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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Handfläche nach oben aus; Gutruatus legte seine Hand darauf, ebenfalls mit der Handfläche nach oben, gefolgt von Litaviccus, Sedulius, Lucterius und zuletzt Cotus.
    »Für freie Menschen in einem freien Land«, sagte Vercingetorix. »Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagten sie.

Wäre Caesar noch einen oder zwei Tage länger geblieben, er hätte von diesem Gespräch vielleicht über Rhiannon erfahren. Doch auf einmal wollte er nichts dringlicher als Gallia Comata verlassen. Bereits am folgenden Tag brach er im Morgengrauen ins italische Gallien auf, begleitet von der glücklosen Fünfzehnten Legion und von Rhiannon auf ihrem langbeinigen italischen Zelter. Rhiannon hatte Vercingetorix diesmal nicht gesprochen, und sie verstand auch nicht, warum Caesar so kurz angebunden war. War da eine andere Frau? Bei ihm immer! Allerdings waren diese anderen Frauen nie wichtig, und keine hatte ihm einen Sohn geboren. Sein Sohn saß in diesem Augenblick zusammen mit seiner Amme in einem Wagen und umklammerte mit seinen Armen das große Trojanische Pferd. Menelaus, Odysseus, Achilles oder Ajax waren ihm egal, aber das Trojanische Pferd war das wunderbarste Tier der Welt, und es gehörte ihm.
    Sie waren noch keinen Tag unterwegs, als Caesar ihnen bereits weit vorausgeeilt war. Wie der Wind flog er in seinem von vier Maultieren gezogenen Wagen dahin und diktierte einem Sekretär mit grünlichem Gesicht eine Nachricht an den Senat und einem anderen einen Brief an den großen Bruder Cicero, ohne ein einziges Mal durcheinanderzukommen. In beiden Briefen berichtete er in einer beträchtlich modifizierten Version von Quintus Cicero und den Sugambrern. Die Narren im Senat glaubten, daß er die Wahrheit verfälschte, aber bei der offiziellen Version von Quintus Cicero und den Sugambrern würden sie das nicht argwöhnen.
    Er diktierte ununterbrochen und wartete geduldig, wenn ein Sekretär über den Wagenrand lehnte, um sich zu übergeben. Alles war ihm recht, um die Szene im Saal von Durocortorum zu verdrängen, um Acco zu vergessen und seine letzten Worte, die ihn an Dumnorix erinnert hatten. Er hatte Acco nicht opfern wollen, aber wie sollten die Kelten die Gepflogenheiten zivilisierter Menschen sonst lernen? Reden bewirkten nichts, gute Beispiele auch nichts.
    Wie kann ich die Kelten zwingen, das zu lernen, was ich den Belgen erst durch blutige Kämpfe beibringen konnte? Denn ich muß meine Aufgabe tun und darf die Jahre nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich kann nicht nach Rom zurückkehren, ohne meine dignitas durch den Glanz eines vollkommenen Sieges vergrößert zu haben. Ich bin jetzt berühmter als Pompeius Magnus auf dem Gipfel seines Ruhmes, und ganz Rom liegt mir zu Füßen. Ich werde tun, was ich tun muß, egal wieviel es kostet. Doch ach, die Erinnerung an vergangene Bluttaten ist im Alter kein Trost!

III. Rom
    Januar bis April 52 v. Chr.
    D er Neujahrstag brach an, ohne daß die Magistraten ihre Amtsgeschäfte aufnehmen konnten; Rom war den Launen des Senats und der zehn Volkstribunen ausgeliefert. Cato hatte Wort gehalten und die letztjährigen Wahlen so lange blockiert, bis Pompeius’ Neffe Gaius Memmius seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Erst im Quinctilis des vergangenen Jahres waren dann Gnaeus Domitius Calvinus und der Augur Messalla Rufus für die verbleibenden fünf Monate des Jahres zu Konsuln gewählt worden. Wegen der Bandenkämpfe zwischen Publius Clodius und Titus Annius Milo hatten sie allerdings keine Konsulatswahlen für das folgende Jahr anberaumt. Milo wollte Konsul werden, Clodius Prätor — aber beide wollten verhindern, daß der andere Erfolg hatte. Sie stellten also Banden auf und bekämpften einander unermüdlich. Zwar blieben die meisten Stadtteile davon unberührt, denn die Gewalttätigkeiten beschränkten sich auf das Forum Romanum und die umliegenden Straßen. Dort aber wurden die Straßenkämpfe so erbittert geführt, daß der Senat seine Sitzungen nicht mehr in der Curia Hostilia abhalten konnte und die Volksversammlung und die Tributkomitien überhaupt nicht mehr tagten.
    Diese Lage der Dinge behinderte ernstlich die Karriere des Marcus Antonius, eines engen Freundes von Clodius. Mit seinen dreißig Jahren hätte er längst Quästor sein müssen — ein Amt, zu dessen Vorteilen die automatische Beförderung in den Senat gehörte und das einem rührigen Mann viele Möglichkeiten bot, sein Säckel zu füllen. Der Quästor einer Provinz kümmerte sich — normalerweise unbeaufsichtigt

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