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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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umgebracht haben, alles durchsucht.«
    »Damit wird Gorgo gerechnet haben. Bei ihnen finden wir den Adler.«
    Sie zogen die Leichen um Gorgo weg und fanden den silbernen Adler der Dreizehnten.
    »Während meiner ganzen Zeit als Soldat habe ich nie erlebt, daß eine Legion bis zum letzten Mann umkam, Rufus«, sagte Caesar auf dem Rückweg zu dem geduldig wartenden Dorix und den Remern. »Ich wußte , daß Sabinus ein Angeber war, aber weil er so gut gegen Viridovix und die Veneller gekämpft hatte, hielt ich ihn für einen fähigen Soldaten. An Cottas Eignung hatte ich viel mehr Zweifel.«
    »Du konntest es nicht wissen«, sagte Sulpicius Rufus, der nicht wußte, was er antworten sollte.
    »Nein, das konnte ich nicht, aber nicht wegen Sabinus, sondern wegen Ambiorix. Die Belgen haben einen gefährlichen Anführer hervorgebracht. Er mußte mich zuerst selbst besiegen, um den anderen zu beweisen, daß er fähig ist, sie zu führen. Jetzt wird er wahrscheinlich gerade die Treverer hofieren.«
    »Nicht die Nervier?«
    »Die Nervier kämpfen zu Fuß, für Belgen ungewöhnlich. Ambiorix führt am liebsten Reiter in den Kampf, deshalb wird er die Treverer umwerben. Fühlst du dich einem langen Ritt gewachsen, Rufus?«
    Sulpicius Rufus sah ihn überrascht an. »Ich habe nicht dein Durchhaltevermögen im Sattel, Caesar, aber ich tue, was du von mir verlangst.«
    »Gut. Ich muß hierbleiben, um die Begräbnisriten für die Legionäre der Dreizehnten durchzuführen, deren Köpfe fehlen und die deshalb nicht die Münze halten können, mit der sie Charon bezahlen. Glücklicherweise bin ich Pontifex Maximus und kann kraft meines Amtes mit Jupiter Optimus Maximus und Pluto vereinbaren, daß ich Charons Gebühr in einer Summe für alle zahle.«
    Ein durchaus vernünftiger Gedanke. Die einzigen Römer, die unter normalen Umständen ihre Köpfe verloren, verwirkten damit zugleich ihr römisches Bürgerrecht. Keinen Mund zu haben, der die Münze halten konnte, mit der die Fähre über den Styx bezahlt wurde, bedeutete, daß der Schatten des Toten — keine Seele, sondern ein seelenloser Rest des Lebens — ziellos über die Erde statt durch die Unterwelt wanderte, ein unsichtbares, geistloses Wesen ähnlich einem lebenden Wahnsinnigen, der von Ort zu Ort irrte und von mitleidigen Menschen Nahrung und Kleider erhielt, aber nirgendwo zum Bleiben aufgefordert wurde und die Geborgenheit eines Zuhause nicht kannte.
    »Nimm meine Reiterschwadron und reite zu Labienus«, sagte Caesar. Er zog ein Taschentuch unter dem Armloch seines Brustpanzers hervor, wischte sich die Augen und schneuzte sich. »Labienus lagert an der Mosa in der Nähe von Virodunum. Dorix gibt dir ein paar Remer als Führer mit. Berichte Labienus, was hier geschehen ist, und schärfe ihm ein, äußerste Wachsamkeit walten zu lassen. Und sage ihm« — Caesar atmete heftig ein — »sage ihm, er soll kein Pardon geben.«

    Quintus Cicero wußte noch nichts vom Schicksal Sabinus’, Cottas und der Dreizehnten. Ciceros jüngerer Bruder und die Neunte Legion hatten bei den Nerviern keine Festung wie Atuatuca beziehen können, sondern sich statt dessen auf einer flachen, so weit wie möglich vom Waldrand entfernten, vereisten Wiese in genügender Entfernung von der Mosa einrichten müssen.
    Die Lage hatte auch ihre Vorteile. Durch das Lager floß gluckernd ein Bach, der gutes Trinkwasser heranführte und die Abwässer der Latrine der fernen Mosa zuführte. Zu essen gab es genug, der Speiseplan war sogar abwechslungsreicher, als Cicero nach jener freudlosen Besprechung in Portus Itius erwartet hatte. Brennholz war leicht zu beschaffen, auch wenn die damit beauftragten Soldaten den Wald nur schwerbewaffnet und mit größter Wachsamkeit betreten konnten und ein Signalsystem eingerichtet hatten, um notfalls Hilfe herbeizurufen.
    Das Beste am diesjährigen Winterlager war allerdings das freundlich gesinnte Dorf ganz in der Nähe. Der dort ansässige nervische Adlige, ein gewisser Vertico, befürwortete die Anwesenheit einer römischen Armee in Belgica, weil er glaubte, daß die Belgen im Bund mit den Römern die Germanen eher würden abwehren können. Er war deshalb darauf bedacht zu helfen, wo er konnte, und stellte den römischen Truppen in fast schon übertriebener Großzügigkeit auch Frauen zur Verfügung, vorausgesetzt, die Soldaten konnten zahlen. Quintus Cicero hatte lächelnd ein Auge zugedrückt und sich damit begnügt, seinem im sicheren Rom sitzenden großen Bruder zu

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