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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Säuglinge und Kleinkinder hoch, damit er sie anlächeln konnte. Langsam ritt er in seinem prächtigsten silbernen Brustpanzer, die corona civica aus Eichenlaub auf dem Haupt, hinter den vierundzwanzig Liktoren des Diktators her, die in karmesinrote Togen gehüllt waren und in ihren Rutenbündeln die Richtbeile trugen. Er lächelte und winkte. Endlich widerfuhr ihm Gerechtigkeit! Sollten sie heulen, Pompeius, Cato und Bibulus! Nie waren sie so begeistert empfangen worden! Was kümmerten ihn der Senat oder die achtzehn Ritterzenturien? Das Volk von Rom liebte ihn, es gehörte nur ihm, Caesar.
    Durch die Porta Fontinalis ritt er in die Stadt, an der Arx und am Kapitol vorbei, den Hügel der Geldverleiher hinunter zu den verkohlten Ruinen der Basilica Porcia, zur Curia Hostilia und zu den Amtsräumen des Senats. Befriedigt stellte er fest, daß Paullus das viele Geld, mit dem er ihn bestochen hatte, besser genutzt hatte als sein Konsulat und an der Basilica Aemilia weitergebaut hatte. Caesars eigene Basilica Julia wuchs an der gegenüberliegenden Südseite des Forums aus dem Boden, an der Stelle, wo einst die Basilica Opimia und die Basilica Sempronia gestanden hatten. Sie würde die Basilica Aemilia in den Schatten stellen, genau wie die Curia Julia, das neue Senatsgebäude, das er bauen würde, sobald er mit den Architekten gesprochen hätte. Und er würde ein Tympanon an der Domus Publica anbringen lassen, so daß sie von der Via Sacra her ansprechender aussah, und die ganze Fassade mit Marmor verkleiden.
    Als Diktator durfte er auch innerhalb des pomerium seine Rüstung tragen, und seine Liktoren durften die Richtbeile mitführen. Caesar betrat durch einen privaten Eingang die Domus Publica. Die Liktoren nickten den Leuten vor seiner Wohnung freundlich zu und suchten dann das Vereinslokal der Liktoren an der Ecke des Clivus Orbius auf.
    Caesar mußte noch eine Reihe von Formalitäten erledigen; schließlich hatte er bei seinem Kurzbesuch im April die Domus Publica nicht betreten. Als Pontifex Maximus mußte er zuerst die seiner Obhut anvertrauten vestalischen Jungfrauen begrüßen, die ihn im großen Tempel zwischen den beiden Flügeln des Gebäudes erwarteten. Wo war die Zeit geblieben? Als er nach Gallien gegangen war, war die oberste Vestalin noch ein ganz junges Mädchen gewesen; Caesars Mutter hatte immer über ihren guten Appetit geschimpft! Jetzt war Quinctilia zweiundzwanzig. Sie war zwar nicht dünner geworden, aber zu seiner Erleichterung stellte er fest, daß sie eine fröhliche junge Frau war, deren rundes, freundliches Gesicht gesunden Menschenverstand und praktische Veranlagung verriet. Neben ihr standen die etwa gleichaltrige, hübsche Junia und sein besonderer Liebling Cornelia Merula, eine großgewachsene, zartgliedrige junge Dame von achtzehn Jahren. Hinter ihnen standen drei kleine Mädchen, die alle neu waren und die er nicht kannte. Die drei erwachsenen Vestalinnen waren in ihre Amtstracht gekleidet — weiße Kleider und Schleier, die, wie es der Brauch vorschrieb, von einer siebenmal um den Kopf geschlungenen Wollbinde herabhingen; auf der Brust hing die bulla , eine metallene Kapsel mit einem Amulett. Auch die Mädchen waren weiß gekleidet, statt der Schleier trugen sie aber Blumenkränze.
    Quinctilia begrüßte ihn mit einem Lächeln. »Willkommen, Caesar!«
    »Wie schön es ist, wieder zu Hause zu sein!« sagte er. Er hätte sie gern umarmt, wußte jedoch, daß er das nicht durfte. »Junia, Cornelia! Auch ihr seid erwachsen geworden!«
    Sie nickten lächelnd.
    »Und wer sind diese Mädchen?«
    »Licinia Terentia, Marcus Varro Lucullus’ Tochter.«
    Das sah man ihr an. Sie hatte das ovale Gesicht, die grauen Augen und das braune Haar der Luculler.
    »Claudia, die Tochter des ältesten Sohnes des Zensors.«
    Sie war hübsch und dunkel wie alle Claudier.
    »Caecilia Metella aus dem Geschlecht der Caprarier.«
    Ungestüm, wild und stolz.
    »Fabia, Arruntia und Popillia sind also schon aus dem Dienst geschieden«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich war zu lange weg!«
    »Wir haben dafür gesorgt, daß das Feuer der Vesta nicht ausging«, sagte Quinctilia.
    »Und damit habt ihr Rom vor Unglück bewahrt.«
    Lächelnd entließ er sie, dann begab er sich in seine Hälfte des großen Hauses, ein schwerer Gang nach Aurelias Tod.
    Es wurde ein tränenreiches Wiedersehen, doch diese Tränen mußten vergossen werden. Alle aus jenen Tagen in der Subura waren gekommen, auch Eutychus, Cardixa und Burgundus.

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