »Was soll das?« fragte er.
    »Wir haben es satt!« antwortete Carfulenus.
    Caesar sah nicht Carfulenus an, sondern seinen primus pilus Sextus Cloatius und seinen Zenturio prior Lucius Aponius, zwei tüchtige Männer, die jetzt allerdings sehr besorgt aussahen. Carfulenus, ein hartgesottener Mann von vierzig Jahren, war zehn Jahre älter als sie, stand aber im Rang elf Dienstgrade unter ihnen; trotzdem schien er der beherrschende Geist der Legion, die unter dem Kommando von Sulpicius Rufus stand. So etwas hatte Caesar noch nie erlebt, und es gefiel ihm nicht. Er mußte seine Legaten anweisen, die Hierarchie unter den Zenturionen ihrer Legionen zu überprüfen.
    Hinter Caesars ausdruckslosem Gesicht und seinen kalten Augen herrschte ein Chaos von Gefühlen, von Trauer, Wut und ungläubigem Staunen. Er hätte nie gedacht, daß ihm das passieren könnte, daß einer seiner geliebten Männer einmal aufhören könnte, ihn zu lieben, und gegen ihn intrigieren würde. Er fühlte sich bei dem Gedanken, daß er sein Vertrauen in die falschen Menschen gesetzt hatte, weniger erniedrigt als vielmehr in höchstem Maße ernüchtert. Doch war er eisern entschlossen, sich die Neunte wieder gefügig zu machen und Carfulenus und alle, die dachten wie er, im Staub zu zertreten, buchstäblich im Staub.
    »Was habt ihr satt, Carfulenus?« fragte er.
    »Den Krieg, der ja eigentlich gar keiner ist. Bisher gab es keine Schlacht, die uns auch nur einen Denarius aus Blei eingebracht hätte. Dabei ist das für uns Soldaten doch das Wichtigste — der Kampf und die Beute. Aber bisher sind wir nur bis zum Umfallen marschiert und haben in nassen Zelten gefroren und gehungert.«
    »In Gallia Comata habt ihr das jahrelang gemacht.«
    »Das ist es ja, Feldherr! Aber der Krieg in Gallien ist nun schon seit fast zwei Jahren vorbei, und wo ist der Triumph? Wann werden wir in deinem Triumphzug marschieren? Wann werden wir entlassen und mit einem schönen Stück Land entlohnt? Wann bekommen wir unseren Anteil an der Beute? Wann bekommen wir unser Geld ausbezahlt?«
    »Zweifelt ihr an meinem Wort, daß ihr in meinem Triumphzug

Weitere Kostenlose Bücher