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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Sorge.«

    Fünf Tage nach dem Tod des Kuriers griffen die Nervier an. Beunruhigt darüber, daß keine Antwort kam, hatte Quintus Cicero einen zweiten Brief geschrieben, doch auch der zweite Bote war abgefangen worden. Die Nervier hatten ihn diesmal nicht gleich umgebracht, sondern zuerst gefoltert und so erfahren, daß Quintus Cicero und die Neunte von früh bis spät daran arbeiteten, die Befestigungen des Lagers zu verstärken.
    Sobald alle Krieger eingetroffen waren, zogen die Nervier los. Sie kamen viel schneller voran als römische Legionäre, auch wenn diese im Schnellschritt marschierten; scheinbar unermüdlich eilten sie mit federnden Sprüngen die Pfade entlang. Jeder Krieger wurde begleitet von seinem Schildträger, seinem Leibsklaven und einem schwerbeladenen Pony mit einem Dutzend Speeren, seinem Kettenhemd, wenn er eines hatte, ferner Proviant, Bier, einem in Moosgrün und erdigem Orange karierten Umhang und einem Wolfsfell für die kalten Nächte; die beiden Sklaven trugen ihre persönliche Habe auf dem Rücken. Die nervischen Krieger marschierten auch nicht in einer Formation. Die flinksten kamen zuerst an, die langsamsten zuletzt. Wer allerdings zuletzt am Treffpunkt eintraf, war nicht mehr dabei. Er wurde dem Kriegsgott Esus geopfert und baumelte im heiligen Eichenhain an einem Ast.
    Den ganzen Tag lang zogen die Nervier vor dem Lager auf, während die Legionäre der Neunten wie besessen hämmerten und sägten. Der Wall und die erhöhte Brustwehr waren fertiggestellt, doch die zusätzlichen sechzig Türme waren noch nicht alle hochgezogen, und die vielen tausend angespitzten Pfähle wurden noch über der Holzkohle gehärtet, die überall glostete, wo Platz war.
    »Dann arbeiten wir eben die Nacht durch«, sagte Quintus Cicero zufrieden. »Heute greifen sie nicht mehr an, zuerst ruhen sie sich noch aus.«
    Doch wie sich herausstellte, waren die Nervier bereits nach einer Stunde ausgeruht. Die Sonne war gerade untergegangen, als sie zu Tausenden heranbrandeten, die Gräben mit belaubten Zweigen füllten und sich mit Hilfe ihrer grellbunten, federgeschmückten Speere die Palisaden hinaufschwangen. Dort standen allerdings die Legionäre der Neunten; jeweils zwei bedienten eine der langen Stangen, mit denen sie die heraufsteigenden Nervier zurückstießen. Andere standen auf den zum Teil fertiggestellten Türmen und warfen von dort ihre Speere mit tödlicher Genauigkeit. Und die ganze Zeit schleuderten die Wurfmaschinen im Lager zwei Pfund schwere Flußsteine über die Wälle in das feindliche Gewimmel.
    Mit Einbruch der Nacht hörten die Kämpfe auf, nicht jedoch die Raserei der Nervier, die auf allen Seiten des Lagers kreischend und heulend durcheinanderhüpften. Das Licht von zwanzigtausend Fackeln erhellte die Dunkelheit und beleuchtete die zuckenden Leiber, die sie schwangen, kupferrote nackte Oberkörper, Haare wie erstarrte Mähnen und weiß aufblitzende Augen und Zähne in der wogenden Masse der Krieger, die in die Luft sprangen, brüllten, schrien und die Fackeln in die Luft warfen und sie wie Jongleure wieder auffingen.
    »Ist das nicht toll, Jungs?« schrie Quintus Cicero, während er durchs Lager eilte und nach den Kohlefeuern sah, nach den Legionären an den Geschützen, die ihre Panzer abgelegt hatten, und nach den Packtieren, die in den Ställen unruhig schnaubten und stampften. »Ist das nicht toll? Die Nervier versorgen uns mit dem Licht, das wir brauchen, um die Türme fertigzustellen! Los, Jungs, keine Müdigkeit vorschützen! Was glaubt ihr denn, wo wir sind? Vielleicht im Harem des Sampsiceramus?«
    Plötzlich begann sein Rücken zu schmerzen, und ein lähmender Schmerz schoß durch sein linkes Bein und zwang ihn zu humpeln. Nein, nicht jetzt! Nicht ein Anfall davon! Solche Anfälle hatten ihn schon tagelang ans Bett gefesselt, ein einziges Häufchen Elend. Nicht jetzt! Wie konnte er sich jetzt ins Bett legen, wenn alles von ihm abhing? Wenn der Befehlshaber klein beigab, was passierte dann mit der allgemeinen Moral? Quintus Cicero biß also die Zähne zusammen, humpelte weiter und brachte es immer wieder fertig, zu lächeln, zu scherzen, den Männern zu sagen, wie großartig sie seien und wie nett es von den Nerviern sei, die Nacht zum Tag zu machen...

Tag für Tag griffen die Nervier an, füllten die Gräben und versuchten die Wälle zu ersteigen, und Tag für Tag wehrten die Römer sie ab, holten die Zweige wieder aus den Gräben und töteten die Nervier.
    Allabendlich schrieb

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