MoR 05 - Rubikon
versuchen, Pompeius’ Armee in Spanien auszuschalten. Es würde ein Kampf der Titanen zwischen zwei Veteranenarmeen sein, der allerdings in den Provinzen des Pompeius ausgetragen werden würde. Außerdem würde Caesar nicht alle neun Legionen zu seiner Verfügung haben, denn er mußte Italia, Illyricum und Gallia Comata mit Garnisonen belegen und auch noch den Legaten, der der rechtmäßigen Regierung Roms die Getreideprovinzen entreißen sollte, mit genügend Truppen ausstatten. Caesar konnte froh sein, wenn er überhaupt fünf Legionen wie Afranius und Petreius zusammenbekam!
Pompeius’ Optimismus über den Verlauf des Krieges im Westen sollte einige Monate anhalten. Verstärkt wurde er durch die begeisterten Zusagen, die Pompeius überall im Osten bekam. Viele schickten ein wenig Geld — leider nur ein wenig — und versprachen, Truppen zu senden. Vom König der Galater Deiotarus über König Ariobarzanes von Kappadokien bis hin zu den griechischen Verbündeten in Asia konnte sich niemand vorstellen, daß der große Pompeius einen Krieg verlieren würde. Wer war schon dieser Caesar? Wie konnte er seine Siege über solch jämmerliche Gegner wie die Gallier mit den Triumphen eines Pompeius Magnus auf eine Stufe stellen, der Mithridates und Tigranes bezwungen und Könige gemacht und gestürzt hatte?
Pompeius hatte sich gegenüber Lentulus Crus, der den Staatsschatz Caesar zur Plünderung überlassen hatte, sehr beherrschen müssen. Zum Glück hatte er die zweitausend Talente, die Gaius Cassius noch aus Kampanien, Apulien und Kalabrien hatte pressen können. Aber auch mit ihnen kam er nicht weit. Die Einwohner von Dyrrhachium forderten völlig überzogene Preise für jeden Scheffel Weizen, jede Schinkenseite, jede Erbse, jede Bohne, jedes Schwein und jedes Huhn.
Gaius Cassius zog aus, um die Tempel von Epirus und vor allem die in dem heiligen Dodona nach Schätzen zu durchsuchen, während Pompeius seine »Regierung« einberief.
»Zweifelt einer von euch daran, daß wir diesen Krieg gewinnen?« fragte er aggressiv.
Die Männer murrten, als sie seinen Ton hörten. Schließlich sagte Lentulus Crus: »Natürlich nicht!«
»Gut! Denn ihr alle müßt etwas Geld dazu beisteuern, eingeschriebene Väter.«
Überraschtes Gemurmel wurde laut. Schließlich fragte Marcus Marcellus: »Wie meinst du das, Pompeius?«
»Ich meine, eingeschriebene Väter, daß ihr in Rom so viel Geld anfordern sollt, wie eure Bankiers euch vorstrecken wollen. Und wenn das nicht reicht, müßt ihr euer Land und eure Geschäfte verkaufen.«
Erneut wurde Gemurmel laut, diesmal vor Entsetzen über dieses unerhörte Ansinnen. Schließlich sagte Lucius Scribonius Piso: »Ich kann mein Land nicht verkaufen! Ich würde meinen senatorischen Zensus verlieren!«
»Der ist im Moment sowieso keinen Pfifferling wert, Piso!« schimpfte Pompeius. »Ihr müßt so viel Geld ausspucken, daß wir diesen Krieg weiterführen können.«
Die Senatoren sahen ihn entrüstet an. Schließlich sagte Lentulus Crus: »Unsinn! Ich gebe nichts her!«
Pompeius verlor die Beherrschung. »Ausgerechnet du müßt das sagen, Crus!« brüllte er. »Du Geschwür auf der Stirn des Jupiter Optimus Maximus! Du allein bist doch schuld daran, daß wir jetzt kein Geld haben, weil du aus Rom geflohen bist wie ein Bolzen, der von einem Katapult abgeschossen wird — ohne einen Gedanken an die randvoll gefüllten Schatzkammern zu verschwenden! Und als ich dir befahl, nach Rom zurückzukehren und den Fehler wiedergutzumachen, hattest du die Frechheit zu verlangen, daß ich dafür Caesar in Picenum aufhalten soll, damit er dir nichts tun kann! Und jetzt mußt ausgerechnet du dich weigern, auch nur einen Sesterz zur Finanzierung des Krieges beizusteuern! Paß auf, was du sagst, Crus, sonst reiße ich dir das Gedärm aus dem Leib!«
Totenstille folgte seinen Worten. Die Senatoren waren zu Stein erstarrt vor Angst.
»Außer Labienus kann es keiner von euch auch nur mit einem Stall voller Hühner aufnehmen! Keiner von euch hat eine Vorstellung davon, was es heißt, einen Krieg zu führen!« Pompeius atmete tief ein. »Jetzt müßt ihr es lernen! Um Krieg zu führen, braucht man zuallererst Geld. Erinnert euch daran, was Crassus immer gesagt hatte: Niemand ist reich, der nicht eine Legion unterhalten kann. Wir brauchen also Geld! Ich habe schon meinen Besitz in Lucania und in Picenum zu Geld gemacht — das gleiche erwarte ich von jedem der hier Versammelten! Betrachtet es als Investition in
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