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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sie die Häuptlinge der Ubier, die ohne Krieger gekommen waren.
    »Wir waren es nicht!« rief ihr Anführer, der, wie konnte es anders sein, Hermann hieß. »Das schwören wir, Caesar! Die Sueben haben den Treverern Verstärkung geschickt, aber wir nicht! Kein einziger Ubier hat den Fluß überquert, um den Treverern zu helfen, wir schwören es!«
    »Beruhige dich, Arminius«, sagte Caesar über seinen Dolmetscher; er redete den erregten Sprecher mit der lateinischen Version seines Namens an. »Wenn das so ist, habt ihr nichts zu befürchten.«
    Unter den Ubiern stand auch ein Häuptling, dessen schwarze Kleidung ihn als Mitglied der Cherusker auswies, eines mächtigen Stammes, der zwischen dem Stammesgebiet der Sugambrer und dem Fluß Albis lebte. Caesar Blick kehrte immer wieder fasziniert zu ihm zurück. Weiße Haut, rotgoldene Locken und ein Aussehen, das ganz entschieden an Lucius Cornelius Sulla erinnerte, der, wie Caesar einfiel, für Gaius Marius unter den Germanen spioniert hatte, zusammen mit Quintus Sertorius. Wie alt war dieser Mann? Schwer zu sagen bei den Germanen, deren Haut aufgrund des milden Klimas jung blieb. Er konnte sechzig sein. Ja, durchaus wahrscheinlich.
    »Wie heißt du?« ließ er seinen Dolmetscher fragen.
    »Cornel«, erwiderte der Cherusker.
    »Hast du einen Zwillingsbruder?«
    Die hellen Augen, die Caesars eigenen Augen ähnelten, weiteten sich und füllten sich mit Respekt. »Ich hatte einen. Mein Bruder kam in einem Krieg gegen die Sueben ums Leben.«
    »Und dein Vater?«
    »Ein großer Häuptling, sagte meine Mutter. Er war Kelte.«
    »Wie hieß er?«
    »Auch Cornel.«
    »Und jetzt bist du der Anführer der Cherusker.«
    »Das bin ich.«
    »Und willst du gegen Rom Krieg führen?«
    »Nein, nie.«
    Caesar lächelte und wandte sich wieder Hermann zu. »Beruhige dich, Arminius!« wiederholte er. »Ich glaube dir. Versorgt euch mit Proviant, zieht euch hinter eure Wälle zurück und wartet ab. Ich will Ambiorix, nicht Krieg.«
    »Die Nachricht davon wanderte den Fluß entlang, während du noch deine Brücke gebaut hast, Caesar. Ambiorix ist zu seinem Volk zurückgekehrt, den Eburonen. Das haben die Sueben lautstark verkündet.«
    »Sehr nett von ihnen, aber ich sehe lieber selbst nach.« Caesar lächelte. »Aber da du schon hier bist, Arminius, ich habe dir einen Vorschlag zu machen. Die Ubier sind doch Reiter, die besten Germaniens, wie sie sagen, und viel bessere als sämtliche Belgen. Irre ich mich?«
    Hermann straffte sich stolz. »Nein, das ist vollkommen richtig.«
    »Und ihr habt Schwierigkeiten, Pferde zu bekommen?«
    »Große Schwierigkeiten, Caesar. Einige bekommen wir von der kimbrischen Chersonesos, wo die alten Kimbern gewaltige Rösser gezüchtet haben. Und bei unseren Überfällen auf Belgica geht es uns selten um Land, sondern um italische und spanische Pferde.«
    »Dann kann ich dir vielleicht helfen, Arminius«, sagte Caesar liebenswürdig.
    »Mir helfen?«
    »Ja. Wenn der nächste Winter kommt, schicke vierhundert deiner besten Reiter zu einem Ort namens Vienne in der römischen Provinz Gallia Narbonensis. Sie brauchen nicht gut ausgerüstet zu sein. In Vienne warten achthundert erstklassige remische Pferde auf sie, und wenn sie rechtzeitig da sind, können sie die Tiere auch noch einreiten. Als Geschenk schicke ich dir außerdem weitere tausend remische Pferde, darunter gute Zuchthengste. Die Remer bezahle ich mit meinem eigenen Geld. Interessiert?«
    »Ja, sehr!«
    »Ausgezeichnet! Wie sprechen noch darüber, bevor ich weiterziehe.«
    Caesar ging zu Cornel, der außer Hörweite bei den anderen Häuptlingen und Caesars Aufseher, dem Dolmetscher Gnaeus Pompeius Trogus, gewartet hatte.
    »Noch etwas, Cornel«, sagte er. »Hast du Söhne?«
    »Dreiundzwanzig, von elf Frauen.«
    »Und deine Söhne haben auch wieder Söhne?«
    »Die, die alt genug sind, ja.«
    »Wie das Sulla gefreut hätte!« sagte Caesar lachend. »Und hast du Töchter?«
    »Ich habe sechs am Leben gelassen, die schönsten. Deshalb bin ich hier, denn eine von ihnen soll Hermanns ältesten Sohn heiraten.«
    »Du hast recht.« Caesar nickte zustimmend. »Sechs sind für nützliche Heiraten mehr als genug. Du bist ein weitblickender Bursche!« Er wurde wieder ernst. »Bleib hier, Cornel. Auf dem Rückweg nach Gallia Comata werde ich mit den Ubiern Friedensund Freundschaftsverträge schließen. Und es würde einen schon lange toten großen Römer zutiefst befriedigen, wenn ich auch mit den Cheruskern einen

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