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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Um den Bestand seines Reiches zu sichern, hätte er ewig leben müssen.
    Während ich meinem Land nur diene. Rom ist größer als jeder Römer. Wenn ich tot bin, wird Rom andere große Männer hervorbringen. Ich werde Rom stärker, reicher und mächtiger machen, aber die, die mir nachfolgen, werden mein Werk fortführen. Unter ihnen halten sich Narren und Weise in etwa die Waage, was man von einem Geschlecht von Königen nicht sagen kann. Denn auf jeden großen König kommen ein Dutzend Nullen.«
    Vercingetorix schwieg, lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Ich bin anderer Meinung«, sagte er schließlich.
    Caesar stand auf. »Dann laß uns hoffen, Vercingetorix, daß wir nicht auf dem Schlachtfeld entscheiden müssen, wer recht hat. Denn dort wirst du verlieren.« Und eindringlich fügte er hinzu: »Arbeite mit mir zusammen, nicht gegen mich!«
    »Nein«, sagte Vercingetorix, die Augen immer noch geschlossen.
    Caesar verließ das Zimmer und suchte Aulus Hirtius auf.
    »Rhiannon wird immer interessanter«, sagte er zu ihm. »Der junge Heißsporn Vercingetorix ist ihr Vetter ersten Grades. Darin unterscheiden sich die gallischen Adligen nicht von den römischen. Sie sind alle miteinander verwandt. Hab für mich ein Auge auf sie, Hirtius.«
    »Heißt das, sie soll mit mir nach Lutetia?«
    »Genau das. Wir müssen ihr soviel wie möglich Gelegenheit geben, mit ihrem Vetter Vercingetorix zu verkehren.«
    Hirtius’ rundes, sympathisches Gesicht verzog sich, und seine braunen Augen blickten flehend. »Wirklich, Caesar, ich glaube nicht, daß sie dich verraten würde, egal wer ihre Verwandten sind. Sie ist über beide Ohren in dich verliebt.«
    »Ich weiß, aber sie ist eine Frau. Sie plappert und macht dumme Sachen wie Servilia einen Brief zu schreiben — wie kann man so etwas Dämliches tun! Sorge während meiner Abwesenheit dafür, daß sie nichts Wichtiges erfährt.«
    Wie alle anderen, die von dem Brief wußten, hätte auch Hirtius zu gern gewußt, was Servilia geschrieben hatte, aber Caesar hatte den Brief persönlich geöffnet und ihn mit Quintus Ciceros Ring wieder versiegelt, bevor ihn jemand anders hatte lesen können.
    Als Caesar mit sechs Legionen aufmarschierte, fiel der Widerstand der Senonen in sich zusammen, und sie ergaben sich kampflos. Sie stellten Geiseln, baten um Verzeihung und entsandten eilends Delegierte nach Lutetia, wo die anderen Gallier sich zankten und rauften, tranken und Feste feierten. So entsetzt waren sie über das schnelle Auftauchen der vier neuen Legionen, ihr professionelles Auftreten, ihre blitzenden Waffen und die modernen Wurfmaschinen, daß sie auch hysterische Warnungen an die Carnuten schickten. Die Haeduer hatten Caesar um Nachsicht für die Senonen gebeten, die Remer taten jetzt dasselbe für die Carnuten.
    »Also gut«, sagte Caesar zu dem Haeduer Cotus und zu dem Remer Dorix, »ich lasse Gnade walten. Was soll ich sonst tun? Niemand hat das Schwert erhoben. Ich würde ja gerne glauben, daß es ihnen ernst mit dem Frieden ist. Aber das kann ich nicht.«
    »Sie brauchen Zeit, Caesar«, sagte Dorix eindringlich. »Sie sind wie Kinder, denen man nie etwas verboten hat, und plötzlich haben sie einen Stiefvater, der auf Gehorsam besteht.«
    »Kinder, ja, das sind sie.« Caesar sah Dorix mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ich meinte es bildlich«, erwiderte Dorix würdevoll.
    »Und jetzt ist keine Zeit für Scherze. Ich verstehe, was du meinst. Aber ob sie es nun ernst meinen oder nicht, meine Freunde, ihr künftiges Wohl hängt davon ab, ob sie die Verträge halten, die sie unterschrieben haben. Das gilt besonders für die Senonen und die Carnuten. Die Treverer sind für mich ein hoffnungsloser Fall, sie müssen mit Gewalt unterworfen werden. Aber die Kelten Zentralgalliens sind gebildet genug, um die Bedeutung von Verträgen und ihren Klauseln zu kennen. Ich würde Leute wie Acco von den Senonen oder Gutruatus von den Carnuten nur ungern hinrichten — aber wenn sie mich verraten, tue ich es, das muß klar sein!«
    »Sie werden dich nicht verraten, Caesar«, sagte Cotus beschwichtigend. »Wie du sagst, sie sind Kelten, keine Belgen.«
    Caesar hob die Hand, um sich in einer Geste der Verzweiflung und des Überdrusses durch die Haare zu fahren, doch hielt er noch vorher inne und fuhr sich statt dessen mit der Hand übers Gesicht. Nichts durfte die Ordnung der sorgfältig gekämmten, schütteren Haare gefährden. Seufzend lehnte er sich zurück und sah die

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