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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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geschnittene Haare um die Fingerknöchel zu wickeln. Erst als er den Kopf mit seiner Hand wie mit einer Klaue packte, gelang es ihm, ihn hochzuheben und in Richtung der Dreizehnten zu schwenken. »Zum Angriff!« schrie er. »Holt euch ihre Köpfe, holt euch ihre Köpfe!«
    Wenig später wurde Cotta getötet und geköpft, doch Gorgo lebte noch und sah, wie der sterbend zusammenbrechende Standartenträger den geweihten silbernen Adler mit letzter Kraft wie einen Wurfspieß hinter die lichter werdenden römischen Reihen warf.
    Bei Einbruch der Dunkelheit zogen die Eburonen sich zurück, und Gorgo machte die Runde, um zu sehen, wie viele seiner Jungs noch auf den Beinen waren. Es waren furchtbar wenige, vielleicht zweihundert von fünftausend.
    »Also gut, Jungs«, sagte er, als sie sich inmitten ihrer gefallenen Kameraden um ihn geschart hatten. »Schwerter raus. Tötet alle, die noch atmen, dann kommt wieder.«
    »Wann kehren die Eburonen zurück?« fragte ein Siebzehnjähriger.
    »Im Morgengrauen, Junge, aber dann wird von uns keiner mehr leben, den sie in ihren Weidenkäfigen verbrennen könnten. Tötet die Verwundeten, dann kommt wieder. Wenn ihr Angehörige des Trosses oder Sklaven lebend antrefft, laßt sie wählen. Entweder sie versuchen sich zu den Remern durchzuschlagen oder sie bleiben hier und sterben mit uns.«
    Die Soldaten gingen, um seine Befehle auszuführen, und Gorgo nahm den silbernen Adler und sah sich um. Seine Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Dort! Er kratzte eine längliche, flache Vertiefung in die blutgetränkte Erde und begrub den Adler. Anschließend zog er tote Soldaten über die Stelle, bis sie unter einem Berg von Leichen verschwunden war. Dann setzte er sich auf einen Stein und wartete.
    Gegen Mitternacht töteten sich die noch lebenden Soldaten der Dreizehnten Legion, um dem Feuertod im Weidenkäfig zu entgehen.

    Nur wenige Sklaven und Mitglieder des Trosses hatten überlebt, denn sie hatten allen toten Legionären Schwerter und Schilde abgenommen und selbst gekämpft. Die Überlebenden allerdings konnten die feindlichen Linien ungehindert passieren, und so kam es, daß Caesar gegen Ende des folgenden Tages vom Schicksal der Dreizehnten erfuhr.
    »Trebonius, du bleibst hier im Lager«, sagte er. Er trug einen einfachen Brustpanzer aus Stahl, und an seinen Schultern war sein scharlachroter Feldherrnmantel befestigt.
    »Du kannst nicht ohne Schutz gehen, Caesar!« rief Trebonius. »Nimm die Zehnte, und ich lasse Marcus Crassus und die Achte kommen, um Samarobriva zu halten.«
    »Ambiorix ist längst über alle Berge«, sagte Caesar fest. »Er weiß, daß die Römer Hilfe schicken werden, und will seinen Sieg natürlich nicht gefährden. Ich habe Dorix von den Remern verständigt, er kommt mit seinen Männern. Das reicht mir als Schutz.«
    Und so wurde es gemacht. Als Caesar an den Sabis kam, unweit der Stelle, an der der Fluß entsprang, wartete Dorix mit zehntausend remischen Reitern auf ihn. Mit Caesar waren eine Schwadron Reiter der Haeduer und einer seiner neuen Legaten gekommen, Publius Sulpicius Rufus.
    Rufus sog erstaunt die Luft ein, als sie über eine Anhöhe ritten und unter sich das gewaltige Reiterheer erblickten. »Jupiter, was für ein Anblick!«
    Caesar brummte bestätigend. »Schön anzusehen, wie?«
    Die Umhänge der Remer waren in leuchtendem Blau und mattem Karmesin kariert, zwischen die Karos war ein dünner, gelber Faden eingewoben; dasselbe galt für ihre Hosen. Ihre Hemden waren ebenfalls karmesinrot, die Pferdedecken wiederum leuchtend blau.
    »Ich wußte gar nicht, daß die Gallier so schöne Pferde haben.«
    »Das haben sie auch nicht«, sagte Caesar. »Die Remer züchten schon seit Generationen italische und spanische Pferde. Deshalb waren sie über meine Ankunft in Gallien auch so erfreut und bekundeten überschwenglich ihre Freundschaft. Sie hatten große Schwierigkeiten mit ihren Pferden, weil die anderen Stämme fortwährend ihre Herden plünderten. Die Notwehr hat sie zu vorzüglichen Reitern gemacht, aber sie haben trotzdem viele Pferde verloren und mußten ihre Zuchthengste in regelrechten Festungen einsperren. Ihr Gebiet grenzt an das der Treverer, die ganz gierig auf die Pferde der Remer sind. Für die Remer war ich ein Geschenk der Götter — meine Anwesenheit bedeutete, daß Rom fest in Gallien Fuß fassen wollte. Die Remer stellen mir also exzellente Reiter zur Verfügung, und ich schicke als Dank dafür Labienus zu den Treverern, um sie

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