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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einzuschüchtern.«
    Sulpicius Rufus fröstelte. Er wußte genau, was Caesar damit meinte, obwohl er Labienus nur von in Rom kursierenden Geschichten kannte. »Warum reiten sie keine gallischen Pferde?« fragte er.
    »Die sind kaum größer als Ponies. Reinrassige einheimische Pferde sind Ponies, und sie sind für Männer von der Größe der Belgen sehr unbequem.«
    Dorix kam die Anhöhe heraufgeritten und begrüßte Caesar herzlich, dann wendete er sein Pferd und stellte sich neben den Feldherrn.
    »Wo ist Ambiorix?« fragte Caesar, der seit Eintreffen der Nachricht vpn der Katastrophe keine Miene bewegt und keine Trauer gezeigt hatte.
    »Nicht mehr in der Nähe des Schlachtfelds. Wie meine Späher berichten, sind alle Eburonen abgezogen. Ich habe Sklaven mitgebracht, damit wir die Toten verbrennen und begraben können.«
    »Gutgemacht.«
    Sie saßen für die Nacht ab und ritten am Morgen weiter.
    Ambiorix hatte seine Toten mitgenommen, nur noch die Leichen der Römer lagen in der Schlucht. Caesar stieg ab und bedeutete den Remern und seiner Schwadron durch ein Handzeichen, daß sie zurückbleiben sollten. Zu Fuß gingen er und Sulpicius Rufus weiter, und dann begannen Tränen über sein gefurchtes Gesicht zu rinnen.
    Zuerst fanden sie die an der Legatenrüstung sofort kenntliche, kopflose Leiche Sabinus’; er war eher klein gewesen, Cotta viel größer.
    »Jetzt kann Ambiorix seine Haustür mit dem Kopf eines römischen Legaten schmücken«, sagte Caesar. Seine Tränen schien er nicht zu bemerken. »Er wird keine Freude daran haben.«
    Fast alle Leichen waren geköpft worden. Die Eburonen nahmen wie viele keltische und belgische Stämme Galliens Köpfe als Siegestrophäen mit, um die Türpfosten ihrer Häuser damit zu schmücken.
    »Es gibt Händler, die mit dem Verkauf von Zedernharz an die Gallier, ein Vermögen machen«, sagte Caesar, der immer noch lautlos weinte.
    »Zedernharz?« Auch Sulpicius Rufus weinte, und ihr nüchternes Gespräch kam ihm ganz unwirklich vor.
    »Um die Köpfe zu konservieren. Je mehr Köpfe jemand an seiner Tür hängen hat, desto höher sein Ansehen als Krieger. Einige lassen die Köpfe verwesen, aber die Adligen legen sie in Zedernharz ein. Wir werden Sabinus erkennen, wenn wir ihn sehen.«
    Der Anblick von Leichen und Schlachtfeldern war für Sulpicius Rufus nicht neu, doch die Feldzüge, an denen er in seiner Jugend teilgenommen hatte, hatten alle im Osten stattgefunden, wo es, wie er jetzt erkannte, ganz anders zuging, nämlich zivilisiert. Er war zum erstenmal in Gallien und erst seit zwei Tagen im Lager, als Caesar ihm befohlen hatte, ihn auf diese Totenreise zu begleiten.
    »Wenigstens wurden sie nicht hilflos wie Frauen abgeschlachtet«, sagte Caesar. »Sie haben gekämpft wie die Löwen.« Plötzlich blieb er stehen.
    Er war an die Stelle gekommen, an der die überlebenden Legionäre sich selbst getötet hatten. Ihre Köpfe saßen noch auf den Schultern, offenbar hatten die Eburonen einen Bogen um sie gemacht, vielleicht aus Furcht vor einem solchen, ihnen selbst fremden Mut. In der Schlacht zu sterben war ruhmreich, nach der Schlacht allein im Dunkeln zu sterben furchtbar.
    »Gorgo!« sagte Caesar und verlor vollends die Fassung.
    Er kniete neben dem grauhaarigen Veteranen nieder, zog die Leiche in seine Arme und beugte sich dann ganz hinunter und drückte laut klagend seine Wange an die grauen Haare. Diesmal hatte seine Klage nichts mit dem Tod seiner Mutter und seiner Tochter zu tun, diesmal trauerte er als Feldherr um seine Soldaten.
    Sulpicius Rufus ging erschüttert weiter; er hatte gemerkt, wie jung die Gefallenen waren. Die meisten hatten sich noch nie rasiert. Was für ein schreckliches Geschäft der Krieg war! Er ließ den Blick gehetzt über die Gesichter schweifen auf der Suche nach einem Lebenszeichen, und er fand es im Gesicht eines älteren Zenturios, dessen Hände immer noch den Griff des Schwertes umklammerten, das er sich in den Bauch gestoßen hatte.
    »Caesar!« rief er. »Caesar, hier lebt noch einer!«
    Und so erfuhren sie die Geschichte von Ambiorix, Sabinus, Cotta und Gorgo, bevor der Zenturio endgültig die Augen schloß.
    Caesars Tränen waren noch nicht getrocknet, als er aufstand.
    »Der Adler fehlt«, sagte er, »er müßte aber hier sein. Der Standartenträger hat ihn vor seinem Tod noch hinter die Wälle geworfen.«
    »Sicher haben die Eburonen ihn mitgenommen«, meinte Sulpicius Rufus. »Sie haben abgesehen von den Legionären, die sich selbst

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