MoR 05 - Rubikon
Hörner blasen! In acht Tagen laufen wir aus.«
»Für die Veteranen und die Reiter haben wir genügend Schiffe. Die Vierzehnte ist inzwischen auch aus Gallien eingetroffen. Dann hat er neun Legionen.«
»Er hat schon stärkere Gegner mit weniger Legionen bezwungen«, sagte Antonius. »Wir brauchen auch noch eine Flotte vor Brundisium, um Libo abzuwehren.«
Zuerst wurden die Wagen und die Geschütze verladen. Viertausend Maultiere und über tausend Pferde zu verfrachten, war der schwierigste Teil des Unternehmens und erforderte sieben Tage und sieben fackelerleuchtete Nächte bestens organisierter Schwerstarbeit. Brundisium hatte zum Glück einen großen Hafen mit verschiedenen geschützten Becken; so konnten die Schiffe einzeln am Kai beladen werden und weiter draußen ankern. Zusammen mit den Pferden und Maultieren kamen Stallburschen, Knechte und Maultiertreiber und die germanischen Reiter an Bord. Das Einschiffen der Legionäre war vergleichsweise einfach und ging zügig vonstatten.
Im Morgengrauen des zehnten April lief die Flotte aus. Es blies ein steifer Wind aus Südwest, deshalb wurden die Segel gehißt, um die Ruderer zu unterstützen.
»Der Wind wird uns so schnell hinüberblasen, daß Libo nicht nachkommt«, sagte Antonius lachend.
»Hoffentlich bleiben die Schiffe zusammen!« knurrte Calenus.
Doch Caesars Glück war ihnen hold — das glaubten jedenfalls die Männer der Sechsten, Achten, Elften, Dreizehnten und Vierzehnten Legion, als sie mit vollen Segeln Kurs auf die griechische Küste nahmen. Der Himmel wurde von keiner Wolke getrübt, und auch von Libos Schiffen war nichts zu sehen.
Auf der Höhe der Insel Sasonae wurden sie allerdings von einer anderen pompeianischen Flotte entdeckt, die unverzüglich die Verfolgung aufnahm, denselben Wind im Rücken, der Caesars Schiffe immer weiter nach Norden abtrieb.
»Bei den Göttern! Der bläst uns ja nach Tergeste!« schrie Antonius, als sie an dem Vorgebirge jenseits von Dyrrhachium vorbeiflogen. Doch kaum hatte er das gesagt, flaute wie auf Geheiß der Götter der Wind ab.
»Halte auf die Küste zu, solange wir können!« befahl er dem Kapitän. Der Kapitän nickte den beiden Steuermännern zu, die sich gegen die riesigen Ruderpinnen stemmten.
»Hinter uns kommt Coponius mit seiner Flotte!« rief Calenus. »Er wird uns einholen!«
»Nicht bevor wir die Schiffe auf den Strand setzen, wenn wir das müssen!«
Um die Angriffsfläche zu verkleinern, ließ Antonius die Schiffe bei Lissus, fünfunddreißig Meilen nördlich von Dyrrhachium, so wenden, daß sie Coponius’ Kriegsgaleeren mit ihren Rammspornen den Bug zuwandten. Die gegnerischen Schiffe waren auf eine knappe Meile an sie herangekommen und beschleunigten bereits auf Rammgeschwindigkeit.
Da drehte plötzlich der Wind und blies heftig von Norden. Triumphierend sahen Antonius und seine Männer zu, wie die Schiffe des Pompeius nach Süden abgetrieben wurden und schließlich am Horizont verschwanden.
Die Einwohnerschaft von ganz Lissus und den anderen Orten an der Küste war auf den Beinen, um Caesars Armee willkommen zu heißen, und half eifrig, Tausende von Tieren an Land zu bringen; der Hafen von Lissus war nicht annähernd so gut mit Kais ausgestattet wie Brundisium.
Antonius war sehr zufrieden. Er rastete nur so lange, wie seine Männer und Tiere brauchten, um etwas zu essen und wieder sicher auf den Beinen zu stehen. Dann brachten die Tribunen, Zenturionen und Reiterpräfekten die Männer in Marschordnung und brachen nach Süden zu Caesar auf.
»Oder zu Pompeius«, sagte Calenus.
Antonius schlug sich empört auf den Schenkel. »Du solltest es eigentlich besser wissen, Calenus! Glaubst du wirklich, wir könnten zuerst einer Schlafmütze wie Pompeius begegnen?«
Caesar stand auf der höchsten Anhöhe in der Umgebung seines Lagers am Apsus und hielt Ausschau. Als er seine Flotte aus der Ferne nahen sah, entfuhr ihm ein Seufzer der Erleichterung. Dann aber mußte er hilflos mit ansehen, wie seine Schiffe vom Wind nach Norden abgetrieben wurden.
»Lager abbrechen! Wir marschieren.«
»Pompeius macht sich auch marschbereit«, bemerkte Vatinius. »Er wird vor uns dort sein.«
»Pompeius geht als Feldherr immer auf Nummer sicher, Vatinius. Er will sich aussuchen, wo die Schlacht stattfindet, und er wird sich nicht von Dyrrhachium in Richtung Norden wagen, weil er die örtlichen Gegebenheiten dort nicht gut genug kennt. Ich schätze, er geht am Genusus in der Nähe von Asparagium in
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