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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Sonnengottes Helios. Sein großer, blonder Schnurrbart fiel ihm fast bis auf die Schultern hinab, und sein Gesicht mit den leidenschaftlichen blauen Augen war edel geschnitten. Seine engen Hosen und das lange Hemd waren schwarz, der große rechteckige Umhang dagegen, den er sich um den Leib geschlungen und an der linken Schulter festgesteckt hatte, zeigte das Karomuster der Eburonen in Schwarz und Scharlachrot auf leuchtendem Safrangelb. Direkt über den Ellbogen trug er zwei goldene Armreifen so dick wie Schlangen und knapp über den Handgelenken mit glänzenden Bernsteinen besetzte goldene Spangen. An seinem Hals schimmerte ein gewaltiger goldener Halsring, der in zwei Pferdeköpfen endete; die Brosche, die den Umhang hielt, war ein in Gold gefaßter gewaltiger Bernstein; Gürtel und Wehrgehenk bestanden aus goldenen, mit Scharnieren verbundenen und mit Bernstein eingelegten Goldplatten, und die Scheiden seines Langschwertes und seines Dolches bestanden aus denselben Materialien. Jeder Zoll von ihm war königlich.
    Doch bevor Ambiorix die anderen Stämme überreden konnte, sich mit seinen Eburonen zu verbünden, brauchte er einen Sieg, und am einfachsten war natürlich ein Sieg im eigenen Land. Dort lagerten wie ein Gastgeschenk Sabinus, Cotta und die Dreizehnte Legion. Das Problem war nur ihr Lager; die Gallier wußten aus bitterer Erfahrung, daß es so gut wie unmöglich war, ein richtig befestigtes Winterlager zu stürmen, zumal wenn es, wie in diesem Fall, auf den Überresten eines gewaltigen gallischen oppidum errichtet und durch zusätzliche römische Befestigung uneinnehmbar geworden war. Genausowenig konnte man Atuatuca belagern und aushungern; die Römer hatten eingeplant, daß ihre Gegner auf diesen Gedanken verfallen könnten. Ein römisches Winterlager verfügte über ausreichend Trinkwasser und Nahrungsmittel und über sanitäre Einrichtungen, durch die Seuchen in Schach gehalten wurden. Nein, Ambiorix mußte die Römer aus Atuatuca herauslocken. Zu diesem Zweck täuschte er einen Angriff auf Atuatuca vor, ohne daß seine Eburonen dabei zu Schaden kamen.
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß Sabinus ihm sein Vorhaben erleichtern würde, indem er eine Delegation zu ihm schickte und empört von ihm wissen wollte, was der Angriff bedeute. Ambiorix beeilte sich, ihm persönlich zu antworten.
    »Du willst doch nicht zu ihm hinaus!« sagte Cotta, als Sabinus seinen Brustpanzer anschnallte.
    »Natürlich tue ich das. Du solltest auch mitkommen, Kollege.«
    »Auf keinen Fall!«
    Sabinus ging also allein, nur begleitet von seinem Dolmetscher und einer Ehrenwache. Das Gespräch fand direkt vor dem Haupttor von Atuatuca statt, und Ambiorix wurde von noch weniger Männern begleitet als Sabinus. Also drohte doch überhaupt keine Gefahr. Was hatte Cotta denn?
    »Warum hast du mein Lager angegriffen?« ließ Sabinus wütend den Dolmetscher fragen.
    Ambiorix zuckte übertrieben mit den Schultern, breitete die Hände aus und riß die Augen erstaunt auf. »Wie, edler Sabinus, ich habe doch nur getan, was von einem Ende Galliens bis zum anderen jeder König und Häuptling tut.«
    Sabinus fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. »Was soll das heißen?« fragte er und befeuchtete nervös seine Lippen.
    »In ganz Gallia Comata ist ein Aufstand ausgebrochen, edler Sabinus.«
    »Und Caesar sitzt untätig in Samarobriva? Unsinn!«
    Ambiorix hob wieder die Schultern und riß die blauen Augen auf. »Caesar ist nicht mehr in Samarobriva, edler Sabinus. Weißt du nicht, daß er es sich anders überlegt hat und vor einem Monat ins italische Gallien aufgebrochen ist? Sobald er weg war, töteten die Carnuten König Tasgetius, und der Aufstand begann. Samarobriva wird von einer solch gewaltigen Streitmacht belagert, daß mit seinem Fall in Kürze zu rechnen ist. Nicht weit davon wurde Marcus Crassus niedergemetzelt. Titus Labienus wird belagert, Quintus Cicero und die Neunte Legion sind tot, und Lucius Fabius und Lucius Roscius haben sich nach Tolosa in der römischen Provinz zurückgezogen. Du bist allein, edler Sabinus.«
    Sabinus, kreideweiß im Gesicht, nickte benommen. »Jetzt verstehe ich. Ich danke dir für deine ehrlichen Worte, König Ambiorix.« Er machte kehrt und eilte mit zitternden Knien durch das Tor zurück.
    Cotta starrte ihn mit offenem Mund an. »Davon glaube ich kein Wort!«
    »Das tust du aber besser, Cotta. Bei den Göttern, Marcus Crassus und Quintus Cicero mitsamt ihren Legionen tot!«
    »Wenn Caesar

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