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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sofort mit Vorwürfen überhäufte.
    »Wenn das ein gerechter Prozeß sein soll«, wollte er von Caesar wissen, »warum gibt es dann einen römischen Geschworenen mehr?«
    Caesar machte die Augen weit auf. »Es gibt immer eine ungerade Anzahl von Geschworenen, um Stimmengleichheit zu vermeiden«, sagte er freundlich. »Die Geschworenen wurden ausgelost, wie du selbst gesehen hast, Vercingetorix. Außerdem müssen für die Zwecke dieses Prozesses alle Geschworenen als Römer gelten — jede Stimme hat das gleiche Gewicht.«
    »Wie kann das Gewicht gleich sein, wenn es sechsundzwanzig Römer, aber nur fünfundzwanzig Gallier gibt?«
    »Wäre es dir lieber, wenn ich noch einen Gallier in die Reihe der Geschworenen aufnehmen würde?« fragte Caesar geduldig.
    »Natürlich!« rief Vercingetorix. Ihm war nicht ganz wohl in seiner Haut, da er merkte, daß die römischen Legaten sich das Lachen kaum verkneifen konnten.
    »Dann mache ich das. Setz dich, Vercingetorix.«
    Gobannitio stand auf.
    »Ja?« fragte Caesar. Er wußte, daß Gobannitio ihm treu ergeben war.
    »Ich muß mich für das Benehmen meines Neffen entschuldigen, Caesar. Es soll nicht wieder vorkommen.«
    »Das freut mich, Gobannitio. Können wir jetzt fortfahren?«
    Zeugen wurden vernommen und die Anwälte gehört (mit einer zu Caesars Freude wunderbaren Verteidigungsrede für Acco von Quintus Cicero — sollte sich Vercingetorix doch darüber beklagen!). Dann, gegen Ende des Tages, wurde das Urteil gefällt.
    Dreiunddreißig Geschworene sprachen Acco schuldig, neunzehn nicht schuldig. Schuldig gesprochen hatten ihn die römischen Geschworenen, sechs Remer und ein Lingone. Neunzehn Gallier dagegen, darunter die drei Haeduer, wollten seine Freilassung.
    »Damit steht die Strafe fest«, sagte Caesar unbewegt. »Acco wird ausgepeitscht und geköpft, und zwar sofort. Wer der Hinrichtung zusehen will, mag das tun. Ich hoffe aufrichtig, ihr nehmt euch diese Lektion zu Herzen. Ich werde nicht zulassen, daß noch mehr Verträge gebrochen wenden.«
    Da die Verhandlung ausschließlich auf Lateinisch geführt worden war, merkte Acco erst, zu was er verurteilt worden war, als die römischen Wachen ihn in die Mitte nahmen.
    »Ich bin ein freier Mensch in einem freien Land!« rief er, straffte sich und ging zwischen den Soldaten aus dem Saal.
    Vercingetorix begann zu klatschen, doch Gobannitio schlug ihm hart übers Gesicht.
    »Sei still, du Narr!« sagte er. »Ist es jetzt nicht genug?«
    Vercingetorix verließ den Saal und ging so weit weg, daß er weder sehen noch hören konnte, was mit Acco geschah.
    »Dumnorix soll genau dasselbe gesagt haben, bevor ihn Labienus niederstach«, sagte der Carnute Gutruatus.
    »Was?« fragte Vercingetorix. Ihn fröstelte auf einmal, und sein Gesicht war mit kaltem Schweiß bedeckt. »Was?«
    »>Ich bin ein freier Mensch in einem freien Land!< Das soll Dumnorix gerufen haben, bevor Labienus ihn niederstach. Und jetzt ist seine Frau die Geliebte Caesars. Das hier ist kein freies Land, und wir sind keine freien Menschen.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen, Gutruatus. Mein eigener Onkel schlägt mir vor Caesar ins Gesicht! Warum tut Caesar das? Sollen wir denn vor Angst zittern und ihn auf Knien um Verzeihung bitten?«
    »Caesar will uns damit sagen, daß wir eben keine freien Menschen in einem freien Land sind.«
    »Ich schwöre bei Dagda, Taranis und Esus, daß ich mir dafür Caesars Kopf an den Türpfosten hänge!« rief Vercingetorix. »Wie kann er es wagen, uns ein so lächerliches Theater vorzuführen?«
    »Er kann es, weil er ein glänzender Feldherr ist, der eine glänzende Armee befehligt!« sagte Gutruatus mit zusammengebissenen Zähnen. »Seit fünf Jahren ist er jetzt bei uns, Vercingetorix, und wir haben nichts gegen ihn ausrichten können! Statt dessen hat er die Belgen unterworfen, und bei den Kelten hat er das nur deshalb noch nicht geschafft, weil wir nicht wie die Belgen gegen ihn Krieg geführt haben. Mit Ausnahme der armen Armoricer — und sieh sie dir an! Die Veneter in die Sklaverei verkauft, die Esubier ausgelöscht.«
    Litaviccus und der Haeduer Cotus traten mit grimmigen Gesichtern zu ihnen, gefolgt von Lucterius von den Cadurcern und dem Vergobreten der Lemovicen Sedulius.
    »Das ist es ja!« rief Vercingetorix, an alle gewandt. »Seht euch die Belgen an — Caesar hat sie einen Stamm nach dem anderen erledigt. Nie alle zusammen. Ein Feldzug gegen die Eburonen — einen gegen die Moriner — die Nervier — die

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