MoR 05 - Rubikon
deine Pläne für die Zukunft aus?«
»Ich werde meinen Soldaten Disziplin beibringen. Wir werden den Winter, das Frühjahr und wahrscheinlich auch den Sommer in der Nähe von Thessalonike verbringen. Das ist näher an Kleinasien und ein kürzerer Marsch für die dort ausgehobenen Truppen. Caesar wird zuerst versuchen, meine spanischen Legionen zu besiegen. Wenn er in Spanien verloren hat, wird er eine neue Armee aufstellen und auf mich losgehen — das muß er, wenn er sich nicht gleich geschlagen geben will, und er wird sich erst geschlagen geben, wenn sein letzter Mann gefallen ist. Ahenobarbus ist zur Verstärkung Massilias aufgebrochen; die Stadt will die Verbindung zu uns aufrechterhalten. Das wird Caesar zwingen, seine Truppen noch stärker zu spalten. Ich muß unter allen Umständen das Meer beherrschen — alle Gewässer zwischen Africa, Sizilien, Sardinien und der italischen Küste —, um Rom die Getreidezufuhr abzuschneiden und um Caesar den Weg über das Adriatische Meer nach Osten versperren zu können.«
»Hervorragend!« säuselte Bibulus. »Caesar in Italia einschließen und Rom aushungern!«
»Ich habe dich als Admiral und Oberbefehlshaber über alle meine Flotten vorgesehen.«
Das war eine Überraschung für Bibulus. Sehr geschmeichelt streckte er seine Rechte aus und drückte Pompeius’ Hand mit ungewöhnlicher Herzlichkeit. »Das ist eine große Ehre, mein lieber Pompeius. Ich verspreche dir, daß ich dich nicht enttäuschen werde. Schiffe sind seltsame Gefährte, aber ich werde lernen, damit umzugehen.«
»Das wirst du ganz sicher, Bibulus«, sagte Pompeius, zunehmend überzeugt, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Cato war sich da nicht so sicher. »Daß du meinen Schwiegersohn magst, ist in Ordnung«, schnarrte er, »aber Bibulus hat nicht die geringste Ahnung von Schiffen! Er ist kein Draufgänger, sondern von Natur eher abwartend und zögerlich. Du brauchst aber einen angriffslustigen Admiral.«
»So einen wie dich?« fragte Pompeius mit trügerischer Sanftheit in der Stimme.
Entsetzt wich Cato zurück. »Um Himmels willen! Nein! Ich dachte eigentlich eher an Favonius oder Postumius.«
»Gute Männer, keine Frage, aber sie sind keine Konsulare. Der Oberbefehlshaber zur See muß ein Konsular sein.«
»Nur, wenn man sich an den mos maiorum hält.«
»Soll ich lieber Lentulus Spinther nehmen oder einen der Marcelli? Oder soll ich vielleicht Ahenobarbus zurückholen?«
»Nein, nein!« Cato seufzte. »Dann muß es eben Bibulus machen. Vielleicht kann ich durch viel Zureden erreichen, daß er etwas aggressiver wird. Mit Lentulus Spinther und den beiden Marcelli muß ich auch sprechen. Und mit Labienus. Bei den Göttern, was für ein schmutziger, unordentlicher Mensch!«
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte Pompeius.
»Und die wäre?«
»Lentulus Crus, Laelius und Triarius haben im Norden von Asia genug zu tun. Geh du in den Süden der Provinz, nach Rhodos, nach Lykien und Pamphylien, und stelle dort eine Flotte für mich zusammen. Der Senat soll dir ein proprätorisches Imperium übertragen«
Cato war wie vor den Kopf gestoßen. »Dann bin ich aber nicht mehr hier, wo man mich braucht, Pompeius, wo vor allem du mich brauchst! Hier herrscht ein so schreckliches Durcheinander, und ich muß doch für Ordnung sorgen.«
»Stimmt, Cato, aber man kennt dich auf Rhodos und anderswo und schätzt dich als weisen und unbestechlichen Mann. Wer sonst könnte die Leute dort für uns gewinnen?« Pompeius tätschelte Cato die Hand. »Weißt du was? Laß einfach Favonius hier. Übertrage ihm deine Aufgaben und sage ihm, was er zu tun hat.«
Catos Gesicht hellte sich auf. »Das könnte gehen«, überlegte er.
»Natürlich geht es, mein lieber Cato«, bekräftigte Pompeius. »Und jetzt ab mit dir! Je früher, desto besser!«
»Schön, daß wir wenigstens Cato los sind«, sagte Labienus unlustig. »Aber wir haben immer noch diesen Trottel Favonius am Hals.«
»Der ist doch nur Catos Handlanger. Ich hetze ihn denen auf den Hals, die einen Tritt in den Arsch brauchen — und denen, die ich nicht leiden kann!« Pompeius grinste zufrieden.
Als die Nachricht eintraf, Caesar lagere vor Massilia und Ahenobarbus sei zuversichtlich, ihn dort aufhalten zu können, beschloß Pompeius, die Zelte in Dyrrhachium abzubrechen und nach Osten zu marschieren. Der Winter war zwar schon im Anzug, aber seine Kundschafter meinten, daß auch die höchsten Pässe über das Kandavia-Gebirge noch
Weitere Kostenlose Bücher