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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ausbrechenden Tumult unnötig sterben, dann traf, bevor die Sugambrer noch größeres Unheil anrichten konnten, Caesar mit der Zehnten ein. Freudenschreie mischten sich mit Angstschreien, dann machten die Sugambrer sich davon, während Caesar und Quintus Cicero versuchten, die Ordnung unter den Rekruten wiederherzustellen. Sie brauchten den ganzen Tag dazu.
    »Ich habe dich enttäuscht«, sagte Quintus Cicero, Tränen in den Augen.
    Caesar schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Deine Leute haben keine Kampferfahrung und sind nervös. Das machen die vielen germanischen Wälder. So was passiert, Quintus. Ich glaube, mir an deiner Stelle wäre es nicht besser ergangen. Schuld sind ihre schlechten Zenturionen, nicht mein Legat.«
    »Wenn du sie geführt hättest, hättest du das erkannt und rechtzeitig für Ordnung gesorgt«, sagte Quintus Cicero untröstlich.
    Caesar legte ihm den Arm um die Schulter und rüttelte ihn sanft. »Vielleicht«, sagte er, »aber sicher ist das nicht. Wir werden sehen. Du kannst die Zehnte haben. Die Fünfzehnte wird in den nächsten Monaten unter meinem Kommando stehen. Ich muß im Herbst über die Alpen ins italische Gallien, und ich nehme die Fünfzehnte mit. Ich lasse die Männer marschieren, daß ihnen Hören und Sehen vergeht, und exerziere mit ihnen, bis sie funktionieren wie Marionetten, auch die trägen Zenturionen.«
    »Heißt das, daß ich wie Silanus meine Koffer packen muß?« fragte Quintus Cicero.
    »Ich hoffe aufrichtig, daß du das nicht tust, Quintus! Du bleibst bei mir, bis du selbst gehen willst.« Er zog ihn mit dem Arm an sich und drückte mit der Hand seine Schulter. »Du bist für mich inzwischen der große Bruder des großen Cicero. Er mag mit Worten auf dem Forum glänzen, aber auf dem Schlachtfeld wäre er verloren. Jedem das Seine. Du bist der Cicero, den ich allemal bevorzuge.«
    Diese Worte sollten Quintus Cicero über die Jahre begleiten, und sie sorgten für schmerzhafte, bittere Auseinandersetzungen und tiefen Zwist in der Familie Tullius Cicero. Denn Quintus Cicero konnte sie nicht vergessen und es auch nicht über sich bringen, den Mann zu hassen, der sie gesagt hatte. Natürlich, die verwandtschaftlichen Bande gingen vor, aber das Herz konnte einem darüber trotzdem weh tun. Ach, vielleicht hätte er nie unter Caesar dienen sollen! Doch hätte er es nicht getan, der große Cicero hätte jeden seiner Gedanken diktiert, und Quintus wäre nie aus seinem Schatten getreten.

    Für Caesar ging ein von Kampflärm erfülltes Jahr zu Ende. Er entließ die Legionen frühzeitig ins Winterlager, zwei unter Labienus in ein neues Lager bei den Treverern, zwei im Gebiet der stets treuen Ligonen am Sequana und sechs um Agedincum, das wichtigste oppidum der Senonen.
    Zugleich bereitete er seine Abreise ins italische Gallien vor. Er wollte Rhiannon und seinen Sohn bis zu Rhiannons Villa bei Arausio begleiten und außerdem für den Jungen einen Lehrer finden. Warum interessierte sich der Knabe eigentlich nicht für die Griechen, die zehn lange Jahre am Strand vor Ilium gelegen hatten, für den Streit zwischen Achilles und Hector, den Wahnsinn des Ajax oder den Verrat des Thersites? Hätte er das Rhiannon gefragt, sie hätte womöglich empört geantwortet, Orgetorix sei doch noch nicht einmal vier Jahre alt; aber er fragte sie nicht und verglich den Jungen weiterhin mit dem Kind, das er im selben Alter gewesen war. Er vergaß dabei, daß das Kind eines Genies ein ganz normaler kleiner Junge sein kann.
    Ende November berief er eine zweite pangallische Konferenz ein, diesmal in dem remischen oppidum Durocortorum. Der Grund waren diesmal nicht Verhandlungen. Caesar klagte den Anführer der Senonen Acco aufrührerischer Umtriebe an und hatte deshalb einen förmlichen römischen Prozeß angesetzt, allerdings mit nur einem Verhandlungstag, einen Prozeß mit Zeugen, Kreuzverhör der Zeugen, sechsundzwanzig Römern und fünfundzwanzig Galliern als Geschworenen und Anwälten der Anklage und Verteidigung. Er selbst saß dem Gericht vor, rechts neben ihm saß der Haeduer Cotus, der sich für die Senonen verwendet hatte.
    Alle Kelten und einige Belgen kamen, obwohl die Remer zahlenmäßig am stärksten vertreten waren und sechs der fünfundzwanzig gallischen Geschworenen stellten. Die Arverner wurden von ihren Vergobreten Gobannitio und Critognatus angeführt, doch gehörte ihrer Delegation auch — natürlich, dachte Caesar mit einem innerlichen Seufzer — Vercingetorix an, der das Gericht

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